Tod in der Walpurgisnacht
überall eingemischt hat. Zum Beispiel mit der Allmende und der Pflege des Platzes. Was wusste denn Skoglund schon davon? Der ist wie ein Gutsherr von früher hingegangen und hat befohlen, wie viel geschnitten werden sollte und so.« Plötzlich sprudelten die Worte aus Ebbe heraus, so wütend war er.
»Als ob ich von nichts eine Ahnung hätte«, fuhr Ebbe fort, sein Gesicht nahm Farbe an, und sein Blick wurde lebendig. »Und dann hat er sich in die Versorgung der Pontons und der Umkleidekabinen am Badeplatz eingemischt. Die ganze Zeit lief er da rum und hatte immer irgendwas im Visier«, sagte Ebbe und presste die Lippen aufeinander, als wollte er die Wörter wegschließen. »Was auch immer das sein konnte«, fügte er in ruhigerem Tonfall hinzu, als ob er sich verplappert hätte.
»Was im Visier? Woran denkst du dabei?«, hakte Lundin sogleich nach.
Ebbe aber zuckte nur mit den Schultern und hielt den Mund geschlossen.
»Hast du eigentlich mal mit Peo Jeppson, dem Glasbläsermeister gesprochen?«, fragte er zum Schluss. »Der hält nicht hinterm Berg, was Skoglund angeht. Man könnte fast meinen, dass er ihn gern losgeworden wäre. Der ist jetzt bestimmt hochzufrieden.«
Ebbe blinzelte.
Aber Peo Jeppson hatte ein nahezu unantastbares Alibi für die betreffende Zeit, dachte Lundin. Claesson hatte das nachgeprüft. Außerdem hätte Jeppson seine Abneigung gegen Skoglund sicher nicht so offen gezeigt, wenn er ihn umgebracht hätte. Aber es gab keinen Anlass, Ebbe davon zu erzählen.
»Ich fand, dass Skoglund ein übler Kerl war«, stieß Ebbe plötzlich hervor und sah Lundin direkt in die Augen. »Wir können schließlich nicht alle was werden, also was Großes zumindest, aber er hat einen dafür immer wie ein Stück Dreck behandelt. Wenn etwas erledigt werden musste, dann hat er mit einem geredet, als wäre man ein Hund.«
»So gesehen hat es hier drinnen vielleicht so einen Druck gegeben, dass du es ihm gerne mal gezeigt hättest?«, fragte Lundin und zeigte auf Ebbes Brust.
»Ach was, an so einen üblen Typen verschwendet man doch keine Energie«, lachte Ebbe. »Du glaubst doch wohl nicht, dass ich den erschlagen hätte? Diesen widerlichen Teufel? Nee, hör mir auf. Aber er hat es verdient, in der Hölle zu brennen.«
Lundin wich vor der aufgestauten Wut unwillkürlich zurück.
»Wisst ihr, ob er noch gelebt hat, als das Feuer angezündet wurde?«, fragte Ebbe und suchte in Lundins Gesicht nach einer Antwort, aber dieser sagte nur, dass darüber aus ermittlungstaktischen Gründen nichts verlautbart werden dürfe.
»Ja, kann ich mir denken«, sagte Ebbe Lind. »Aber er hätte es wirklich verdient, so wie er …«
»Was denn?«
»Ach, nichts Besonderes.«
»Sag mal, mit dieser Familie Glas, wie ging es mit ihr weiter?«, fragte er stattdessen.
»Die Frau starb einige Zeit danach an einer Infektion oder so etwas im Krankenhaus. Sie war nicht gut in Form, sie hat getrauert und war kaum mehr wiederzuerkennen. Nee, dass ein und dieselbe Familie aber auch so heimgesucht werden kann. Das Leben ist nicht fair. Wie es wohl den Kindern ergangen ist? Die sind jetzt auch erwachsen.«
»Weißt du etwas über sie?«
»Nein, nicht direkt. Die beiden kamen in unterschiedliche Familien. Man kann nur hoffen, dass sie es gut getroffen haben.«
Lundin verabschiedete sich.
»Ich lasse von mir hören, wenn es noch etwas gibt«, sagte er und erhob sich.
»Mach das«, sagte Ebbe draußen im Flur mit einem Nicken und machte die Tür hinter ihm zu.
Lundin ließ sich hinter das Lenkrad seines Wagens sinken und fuhr durch Hjortfors zu seinem Hof.
Im Sodavägen fuhr er langsamer. Die Nachbarn, bei denen Claesson und er am Ersten Mai gewesen waren, arbeiteten auch heute im Garten. Die Kinder tobten noch auf dem Rasen herum, obwohl es schon auf den Abend zuging. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wie der Mann hieß, aber der Name der Frau war Jill. Der Mann hatte doch eine Autowerkstatt. Steffes Autos.
Plötzlich sah Lundin das Schild an der Werkstatt vor sich. Gelber Text auf schwarzem Grund. Eine gute und preiswerte Werkstatt, er war selbst einmal mit Monas Fiat dort gewesen. Natürlich, Stefan hieß der Mann.
Was die wohl von der Familie Glas wussten? Wahrscheinlich waren sie noch zu jung gewesen, als das Unglück geschah und der Sturm tobte. Bestimmt hatten sie noch nicht mal in dem Haus gewohnt, sondern noch bei ihren Eltern. Es sei denn, einer von ihnen hatte das Elternhaus übernommen.
Gedanken, Spekulationen,
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