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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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Erpresser begonnen?
    Skoglund schien jemand gewesen zu sein, der seine Umgebung manipulierte. Das wurde klar, wenn man auf den Unterton hörte, wenn die Leute über ihn redeten. Skoglund bewachte seine Pfründe, besuchte sogar als Rentner gern seinen alten Arbeitsplatz. Hatte das etwas mit der Glashütte zu tun? Mit jemandem, der dort arbeitete?
    Und was wusste seine Ehefrau? Der mussten sie unbedingt noch mal auf den Zahn fühlen.
    Peter Berg saß am Schreibtisch und starrte auf das Rollo. Claesson hatte ihm die Aufgabe erteilt, den Autounfall zu checken und die Krankenakte zu besorgen. Natürlich hatte der Chef da schon dunkle Flecken geahnt, ohne genau zu wissen, warum. Sie kannten alle den inneren Seismografen, der einen Ausschlag zeigte, wenn irgendwas nicht stimmte. Man konnte nicht genau sagen, was es war, aber man spürte es. Und dann war da in der Regel auch immer etwas zu finden.
    Was war mit dem Unglück Nummer zwei, der toten Mutter?
    Solche Unglücksfälle, bei denen Kinder beide Eltern verlieren, waren immer zutiefst traurig und bedrückend. Das Personenregister zeigte, dass es um einen Jungen namens Samuel und ein Mädchen namens Hilda ging. Als das erste Unglück vor neunzehn Jahren geschah, waren sie zehn beziehungsweise sieben Jahre alt gewesen. Neunundzwanzig und sechsundzwanzig heute, rechnete er aus.
    Hoffentlich hatten sie heute ihr eigenes Leben, weit von Hjortfors und dem Maifeuer entfernt. Bestimmt war es so.
    Wahrscheinlich war es für sie nicht gut gelaufen. In der Hinsicht war er nicht nur Pessimist, sondern Realist. Kinder ohne Wurzeln, die in irgendwelche Pflegefamilien gesteckt wurden, hatten keine sonderlich gute Prognose. Die Statistik sprach gegen sie. Elend vermehrte sich gern: Missbrauch, Alkohol, Arbeitslosigkeit, vorzeitiger Tod durch Drogenkonsum. Dieses Panorama kannte er allzu gut aus seinem Arbeitsalltag. Wenn sie es hier mit einem Familiendrama zu tun hatten, dann würde das Interesse der Massenmedien zumindest für kurze Zeit in ungeahnte Höhen schnellen. Das hing natürlich davon ab, wie es den Kindern heute ging, und ob sie noch lebten.
    Er wählte Claessons Nummer, um Bericht zu erstatten. Verdacht auf Autosabotage und eine verschwundene Krankenakte. Konnte das Zufall sein?

Kapitel 51
    C laesson und Lundin betraten die Glashütte. Hier war die Arbeit in vollem Gang, und der Lärm aus dem großen Saal schlug ihnen schon an der Tür entgegen. Claesson fiel auf, dass die Decke hoch war, damit die Wärme nach oben entweichen konnte. Über ihren Köpfen verlief ein Netzwerk aus Ventilationsröhren, die zu den jeweiligen Werkstätten hinunterführten.
    Sie waren bewusst etwas vor der vereinbarten Zeit gekommen, um sich ohne Begleitung ein wenig umsehen zu können. Ein paar Glasarbeiter sahen verstohlen zu ihnen hinüber, doch sie erregten keine große Aufmerksamkeit. Alle wussten, warum sie da waren, und arbeiteten ungestört weiter.
    »Die sind es gewohnt, vor Publikum zu arbeiten«, sagte Lundin.
    Claesson beobachtete fasziniert die Arbeit, die an den verschiedenen Öfen stattfand, welche das Zentrum einer jeden Werkstatt darstellten. Die Glasmasse glühte. Die Arbeitsgruppen bestanden aus zwei bis drei Männern, die eine oder andere Frau war auch dabei. Manche Gruppen umfassten bis zu sieben Leute. Die Öfen hatten unterschiedliche Ausmaße, manche waren nicht größer als ein Kühlschrank. Die Öffnungen in den Öfen glühten hellorange.
    »Das nennt man hierzulande unter Glasmachern das › Anfangloch ‹ «, erklärte Lundin. »Man nimmt die glühende Glasmasse auf, fängt an …«
    Claesson nickte und betrachtete die langen Pfeifen, die ständig in Bewegung waren. Das Glas wurde zu Kuppeln aufgeblasen, Beine wurden herausgezogen, die dann Füße bekamen. Die Zusammenarbeit am Anfangloch verlief methodisch und routiniert.
    Die Arbeitskleidung war einfach, ein kurzärmeliges Hemd mit dem Logo der Glashütte, dem stilisierten Hirsch, und einfache Baumwollhosen, die nicht immer ganz lang waren. Manche Arbeiter trugen Sandalen. Es gab offenbar keine vorgeschriebene Schutzkleidung, das erstaunte ihn.
    »Verbrennt man sich da nicht?«, fragte er Lundin.
    »Nein, eigentlich nicht, oder zumindest nur sehr selten«, antwortete dieser.
    Doch Johannes Skoglund war verbrannt worden. Welche Alternativen zu einem Maifeuer konnte es theoretisch geben, wenn man unbedingt eine Leiche verbrennen musste? Er betrachtete die Öfen und schätzte die Größe des Anfanglochs ab. Wäre es

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