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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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Pullover und hielt sie mit einer Hand fest, während er sich nach einem Schlüssel hinter einer Tür streckte, eine andere Tür aufschloss und sie in eine Abseite stieß. Er schloss hinter sich ab und durchsuchte ihre Jeans und die Jacke nach dem Handy.
    »Ich habe es zu Hause vergessen«, erklärte sie. Sie wollte nicht, dass seine Hände sie berührten.
    Er sah sie kühl an, schloss dann auf, schlüpfte hinaus und schloss von außen wieder zu.
    »Ich habe noch was zu erledigen«, rief er durch die geschlossene Tür. »Ich hole dich später. Dann werden wir sehen, was uns noch einfällt.«
    Sie rüttelte an der Klinke, doch das war sinnlos. Dann sah sie sich um, fand den Lichtschalter und legte ihn um. Sah die Regale mit Dosen und Flaschen. Bleioxid, Ceriumoxid, Lithiumkarbonat, Natriumphosphat, Boroxid, Arsenikoxid las sie auf den Etiketten. Sie befand sich in einem Chemikalien- und Giftlager. Einen Moment stand sie still und spürte ihren eigenen Puls.
    Ich lebe noch, dachte sie. Sie sank auf den Boden, legte die Stirn auf die Knie und schlang die Arme um sich. Sie wollte weinen, doch es kamen keine Tränen. Sie hatte zu viel Angst. Sie sah auf die Armbanduhr. Jetzt war Sam sicher zu Hause. In einer Stunde sollten sie zu Alice fahren.

Kapitel 65
    S amuel bemerkte das Handy sofort. Es lag auf dem Küchentisch und sah einsam und verloren aus. Wohin zum Teufel war Hilda nur gegangen? War sie draußen joggen, oder machte sie einen Spaziergang?
    Er sah auf die Uhr. Es war immer noch Zeit, bis sie zu Alice fahren wollten. Er blieb ein wenig linkisch stehen und merkte, dass ihn ein rastloses Gefühl des Alleinseins überfiel, eine Einsamkeit, die er nur selten empfand, wenn er in die Tegnérgatan in Kalmar kam und Lejla noch nicht da war. Da fand er es meist einfach nur schön, ein Weilchen allein zu sein. Sowie er die Tür hinter sich zugemacht hatte, entspannte er sich. Meist hatte er dann eine Stunde im Auto hinter sich und war auf kurvenreichen Straßen nach Kalmar gefahren.
    Es war eine bequeme und angenehme Einsamkeit, sich selbst zu genügen, ohne an andere denken zu müssen. War Lejla im Haus, schwankte es in ihm, denn er spürte immer ihren beobachtenden Blick im Nacken. Sie kontrollierte ihn. Passte auf, dass er nicht trank. Das konnte er gut aushalten. Schlimmer war ihre ständige Forderung nach Liebesbeweisen. Das setzte ihn unter Druck und führte nur dazu, dass er ihr aus dem Weg ging und dass die spontanen Umarmungen und Küsse gar nicht mehr passierten.
    Obwohl sie darüber natürlich nie gesprochen hatten, wusste er, dass er in ihrer Beziehung der Überlegene war. Er fand es selbst etwas geschmacklos, dass er sich dieser Tatsache so bewusst war. So wurde er zu einem Menschen, der alles für selbstverständlich hielt und sich ihrer Beziehung, dem Leben und ihrer beider Zukunft gegenüber nachlässig verhielt. Vielleicht war er feige.
    Hilda hatte jedenfalls den nötigen Takt besessen, nicht mit ihm über Lejla zu diskutieren. Sie verstand alles. Der Kontakt mit Hilda war wie eine andere Art Verliebtheit, ein Rückzug zu den gemeinsamen Wurzeln und die Freude daran herauszukriegen, was geschehen war. Im Grunde denken wir alle letztendlich doch nur an uns selbst, dachte er. Das betraf wahrscheinlich die gesamte Menschheit. Doch er wünschte, es wäre nicht so.
    Die elenden Zeiten der Kindheit hatten zu viel Raum in ihm eingenommen. Er wünschte, man könnte diesen Teil des Lebens abkoppeln wie ein paar Güterwaggons. Alkohol half jedenfalls nicht. Dem wunderbaren Rausch folgte immer ein zu heftiger Rückschlag.
    Es war Hilda an ihrer reservierten und höflichen Art schon anzumerken, dass sie von Lejla nicht gerade begeistert war, doch sie war klug genug zu kapieren, dass seine Freundinnen nicht ihre Baustelle waren. Sie sagte nichts. Er selbst entschied, mit welcher Frau er leben wollte.
    Das Leben trug ihn. Er war zurück, auch wenn er sorgfältig vermieden hatte zu sagen, wer er war, denn er war überzeugt davon, dass das alles zerstören würde. Man würde sich plötzlich auf die geheimnisvollen und tragischen Umstände konzentrieren und nicht auf ihn als Künstler und Designer.
    Also hatte er keinem anderen Menschen außer Alice erzählt, dass er aus dem Ort stammte. Es bedeutete Freiheit, dass sie nichts wussten, auch wenn er ahnte, dass einige vielleicht schon erraten hatten, wer er war, aber nicht zu fragen wagten. Die Leute wählten immer lieber das Schweigen.
    Er ging zur Spüle und ließ das

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