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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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nicht nach dem Namen des Mannes fragen, denn er wollte so lange wie möglich das Bild von Kontrolle und Professionalität aufrechterhalten.
    »Viele Leute machen sich Sorgen und haben das Gefühl, die Polizei würde ihre Probleme nicht ernst nehmen«, sagte die Journalistin und presste ihre schmalen Lippen aufeinander. »Er hier«, fuhr sie fort und nickte zu dem Mann mit Kappe und Daunenweste, »hat erzählt, dass er ständig Angst hat und immer sein Gewehr bei sich trägt, sogar im Bett. Alles ist immer schlimmer geworden, und das mit der Leiche im Maifeuer ist jetzt der Höhepunkt, meint er. Was sagt die Polizei dazu? Werden Sie etwas unternehmen?«
    Sie sah ihn eifrig an. Ihre Augen standen weit auseinander, und sie schielte ein wenig. Lundin wurde klar, dass der Name desjenigen, der im Feuer gelegen hatte, wahrscheinlich in der Gemeinde schon herumging, dazu auch der Name des Brandschatzers, ganz gleich, ob es nun der richtige Name war oder nicht. Und bestimmt konnte man schon das ganze Opus im Internet lesen, völlig unabhängig davon, ob die Fakten korrekt waren oder nicht.
    »Ich kann nichts dazu sagen«, antwortete Lundin ruhig und ließ die Reporterin stehen, die mit dem Stift auf den Block kritzelte.
    Lundin ging zu dem Mann mit Kappe, einem gut gepolsterten Herrn um die sechzig, der die Weste über seinem Bauch nicht zuknöpfen konnte. Der Mann stellte sich als Karl-Ove Hedman vor, er war Schmelzer in der Glasfabrik von Hjortfors. Es war nicht schwer, aus ihm herauszubekommen, was gleich um die Ecke geschah, denn er selbst wohnte in Knähult, drei Kilometer von Hjortfors entfernt am See. Brandstiftung und Zerstörung, Misstrauen und ständige Angst. Und es schien kein Ende zu nehmen.
    »Wir wollen einfach nur unsere Ruhe. Die Polizei soll kommen und dem Ganzen ein Ende machen«, sagte Karl-Ove Hedman verbittert.
    Hedman wusste wahrscheinlich, dass Janne Lundin selbst nicht weit entfernt aufgewachsen war und dass sein Bruder Nisse den elterlichen Hof betrieb und hoffte, dass sein eigener Sohn ihn übernehmen würde. Nisse hatte ihm einmal anvertraut, dass der Streit die Leute bei Laune hielt.
    Nisse hatte mit alldem gar nichts zu tun. Er besaß eigene Jagdgründe und wohnte zwei Kilometer entfernt, nicht zum Hjortsee hin, sondern hoch oben mit einer atemberaubenden Sicht auf Wald und See.
    »Das hat alles angefangen, als Arfwidsson ins Dorf gezogen ist«, erklärte der Schmelzer in aller Seelenruhe.
    »Was Sie nicht sagen. Wie heißt er denn mit Vornamen, der Arfwidsson?«
    »Anders.«
    »Genau, Anders Arfwidsson. Und wann ist er hierhergezogen?«
    »Ich denk, das wird jetzt so zwanzig Jahre her sein.«
    »Und wo liegt da das Problem?«
    »Nun, Anders Arfwidsson ist schließlich mit dem Gründer der Glasfabrik verwandt. Ziemlich entfernt, aber immerhin, mit dem ersten Verwalter der Glasbläserei. Später kam die Glasfabrik in andere Hände, man hatte schließlich einfach zu viele Glasbläsereien; als es wirtschaftlich nicht so gut ging, wurden viele zusammengelegt, die Familie zog weg und wurde zerstreut, könnte man sagen. Aber dann ist Arfwidsson zurückgekommen. Er hat nichts mehr mit der Glasfabrik zu tun, aber er hatte Kohle, und so hat er den Hof gekauft. Und so ist es jetzt«, sagte Hedman und verstummte.
    Als ob das alles erklären würde.
    In gewisser Weise tat es das. Sicherlich wurde Anders Arfwidsson als vornehm betrachtet, ganz gleich, ob er das war oder nicht. Schöner Hof und gute Pferde. Neid und Eifersucht waren vor allem in kleinen Gemeinden und hauptsächlich unter Nachbarn eine Geißel der Menschheit. Neid konnte Menschen so weit bringen, dass sie am Ende kaum mehr atmen konnten und gezwungen waren wegzugehen, woanders hinzuziehen oder ein Leben zu leben, das vom Denken und Meinen anderer bestimmt war.
    »Und seit den Bränden im letzten Herbst wissen wir nicht, ob unsere Scheunen nicht auch brennen werden. Also wir, die wir in der Nähe wohnen«, sagte Karl-Ove Hedman.
    »Es geht also um Jagdgründe. Habe ich das richtig verstanden?«, fragte Lundin.
    »Genau. Diejenigen, die immer dort gejagt haben, wollen schließlich nicht von einem Typen gehindert werden, der plötzlich einfach so auftaucht.«
    »Vor zwanzig Jahren«, sagte Lundin mehr zu sich selbst.
    »Aber es kommt einem vor wie gestern, wenn man ihn so durch den Ort fahren sieht. Das tut vielen von uns in der Seele weh, wenn auch mir vielleicht nicht«, besann sich Hedman schnell. »Eigentlich hat er mir direkt nichts

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