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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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Anfang immer hoch«, hatte Daniel Skotte bei einem Doktorandentreffen in der vorigen Woche zu ihr gesagt und dabei einen zufriedenen Gesichtsausdruck gemacht, als ob er ihr eine große Wahrheit präsentieren würde. »Wenn man erst einmal ein paar Jahre Spezialist war, dann flacht sie ab«, fuhr er fort und klang noch selbstzufriedener. Er gehörte nicht zu den Schwergewichten der Klinik, wenn man auch deutlich spürte, dass er das gern wäre, dachte Hilda.
    Sie hatte natürlich sofort durchschaut, dass es jetzt darauf ankam, sich so schnell wie möglich an die erfolgreichen Ärzte zu hängen. So hatte im Prinzip die ganze Ausbildung funktioniert: Man musste sich durchsetzen und in der Zwischenzeit auf dem Hintern sitzen und pauken.
    Skotte hatte das Gespräch vorsichtig eingeleitet, indem er sie gefragt hatte, wie es ihr ging. Und dann hatte er ihr lange in die Augen gesehen, war nachgerade in ihren Blick eingesunken, als meinte er, dort eine gruselige Wahrheit lesen zu können.
    »Gut!«, hatte sie rasch geantwortet. Mehr wagte sie nicht zu sagen.
    »Ich hab mich das nur gefragt«, sagte er dann.
    Merkte man ihr an, dass sie abwesend war? Sie konnte ja nicht gut erzählen, dass ihre ganze Welt eingestürzt war.
    »Wir möchten schließlich, dass es Ihnen gut geht«, sagte er milde und sanft mit gesenkter Stimme und zog gleichzeitig den einen Mundwinkel hoch. Hilda wäre fast in Tränen ausgebrochen.
    Sie häutete sich. Räumte ihr Leben auf. Fredric Lido in Lund hatte am Abend zuvor angerufen und gefunden, dass sie irgendwie abwesend wirkte.
    Das war sie ja auch, sowohl in Kilometern gerechnet als auch was die Gefühle anging. Als sie seine Stimme hörte, war sie ärgerlich und gleichzeitig sanft geworden. Momentan gab es nicht so viele Menschen um sie herum, die sie gut kannten. Diese Schwäche genügte schon, dass sie sich nicht zusammennahm und sich von ihm trennte. Später, dachte sie, ich mache es später, wenn ich besser Bescheid weiß.
    Das Verhalten von Daniel Skotte brachte sie in Fahrt. Sie strengte sich besonders an, um vorn dabei zu sein. Einige der normalen Ärzte waren so freundlich, sie das ein oder andere machen zu lassen. Und man lernte auch sehr schnell, wem man aus dem Weg gehen musste.
    Am Morgen hatte sie unter Anleitung von Ronny Alexandersson Bauchflüssigkeit abnehmen dürfen, eine Aszitespunktion, wie es in der Sprache der Mediziner hieß. Der Patient hatte Krebs, und die kranken Zellen produzierten große Mengen von Flüssigkeit, die sich in alle Richtungen ausdehnte, so dass sich der Bauch wie eine Trommel spannte und der Mann unter Atemnot litt. Aszites konnte auch aufgrund einer schweren Entzündung entstehen oder als klassisches Anzeichen für Leberzirrhose, antwortete sie, als Alexandersson sie kurz nach den unterschiedlichen Ursachen fragte. Erstaunlicherweise schaffte er, das zu fragen, ohne dass es ihr wie ein Abhören vorkam. In diesem Fall erfolgte der Eingriff allein aus dem Grunde, um dem Patienten das Leben erträglicher zu machen, erklärte er. Er zeigte ihr, wo in den linken unteren Teil des Bauchraumes sie hineinstechen musste, nachdem sie eine kleine Betäubung in der Haut gelegt hatte. Es kamen sofort vier Liter heraus, und der Patient empfand augenblicklich Erleichterung. Das alles war nicht sonderlich schwer, und Hilda war kaum nervös. Die Dränage sollte in der Bauchwand liegen bleiben, wies Alexandersson sie an, damit die Flüssigkeit nach Bedarf immer wieder abgelassen werden konnte.
    »Das haben Sie sehr gut gemacht, meine Kleine«, sagte der Kranke und nahm, als sie fertig war, Hildas Hände in seine trockenen und groben Pranken.
    »Ja, das hat sie wirklich«, fügte Alexandersson hinzu.
    Hilda wusste, dass der Alte nicht mehr lange leben würde, und Unmut schoss in ihr hoch, als sie die lebendigen Augen in dem zerfurchten Gesicht sah. Doch das legte sich schnell, als sie aus der Tür war. Man konnte sich nicht alle traurigen Fälle zu Herzen nehmen, es genügte, dass einige sich schon von selbst gegen ihren Willen in ihr festsetzten.
    »So, jetzt können Sie das schon mal!«, verkündete Ronny Alexandersson und klopfte ihr, als ob er geahnt hätte, dass sie diese Aufmunterung gerade jetzt gut gebrauchen konnte, anerkennend auf den Rücken. Dabei lächelte er sie an, so dass eine Lücke zwischen seinen oberen Vorderzähnen sichtbar wurde. Was nicht ganz so perfekt war, nahm einen eher gefangen als das Ebenmäßige und Schöne, was einem leichter entglitt.
    Ronny

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