Tod in der Walpurgisnacht
skeptisch.
Claesson hatte sich inzwischen schon an den Rauchgestank gewöhnt, der ihn umgab, und bemerkte ihn gar nicht mehr. Es war nicht anders als nach einem Grillabend mit den Kindern am offenen Feuer, redete er sich ein.
»Wo waren Sie gestern Abend?«, fragte Claesson ohne Umschweife.
»Warum wollen Sie das wissen?«
Arfwidsson schob die Lesebrille etwas weiter auf die Nasenspitze und sah Claesson über die Gläser hinweg an.
»Antworten Sie einfach auf meine Frage«, forderte Claesson ihn auf.
Anders Arfwidsson hatte sich auf einen Küchenstuhl gesetzt und das eingegipste Bein ausgestreckt. Die Küche war scheinbar relativ frisch renoviert, im Landhausstil, stellte Lundin fest, während Claesson das Gespräch führte.
Arfwidssons Hände bezeugten, dass er grobe und harte Arbeit gewohnt war und nicht nur im Büro saß.
»Ich war gestern Abend zu Hause. Mit so einem Bein ist man nicht viel unterwegs.«
»Waren Sie allein zu Hause?«, fragte Claesson weiter.
»Nein, meine Frau war auch da. Unsere Kinder sind schon lange ausgezogen. Gunilla ist gerade zu einer Freundin gefahren, sonst könnten Sie selbst mit ihr reden.«
Da ging es um irgendwelche Gardinen, die genäht und aufgehängt werden sollten, erfuhren sie. Ansonsten war seine Frau Gemeindeschwester, was man nicht vergessen sollte, dachte Claesson und kam auf das Thema mit dem Feuer.
»Sie waren also nicht beim Maifeuer in Hjortfors?«
»Wir gehen eigentlich immer hin, aber mit dem Gipsbein … Wir konnten das Feuer über den See von hier aus sehen.«
»Und was haben Sie gesehen?«, fragte Claesson, dem natürlich bewusst war, dass im Radio über die Geschehnisse berichtet worden war.
»Dass es aufflammte und kurz darauf verlöschte.«
»Haben Sie noch mehr davon gehört?«
»Doch, im Radio sagten sie, dass man … eine Leiche im Feuer gefunden und es deshalb sofort wieder gelöscht hätte.«
»Was wissen Sie darüber?«
»Überhaupt nichts. Jedenfalls nicht mehr, als sie im Radio gesagt haben. Warum sollte ich etwas darüber wissen?«
Claesson antwortete nicht.
»Ich habe gehört, dass Sie Probleme mit einer anderen Sorte Brände hatten«, fuhr er fort.
»Stimmt.«
Daraufhin versank Arfwidsson in Schweigen. Ganz offensichtlich wollte er das Thema nicht vertiefen.
»Was haben Sie dazu zu sagen?«
»Nichts. Da ist Neid im Spiel.«
»Ach so? Inwiefern?«
»Es gibt ein paar Leute, die mir übel mitspielen«, fuhr Arfwidsson fort. »Von den Bränden wissen Sie ja sicher, aber es gibt noch so vieles anderes.«
»Zum Beispiel?«
»Sie waren in der Maschinenhalle und haben bei sieben oder acht Maschinen Hafer in die Brennstofftanks getan. Das war letzten Herbst. Macht eine verdammte Arbeit. Aber seither ist es ruhig. Es gibt ein paar Leute, die Streit suchen, aber zu den meisten habe ich gute Beziehungen. Ich habe mein Land schließlich gekauft und deutlich gesagt, dass dort niemand anders jagen darf. Es ist mein Land. So etwas ärgert die Leute. Aber was hat das mit dem Maifeuer zu tun?«
»Glauben Sie denn, dass es da einen Zusammenhang geben könnte?«
»Keine Ahnung. Kommt mir ziemlich weit hergeholt vor. Ich war jedenfalls nicht beim Maifeuer, denn ich habe im Krankenhaus gelegen, und dann bin ich hier zu Hause herumgehinkt. Darf man fragen, wer da … angezündet worden ist?«
Claesson dachte an die Todesbotschaft, wie es sein würde, bei der Witwe anzuklopfen und zu sagen: »Ihr Mann ist angezündet worden.« Das ging natürlich nicht. Aber in manchen Situationen fühlte sich jedes Wort im Mund falsch an.
»Wir wissen nicht, wer es ist. Wissen Sie es?«
»Woher sollte ich das wissen?«
Das Erstaunen klang echt, dachte Claesson. Hätte der Mann etwas entrüsteter gewirkt, dann wäre ganz klar der Verdacht aufgekommen, dass er etwas vorspielte. Was er natürlich immer noch tun konnte.
»Wir werden uns vielleicht noch einmal bei Ihnen melden, wenn wir wissen, wer es ist«, erklärte Claesson und erhob sich.
Er bemerkte, dass Anders Arfwidsson mit einem gewissen Unbehagen reagierte.
»Was haben Sie eigentlich mit Ihrem Bein gemacht?«, fragte Claesson.
»Das ist vor einer Woche operiert worden, eine ziemlich schwierige Fraktur. Ich bin mit dem Fuß im Steigbügel hängen geblieben, runtergefallen und hab das Bein verdreht. Man kann nur froh und dankbar sein, dass es nicht schlimmer ausgegangen ist, schließlich ist man keine siebzehn mehr.«
Mehr wurde nicht gesprochen.
Claesson und Lundin setzten sich ins Auto. Auf der
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