Tod in der Walpurgisnacht
nennt man das Exfoliative Dermatitis.«
»Aha«, sagte Claesson, der nicht einmal in Erwägung zog, sich das zu merken. Doch rote, schuppige Haut, daran würde er sich erinnern.
»Wie auch immer, das war eine klassische Spur«, meinte Knutte Kroona. »Arsenik lagert sich in Haaren und Nägeln ab, so hat man früher eine langwierige Vergiftung festgestellt. Jetzt haben wir aber weder Nägel noch Haare von dieser Person, die sind verkokelt, aber wir werden schon was finden. Es gibt ja noch Knochen und andere Dinge.«
Claesson genoss diese vollkommene Kompetenz. Es war doch einfach phantastisch, wenn jemand sein Fach verstand!
Er legte auf und starrte an Lundin und Peo Jeppson vorbei auf die Wand. Es hatten zwar einige gesagt, dass Skoglund ziemlich abgebaut hatte. Vielleicht auch mehr, als sein Dickdarmkrebs bewirkt haben konnte. War seine Haut rot und schuppig gewesen? Er musste Veronika anrufen.
Er entschuldigte sich bei Peo Jeppson und öffnete dann eine Tür, die ins Freie führte. Die Sonne begrüßte ihn.
Er sah sich um. Als er festgestellt hatte, dass niemand in der Nähe war, der hören konnte, was er sagte, wählte er die Nummer seiner Frau. Während er darauf wartete, dass sie sich meldete, stellte er sich die Frage, die Veronika ihm gestellt hatte, als sie über Skoglund gesprochen hatten. Warum tötete man einen Mann, der sowieso bald sterben würde?
Doch diesmal spitzte er die Frage noch ein wenig zu: Warum machte man sich die Mühe, einen Mann zu vergiften, der sowieso bald sterben würde?
Kapitel 54
P eo Jeppson schien sich wieder gefangen zu haben, als sie aus dem Gebäude der Glashütte kamen. Er begleitete die Kriminalpolizisten zum Auto und wirkte erleichtert.
»Wenn Sie noch Fragen haben, dann melden Sie sich einfach. Ich werde mein Möglichstes tun, um zu helfen«, versicherte er und streckte Claesson und Lundin eine kräftige Hand entgegen, ehe die beiden einstiegen.
Wir gehören zu einer Berufsgruppe, die immer von sich hören lässt, wenn sie das für erforderlich hält, dachte Claesson. Er bedankte sich für die Führung, wandte sich aber noch einmal an den Hüttenmeister.
»Sie wissen nicht zufällig, wer von der Hütte oder der Glasfabrik ihm Arsenik verabreicht haben könnte, zum Beispiel im Morgenkaffee?«, fragte Claesson und starrte ihm aus zusammengekniffenen Augen direkt ins Gesicht.
Peo Jeppson holte tief Luft und spannte Pectoralis, Bizeps und Deltoideus an – Muskeln, die ihre Spannkraft wahrscheinlich, wie Claesson mit einem Anflug von Neid konstatierte, durch gewöhnliche ehrliche Arbeit gewonnen hatten.
Jeppson war nicht aggressiv, sondern er hatte Angst. Claesson erkannte den unruhigen Blick, die plötzlich schweißnasse Stirn und die Panik, dafür verantwortlich gemacht zu werden, dass man die giftigen Substanzen nicht sicher verwahrt hatte. Ein Schlüssel hinter einer Tür war kein geeignetes Mittel, um eine Gefahr am Arbeitsplatz sicher zu bannen. Vermutlich wussten alle in der Hütte und in der ganzen Fabrik, dass der Schlüssel dort hing. Das war wohl kaum etwas, das bei einer Arbeitsplatzinspektion gutgeheißen würde.
Und das wusste der Hüttenmeister Per-Ola Jeppson natürlich.
»Wir haben uns immer gegenseitig vertrauen können«, sagte er mit einem Anflug von Enttäuschung in der Stimme. »Ich kann nicht sagen, wer es gewesen sein könnte«, fuhr er fort, »ich kann nur für mich selbst sprechen, und es würde mir nie in den Sinn kommen, jemandem Arsenik zu verabreichen.«
»Das erfordert auch großes Kalkül«, sagte Claesson.
Peo Jeppsons Miene verfinsterte sich.
»Es muss ja auch nicht sein, dass es jemand aus der Glasfabrik war«, meinte er.
»Ich meine, dass hier mehr erforderlich ist, nämlich das, was wir Polizisten Motiv nennen. Das Trachten nach fremdem Eigentum oder starke Gefühle irgendeiner Art: Rache, Hass, Eifersucht«, ergänzte Claesson, um dem Hüttenmeister noch ein wenig mehr einzuheizen und ihn noch etwas schwitzen zu lassen. »Es kommt durchaus vor, dass die Gelegenheit nicht nur Diebe macht, sondern auch Täter«, sagte Claesson.
Peo Jeppson klappte den Mund zu und wurde blass.
»Machen Sie sich keine Sorgen«, fuhr Claesson fort, »wir werden auf jeden Fall auf dem Arsenikbehältnis Spuren des Täters oder der Täterin finden. Unsere geschickten Techniker brauchen dazu nur ein bisschen Zeit.«
»Sie meinen Fingerabdrücke?«, fragte Jeppson matt.
»Unter anderem. Die Spurensicherung hat da schon Fortschritte
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