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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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während er den Blick über den Tisch schweifen ließ. Er merkte, dass sie den Kopf schief gelegt hatte und ihn ansah. Oder war das Einbildung?
    Also keine allzu lange Zeit mehr, dachte er. Warum tötete jemand einen Mann, der sowieso bald sterben würde?
    Im Affekt, das war die einzige Antwort.
    »Bist du müde?«, fragte sie.
    »Wieso?«
    »Du wirkst abwesend«, erwiderte sie.
    »Ehrlich?«, sagte er mit Unschuldsmiene.
    Doch kurz darauf breitete sich die Schamesröte auf seinen Wangen aus.
    Was machte er da eigentlich? Er träumte und spielte. Kleinkram. Er war ein freier Mensch, konnte tun, was ihm behagte. Er musste sich nur zusammenreißen und das Kommando nicht nur über seine Taten, sondern auch über seine Gedanken übernehmen.
    »Danke für das gute Essen«, sagte er und gab ihr pflichtschuldig einen Kuss auf den Mund.

Kapitel 48
    S ie hießen Glas, was hier in Hjortfors natürlich ein guter Name ist«, sagte Ebbe und starrte Janne Lundin an. »Scheinbar stammen sie von irgendwelchen Deutschen ab, die vor langer Zeit hierherkamen und die Glashütte gründeten.«
    »Familie Glas«, wiederholte Lundin.
    »Genau, und sie wohnten in dem roten Haus ganz am Ende des Sodavägen neben den Skoglunds. Die schreckliche Geschichte ist schon lange her, obwohl sich natürlich jeder, der damals schon hier wohnte, daran erinnert«, sagte Ebbe Lind leise. »Das war alles so furchtbar.«
    Lundin war auf dem Nachhauseweg noch kurz bei seinem alten Schulkameraden vorbeigefahren, weil er hoffte, ihn in aller Freundschaft noch ein wenig ausfragen zu können. Nun hatte Lundin also seine beste Quelle vor sich. Was konnte Ebbe zu diesem Thema beitragen?
    Sie saßen wieder am Küchentisch. Lundin hatte einen Kaffee abgelehnt, er sehnte sich nach richtigem Essen, und das würde er bekommen, wenn er nach Hause kam.
    »Erzähl mal«, forderte er Ebbe auf.
    »Tja, wo soll ich anfangen?«, sagte Ebbe mehr zu sich selbst. »Es hat die Familie hart getroffen, ich erinnere mich nicht an alles so genau, das ist sicher zwanzig Jahre her, aber es fing damit an, dass der Mann bei einem Autounfall ums Leben kam. Wie war das noch?«, fragte er sich, sah zur Decke und suchte nach einer Antwort. Lundin war müde, und sein Magen knurrte, aber er machte keinen Druck, das war selten klug.
    D ie Wanduhr tickte schicksalhaft, es war diese Art von Uhr, die früher fast jeder gehabt hatte. Mona und er hatten eine identische in ihrer Küche in Oskarshamn, allerdings in Weiß. Diese hier hatte einen roten Rahmen, ein weißes Zifferblatt mit schlanken schwarzen Ziffern und einen Sekundenzeiger, der wusste, was er wollte, und treu und brav im Kreis sprang, solange die Batterie hielt. Heutzutage ertrugen die Leute keine Uhrengeräusche mehr, die Uhren waren verstummt. Aber die Frage war, ob Ebbe überhaupt genug hörte, um sich davon stören zu lassen.
    »Er hieß Sven, das weiß ich noch«, sagte Ebbe schließlich. »Sven Glas. Die Frau hatte einen ungewöhnlichen Namen, Clarissa, glaube ich. Das war ein fesches Frauenzimmer«, sagte Ebbe und grinste. »Die wusste sich zu geben und war gut in Sprachen, hatte auch im Ausland gelebt. Deshalb führte sie ausländische Gruppen in der Glashütte herum und sprach mit denen auf Englisch, Deutsch und Französisch, glaube ich. Vielleicht sogar noch mehr, ich bin nicht so gut in Ausländisch!«
    »Ich auch nicht«, sagte Lundin, und sie bekräftigten ihre gemeinsame Schwäche mit einem Nicken.
    »Sven Glas verunglückte in einem Herbststurm, er geriet von der Fahrbahn ab. Das war so ein Sturm, von dem der halbe Wald umgelegt wird. Das war schlimm für die Familie, die Frau kam nie darüber hinweg. Er war noch gar nicht alt und hatte zwei kleine Kinder«, erzählte Ebbe.
    »Weißt du, wie es zu dem Unglück kam?«
    »Ich glaube, das Auto geriet ins Schleudern, und er ist ein paar Kilometer außerhalb des Ortes einen Abhang hinuntergestürzt. Wahrscheinlich war die Sicht schlecht, es goss in Strömen, und Laub und Zweige flogen durch die Luft. Aber es war wohl kein Baum auf die Straße gefallen, sowas passiert ja auch oft.«
    »Ein richtiges Unwetter also.«
    »Richtiger Sturm, ganz übel, und alle blieben natürlich zu Hause. Deshalb dauerte es eine Weile, bis man das Auto mit Glas darin fand, und da war er schon tot. Nachdem die Leiche untersucht worden war, hieß es, er sei sofort tot gewesen. Aber vielleicht hat man das auch nur gesagt, damit die Frau nicht dachte, dass er gelitten habe.«
    Ebbe legte sich eine

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