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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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überhaupt möglich, sich in einem Glasofen einer Leiche zu entledigen?
    »Was meinst du?«, fragte er Lundin.
    »Die Leiche ist aber nicht hier gefunden worden«, protestierte Lundin.
    Claesson konnte den Gedanken trotzdem nicht loslassen.
    »Na ja«, meinte Lundin schließlich. »Das Anfangloch der Öfen ist auf jeden Fall zu klein. Hast du jemals gehört, dass jemand in einem Glasofen kremiert worden ist?«
    »Nein«, sagte Claesson.
    »In dem Fall müsste man die Leiche in Stücke schneiden, und man müsste in der Hütte allein sein oder einen eingeschworenen Komplizen haben, das haben wir doch schon besprochen«, erinnerte ihn Lundin.
    »Aber bei einer Hitze von über tausend Grad würde wahrscheinlich nichts übrig bleiben«, gab Claesson zu bedenken.
    »Jedenfalls nicht mehr als eine interessante Eigenheit im fertigen Glas«, scherzte Lundin.
    »Jetzt sind wir aber makaber«, erwiderte Claesson trocken.
    »Durchaus.«
    »Aber ich muss einfach sagen, dass für einen Glasmacher ein Glasofen doch eine viel bessere Wahl wäre als ein Maifeuer«, sagte Claesson.
    »Und daraus ziehst du den Schluss, dass der Täter nichts mit der Glashütte zu tun hat?«, fragte Lundin.
    »Nein, nicht wirklich, aber …«
    »Nun, es gibt ja noch andere Firmen vor Ort: eine Autowerkstatt, eine Sargfabrik, Friseure, die Schule, der Kindergarten …«, sagte Lundin.
    Ein Mann kam mit raschen Schritten auf sie zu. Er stellte sich als Geschäftsführer der Glashütte vor und freute sich offenkundig über seinen Spitznamen »Butter«, mit dem er sich ebenfalls vorstellte.
    »Herzlich willkommen«, sagte Butter und begrüßte sie mit festem Händedruck. »Das ist ein sehr trauriger Anlass …«
    Trotz seiner schlanken Statur vermittelte er einen vertrauenswürdigen und entschiedenen Eindruck. Ein Geschäftsführer, der sich selbst Butter nannte, das war doch irgendwie lustig, dachte Claesson. Der Mann hieß eigentlich Bo-Urban Tegel, das fiel ihm nach einer Weile auch noch ein. Er war um die fünfzig, mittelgroß und flink und wendig. Das machten bestimmt die vielen Stunden auf dem Golfparcours, nahm Claesson an, nicht weil er Vorurteile hatte, sondern weil Butter über dem himmelblauen Hemd einen gelben Pullover mit einem Paar überkreuzter Golfschläger darauf trug. Dazu hatte er an, was Claesson Anzughosen nannte und selbst nur höchst selten aus dem Schrank holte.
    »Ja, das ist wirklich ein sehr trauriger Anlass«, wiederholte Butter. »Ich bin erst gestern Abend von einer Golf-Tour aus Gotland zurückgekommen. Es ist natürlich schlimm, dass ich nicht zu Hause war, als das passiert ist«, sagte er. Als ob das etwas geändert hätte, dachte Claesson.
    Aber das war natürlich alles gut gemeint. Butter betrachtete sich als Hirte, der über seine Herde wachte.
    »Die Fähre hat um acht Uhr in Oskarshamn angelegt, also zwanzig Uhr«, erklärte er in dem Bewusstsein, dass es galt, schnell ein Alibi vorzuweisen.
    Irgendwie glauben heutzutage durch all die Fernsehsendungen immer schon alle zu wissen, wie die Polizei arbeitet, dachte Claesson und nickte nur.
    »Sind Sie allein nach Gotland gereist?«, fragte er.
    »Ja, meine Frau interessiert sich kein bisschen für Golf. Aber wir waren zu viert. Vier alte Freunde. Südlich von Visby hat der Golfclub Visby einen Platz auf Kronholmen. Es ist sehr schön dort, mit den Inseln Karlsöarna, die davor liegen.«
    Bo-Urban »Butter« Tegel versprach, die Informationen, wo er gewohnt hatte und mit wem er das Wochenende auf Gotland verbracht hatte, schriftlich einzureichen, damit sie ihn ohne Zweifel von der Liste der Verdächtigen streichen konnten.
    »Die Glashütte und der Ort möchten natürlich nicht gern mit einem Mord in Verbindung gebracht werden, da wollen wir doch lieber für das schöne Glas, das wir herstellen, berühmt sein«, sagte er.
    »Natürlich«, erwiderte Claesson.
    Das haben wir schon deutlich gemerkt, lag ihm auf der Zunge. Die Einwohner von Hjortfors hatten beschlossen, sich wie eine Blume des Nachts zu verschließen. Und es war nur natürlich, dass man nichts mit einem solchen Mord zu tun haben wollte.
    »Wird jemand aus dem Ort verdächtigt?«, fragte Butter.
    »Dazu sagen wir nichts«, entgegnete Claesson, »doch ist es natürlich üblich, zunächst einmal in der direkten Umgebung des Opfers zu suchen.«
    »Ich verstehe.«
    Claesson fragte, ob Butter etwas von den Ereignissen vor neunzehn Jahren wisse.
    »Ich habe natürlich davon gehört, dass Skoglund den Nachbarn damals

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