Tod in der Walpurgisnacht
Versteck relativ schnell gebaut. Im Ort dachte sich niemand etwas dabei, wenn er mit dem Lieferwagen voller Baumaterial herumfuhr, sie waren es gewohnt, dass ein Kastenwagen auf dem Grundstück stand. Außerdem benötigte er auch nicht viel, das meiste hatte er schon selbst im Keller gehabt.
Doch nach einer Weile wurde ihm einsam, und man habe ja auch seine Bedürfnisse, sagte er. Um diese Bedürfnisse zu befriedigen, ging er zu Tina runter, wenn die Kinder schliefen. Das Erstaunliche sei gewesen, dass Tina nach einer Weile immer sanfter und folgsamer geworden sei. Sie habe sich gefreut, wenn er kam, sie hätten miteinander geschlafen. Sie habe ihren Körper an den seinen gedrückt und habe manchmal sogar mit ihm geschmust.
Das ist doch einfach nur krank, dachte Claesson. Und gleichzeitig zutiefst menschlich. Vielleicht hatte Tina versucht, ihren Mann weichzumachen, sie war ihm zu Willen gewesen, um ihn dazu zu bringen, sie freizulassen.
Das würden sie in Bälde erfahren. Es würde allerdings noch eine Zeit dauern, bis sie in der Lage war, ein vollständiges Verhör durchzustehen. Der neuen Frau von Pär Rosenkvist, Liv Björkhage, ging es auch nicht gut. Sie beschrieb die ganze Geschichte als eine Arbeitsbeziehung, aus der eine Liebesbeziehung geworden sei.
Das war’s dann wohl mit der Liebesbeziehung.
Claesson schüttelte den Kopf und sah zu Janne Lundin, der gerade mit dem Erbauer des Scheiterhaufens Eberhard Lind sprach, der im Folkets Hus aufgetaucht war. Der schien ein Original zu sein, wirkte aber angepasster, als man nach allem, was Lundin von ihm erzählt hatte, vermuten würde. Man soll das Schaf nicht nach der Wolle beurteilen, sagte man nicht so?
Claesson musste wieder an den Keller denken. Diesmal durften sie nicht verpassen, dorthin zu gehen. Doch der Keller im Folkets Hus war im Augenblick still.
Er ging zu Lundin, wollte kurz mit ihm reden und bat Ebbe Lind, sich doch in der Zeit einen Kaffee zu nehmen. Lundin zog Claesson mit sich und sprach mit leiser Stimme.
»Ebbe sagt, er glaubt, dass der Nachbarssohn im Moment in dem roten Haus wohnt, er sei zurückgekommen, so wie das schwarze Schaf im Ort, aber er habe nicht erzählt, wer er sei, was man ja verstehen kann.«
Claesson hörte zu und fokussierte einen braunen Fleck auf dem Boden.
»Woher weiß Ebbe, dass es der Sohn ist?«, fragte er.
»Er ist sich nicht ganz sicher, gestern, als er bei mir war, hat er nichts gesagt, aber jetzt hat er mal darüber geschlafen. Er behauptet, er würde ihn wiedererkennen. Der Junge sei seinem Vater ähnlich, habe denselben Gang. Das haben sicher noch mehr Leute bemerkt.«
Claessons Handy klingelte. Es war Kalmar. Lundin trat wartend von einem Fuß auf den anderen.
»Es stimmt«, sagte Claesson. »Die Polizei aus Kalmar berichtet, die Adoptivmutter des jungen Mannes habe bestätigt, dass der Sohn hier in Hjortfors arbeitet. Sie haben auch eine Freundin in Kalmar gefunden, die bei einer Zeitung arbeitet.«
Lundin zog die Augenbrauen hoch: »Siehst du«, sagte er.
Dann dirigierten sie ihre Leute um. Erst rief Claesson Peter Berg an und erfuhr, dass er und Lerde auf dem Weg zum roten Haus waren, um nach Hilda Glas zu suchen. Sie war weder im Krankenhaus noch zu Hause in ihrer Wohnung in Oskarshamn gewesen.
»Vielleicht ist sie hier«, sagte Berg.
Claesson stimmte zu. »Sie war schließlich auch an Walpurgis in dem roten Haus«, sagte er. »Das kann meine Frau bezeugen«, fügte er hinzu. »Sie hat Hilda am Feuer und dann auf dem Nachhauseweg in dem roten Haus gesehen.«
»Aha. Und was sollen wir jetzt tun?«, fragte Berg.
»Nehmt ihn nicht fest, aber observiert ihn. Wir können ihn, da er unter Verdacht steht, später zum Verhör bitten, aber dazu müssen wir noch mehr aufzubieten haben. Wir wissen, was ihm als Kind von Skoglund angetan worden ist, das könnte als Motiv reichen. Schaut nach, ob die Schwester da ist, findet sie. Und meldet euch, wenn ihr Verstärkung braucht.«
Dann sah Claesson zu Lundin.
»Es kommt dir vielleicht weit hergeholt vor, aber ich würde gern noch mal in den Keller gehen«, sagte er entschieden.
Sie gingen ums Haus und dann zur hinteren Eingangstür, die in die Trainingsräume des Boxclubs von Hjortfors führte. Sie war verschlossen.
»Wir müssen die Tür aufkriegen«, sagte Claesson etwas unbeholfen. Lundin wählte eine Nummer. Zwei Minuten später tauchte die kleine Lena Jönsson auf, wie immer mit keck wippendem, blondem Pferdeschwanz. Sie hatte Patrik Johansson
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