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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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Wasser eine Weile laufen, bis es kalt war, und trank dann ein Glas. In der Hütte war es heiß gewesen, sie hatten mehrere Stunden dort gearbeitet, und er musste seinen Durst löschen. Mit dem Gießen war alles perfekt gelaufen, er konnte sich entspannen. Der Druck hinter der Stirn, diese verdammten Verspannungskopfschmerzen, ließen langsam nach. Er war den ganzen Tag lang wunderbar konzentriert und guter Dinge gewesen. Jetzt mussten sie nur noch entscheiden, welche Größen und Modelle von den Leuchtern sie zuerst in eine größere Serie würden gehen lassen. Seine Erwartungen waren so hoch, dass er manchmal das Gefühl hatte davonzufliegen, wenn er nicht aufpasste. Der Flow kam und ging.
    Er war am richtigen Ort angekommen und unternahm jetzt eine Reise, die auch für seine persönliche Entwicklung wichtig war, das war ihm durchaus klar. Er hätte sich auch fernhalten und Hjortfors und seinem eigenen Schicksal weiterhin aus dem Weg gehen können, doch das tat er nicht, sondern steckte die Hand in den Ameisenhaufen, so wie viele Menschen mit gebrochenen Herzen und verletzten Seelen es gern taten. Zurückzukommen, das hieß, damals gegen heute zu halten. Auch in dem Punkt war er ganz klar.
    Er ging ins Wohnzimmer, wo der Zeichentisch mit den Kerzenleuchtern stand. Er kniff die Augen zusammen und versuchte, sie neu zu sehen, doch das war vergebens. Vielleicht war der größte von ihnen doch zu mächtig, auch wenn er in die brutale und übertriebene Form und die Größe verliebt war. Er musste an die schwülstigen Formen des Barock denken. Zu viel von allem.
    Doch jetzt sollten sich die Kerzenleuchter vor allem verkaufen. Es gab eine kommerzielle Wirklichkeit, die galt, und auch das war eine Herausforderung. Zu grandiose Dinge, die auffielen, waren vielleicht nichts für das Zuhause normaler Menschen, der sogenannten Normalbürger. Auch das IKEA -Volk sollte Gefallen daran finden. Wenn die Leuchter ein Erfolg würden, dann würde der Möbelriese sicher bald mit einer Kopie aufwarten.
    Gerade das Klotzige, das der größte Leuchter hatte, war der attraktivste Zug, zusammen mit dem Kontrast zwischen Eis und Feuer, zwischen dem gefrosteten Glas und der flackernden Flamme der Kerze obendrauf.
    Man würde sehen. Er wandte den Blick vom Arbeitstisch und sah auf die Straße hinaus, doch Hilda war nirgends zu entdecken. Der Hemdkragen scheuerte vom Schweiß im Nacken. Er ging die Treppe hinauf, zog sich aus und sprang unter die Dusche.
    Peo Jeppson musste Papa gekannt haben, das hatte er sich ausgerechnet. Sie waren ungefähr gleich alt gewesen. Wenn er mit Peo sprach und nach Papa fragte, würde er sicher einiges erzählen können. Aber wollte er das wissen? Würde er dem, was der andere sagte, trauen können? Sicher geschah es leicht, dass gelogen oder beschönigt wurde. Oder umgekehrt, dass alles zu brutal dargestellt wurde.
    Er erinnerte sich an auffallend wenig. Einen Abend hatten Hilda und er zusammengesessen und versucht, das Puzzle zusammenzufügen. Sie erinnerten sich an unterschiedliche Ereignisse, zum Teil auch an dieselben. Verblüffenderweise war viel verschwunden. Er müsste sich eigentlich an mehr erinnern als sie, schließlich war er der Ältere und schon zehn gewesen, als Papa starb und er wegziehen musste. Doch er hatte nur Bruchstücke, auf die er sich stützen konnte.
    Hingegen erinnerte er sich sehr gut, wie anstrengend es gewesen war, sich an eine völlig neue Familie anzupassen. Er schob und bog sich in die Familie Lager hinein, und eines schönen Tages kehrte auch in der gelben Villa am Långviksvägen in Kalmar der Alltag ein, und er konnte sich entspannen.
    Das war der Moment, in dem alles andere verschwand. Hjortfors, Mama, Papa und Hilda verblassten immer mehr. Sie wurden zu einem vergilbten Stück Papier, dessen Text man nicht mehr lesen konnte.
    Als er aus der Dusche kam, hörte er ein Klopfen an der Tür, doch er ließ sich Zeit, trocknete sich ab und fuhr mit einem Kamm durchs Haar.
    Es klopfte hartnäckig weiter, sowohl das Fahrrad wie auch das Auto standen vor der Tür, und wahrscheinlich vermutete man, dass er zu Hause war.
    Rasch zog er sich die Jeans über und dazu ein Hemd, das noch nie in die Nähe eines Bügeleisens gekommen war, lief barfuß die Treppe hinunter und öffnete.
    Draußen standen zwei Männer, und einer hielt eine Polizeimarke hoch.

Kapitel 66
    C laesson sah auf seinem Handy, dass Veronika anrief. Er stand mitten im Folkets Hus in Hjortfors und war eben erst dort

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