Tod in der Walpurgisnacht
und Telefonnummer. Noch ein Doppelname, den es sich zu merken galt, dachte Claesson. Der Name kam ihm bekannt vor, und Lundin kannte ihn auch, und der wusste wahrscheinlich auch, wo er den Mann hintun sollte.
»Knähult. Die Brände …«, flüsterte er.
Es dämmerte Claesson, und er sah einen Mann mit wattierter Weste vor sich, der zusah, als sie am Tag nach dem Maifeuer die Reste des Scheiterhaufens inspizierten.
Der Mann hatte mit den Journalisten gesprochen und erzählt, dass an noch mehr Stellen als nur auf der Allmende gezündelt worden sei. Bisher hatten sie allerdings noch keinen Zusammenhang zwischen den Taten auf den Höfen in Knähult und Skoglunds Tod feststellen können.
Peo Jeppson ging weiter, sie kamen nun durch den Teil der Hütte, wo nicht in erster Linie geblasen wurde, sondern gegossen. Auf einer Arbeitsplatte standen diverse Stücke in unterschiedlichen Größen, sämtlich aus ungefärbtem Glas, die alle wie auf den Kopf gestellte Eiszapfen aussahen.
»Das hier sind Kerzenleuchter, die wir jetzt neu herausbringen. Einer unserer jüngeren Künstler hatte die Idee dazu«, sagte Peo Jeppson.
Gar nicht dumm, dachte Claesson und nickte. Sie gingen weiter und kamen in einen Raum mit Gefäßen in verschiedenen Größen, die aus einem gebrannten Material hergestellt waren.
»Hier haben wir die Tiegel oder Häfen, wie sie bei uns genannt werden«, erklärte Peo Jeppson, »in die man das Gemenge legt, das dann zur Glasmasse geschmolzen wird. Natürlich sind die Häfen feuerfest und halten sehr hohe Temperaturen aus. Das Gemenge bekommen wir inzwischen als Trockenmischung aus Emmaboda geliefert.«
Sie kamen an einem riesigen Tor vorbei.
»Sowie das Tor geöffnet wird, strömt eine unerträgliche Hitze heraus«, sagte Jeppson, und Claesson merkte sich, dass der Ofen mit einer Kurbel geöffnet wurde.
»Das wird alles nach Ende der Arbeitsschicht gemacht, und das Austauschen der Häfen ist eine sehr knifflige Angelegenheit. Mehr als heiß, kann man sagen. Früher heizte man mit Holz und hatte oft Rundöfen mitten in der Hütte, die mehrere Häfen und mehrere Anfanglöcher hatten, doch heute heizen wir mit Strom.«
Sie gingen weiter und kamen in die Tischlerei, in der sich, nach den Bänken und Werkzeugen zu urteilen, wahrscheinlich in den letzten Jahrzehnten nicht viel verändert hatte. Über allem ruhte die Atmosphäre einer langen Tradition. Claesson gefiel das. Jeppson berichtete, dass man inzwischen die Holzformen nicht mehr selbst in der Hütte herstellte, aber noch eine Werkstatt hatte, die ständig für den Unterhalt von Maschinen und Werkzeugen sorgte, damit die Produktion nie zum Stillstand kam.
»Früher war die unterste Stufe der Rangordnung der Hüttenjunge oder das Hüttenmädchen, denn früher gab es auch schon Frauen in der Hütte. Sie kümmerten sich um die Formen, befeuchteten sie und öffneten oder schlossen sie. Oder sie trugen das Glas von der Werkstatt in den Kühlofen.«
Jetzt gingen sie weiter in die Räume, die kein Tourist zu sehen bekam, und der Industrie-Romantiker in Claesson geriet ins Schwärmen.
Nur allzu leicht vergaß man, was für ein anstrengendes Leben früher die Arbeit in der Hütte gewesen sein musste. Doch gab es immer den Stolz auf das Handwerk, auf das Glas, das sich seit Urzeiten nach seinen eigenen Bedingungen verhielt.
Sie durchschritten die Lagerräume für gefärbte Glasstängel, die erst in einem kleinen Ofen angewärmt wurden, um dann an die Bläserpfeife oder den Stock angeheftet zu werden. Aus der Anlage in Emmaboda konnte man auch verschiedene Farben in Form von Pellets beziehen.
Peo Jeppson schien keine Eile zu haben.
Ehe sie die Hütte mit ihren verschiedenen Anbauten verließen, um zur Maler- und Gravurwerkstatt, zur Qualitätskontrolle und zur Packerei zu gehen, kamen sie an einer geschlossenen Tür vorbei. Claesson konnte es nicht bleiben lassen, die Türklinke herunterzudrücken – die Tür war verschlossen. Peo Jeppson sah ihn irritiert an.
»Das ist nur ein alter Lagerraum«, sagte er.
»Darf ich mal einen Blick hineinwerfen?«, fragte Claesson.
»Natürlich.«
Peo Jeppson nahm einen Schlüssel, der nebenan hinter der Tür zur Gemengekammer hing.
»In dieser Gemengekammer hat man früher in großen Holztrögen die eigenen Glasmischungen hergestellt. Wir haben noch ein paar davon, aber eher aus musealem Interesse«, erklärte Peo Jeppson und hielt den Schlüssel in der Hand. »Glas besteht ja hauptsächlich aus Sand, Soda,
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