Tod in der Walpurgisnacht
gemacht.«
Mit diesen Worten ließ Claesson den Hüttenmeister Per-Ola Jeppson stehen und setzte sich neben Lundin ins Auto. Sie fuhren den kurzen Weg zur alten Fabrikantenvilla am Hjortån hinüber, wo ihnen ein Mittagessen beim Geschäftsführer Bo-Urban Tegel avisiert worden war.
Die Hütte sah genauso aus, wie man es sich von einer Fabrikantenvilla erwartete: ein großes, gelbes Zuckerbäckerding mit weiß gestrichenen Pfeilern, die den Balkon im oberen Stock hielten. Das Grundstück war eher gewöhnlich dimensioniert, der Rasen war aus dem Winterschlaf erwacht und hatte einen frischen, grünen Farbton angenommen, der zum plätschernden Fluss hin immer kräftiger wurde. Die Beete waren nicht übermäßig gepflegt, aber auch nicht verwildert. Offenkundig hielt sich der Geschäftsführer keinen Gärtner, und er selbst zog wahrscheinlich den Golfparcours der Gartenarbeit vor. Doch die Rosen waren beschnitten, vielleicht war hier die Ehefrau am Werk gewesen.
Als Lundin anklopfen wollte, rief Peter Berg an. Claesson ging ein paar Stufen die majestätische Steintreppe hinunter und blieb auf den rötlichen, wahrscheinlich von Öland stammenden Kalksteinplatten stehen.
Peter Berg hatte den ganzen Tag am Schreibtisch gesessen und im Schicksal der Nachbarn gewühlt, die früher in dem roten Haus neben Skoglunds gewohnt hatten, und konnte zwei Dinge berichten.
Zum einen war die knapp achtzehn Jahre alte Krankenakte über den unglücklichen Tod von Clarissa Andersson-Glas aus dem Archiv verschwunden, und die Ausleihkarte war nicht lesbar. Das Einzige, was man noch lesen konnte, war »Glas«, also exakt der Name der toten Frau, der anstelle des Namens eines Ausleihers stand. Sollten sie die Ausleihkarte zur weiteren Analyse wegschicken?, fragte Peter Berg, und Claesson war dafür.
Zum anderen hatte sich gezeigt, dass Sven Glas’ Auto unter Sabotageverdacht gestanden hatte, in dem dieser vor neunzehn Jahren in einem Herbststurm von der Straße abgekommen und ums Leben gekommen war.
Claesson bedankte sich und berichtete kurz an Lundin.
»Wie hieß der Leiter der Ermittlungen damals?«, fragte Lundin.
»Hab ich nicht gefragt. Moment.«
Er rief Berg noch einmal an.
»Erik Rasch«, sagte er dann.
»Ein ungewöhnlich gründlicher Polizist«, erwiderte Lundin.
»Erinnerst du dich an ihn?«
»Natürlich. Wenn er einen Verdacht hatte, dann nicht ohne Grund«, meinte Lundin.
Claesson fuhr sich mit der Hand über den Nacken.
»Aber jetzt wollen wir uns nicht mit einem fast zwanzig Jahre alten Fall aufhalten«, sagte er ein wenig müde.
»Nein, aber wir sollten das im Hinterkopf behalten«, entgegnete Lundin und ließ den Türklopfer, einen Hirsch mit einem ungewöhnlich großen Nasenring, fallen.
Direktor Butter öffnete sogleich. Es duftete nach Kaffee und nach mehr, das fuhr direkt in den Magen, und der Hunger erwachte.
Claesson blieb im Flur stehen und rief Jasinski an, die Mariana Skoglund verhören sollte. Er bat sie, noch etwas mehr aus Frau Skoglund über den Autounfall und darüber, was vor zwanzig Jahren mit den Nachbarn geschehen war, herauszukriegen.
Dann trat er ins Wohnzimmer, das sich zu einem Esszimmer öffnete, an dessen einer Wand ein charmantes altes Vertiko aus Holz mit aufgemalten Blumenranken stand.
Der ovale Tisch war eingedeckt, auf blaugeblümten Sets standen Teller und Gläser. Leichtbier und Mineralwasser. Und Kaffeetassen.
»Etwas zu essen würde jetzt doch zupasskommen«, sagte Butter. »Meine Frau macht in der Küche eine Kleinigkeit, sie kommt gleich.«
Butter und Lundin tauschten Anekdoten aus Hjortfors aus. Während man auf das Essen wartete, betrachteten sie ein paar Bilder, unter anderem ein Schwarzweißfoto von der Glashütte aus dem Jahre 1942. Damals stand das alte Holzgebäude noch, das in den Fünfzigerjahren abgerissen und durch ein moderneres und funktionaleres Gebäude ersetzt worden war, das dann wiederum in den Sechzigerjahren ausgebaut worden war, wie Janne Lundin zu berichten wusste.
Weiter kam er nicht. Die Tür zur Küche ging auf, und herein schwebte, mit einer Kaffeekanne in der Hand, die Ehefrau des Geschäftsführers.
Claesson starrte sie an. Eine blonde Schönheit, die breit und warm lächelte: Linda Forsell.
Sie stellte die Thermoskanne ab, und Claesson versuchte, Ordnung in seine Gesichtszüge zu bringen. Butter stellte seine Ehefrau vor:
»Das ist meine liebe Frau Linda, die im Übrigen in der hiesigen Gemeinde Pfarrerin ist.«
»Hallo, wie schön, Sie
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