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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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klappte Claesson auf dem Weg zum Haus den Briefkasten auf. Er war leer. Eine Zeitung gab es heute nicht, am Tag zuvor hatte es aber eine gegeben. Dem Grundstück gegenüber lag eine von Birken eingerahmte Allmende. Weiter entfernt konnte man die Glashütte sehen, oder zumindest den Schornstein davon.
    Auf dem Messingschild an der Tür stand »Skoglund«. Die Klingel funktionierte, und als Lundin seinen langen Zeigfinger auf den Knopf drückte, schellte es laut. Aber es machte niemand auf. Sie probierten an der Tür, sie war verschlossen.
    Die beiden gingen um das Haus herum. Nicht einmal Lundin mit seinen eins fünfundneunzig konnte ohne Leiter in die Fenster schauen, denn das Haus stand auf einem hohen Sockel, in dem wahrscheinlich der Keller lag. Es gab nämlich Kellerfenster, die sämtlich mit Gardinen verhängt waren. Das Einfamilienhaus stammte nach Claessons Vermutung aus den Fünfzigerjahren und war anfänglich vielleicht für zwei Familien gedacht gewesen: ein Stockwerk für jede Familie und ein Badezimmer im Keller.
    Die Veranda war zur Hälfte überdacht. Das war also kein Wintergarten, in dem man sich bei Wärme wie im Gewächshaus fühlte. Das Wohnzimmer wurde vom Dach der Veranda verdunkelt, wie sie feststellten, als sie hineinschauten. Dort standen die üblichen Möbel: Bücherregal, Fernseher, ein Sofa und zwei Sessel. Auf den Fensterbrettern waren verschiedene Glasobjekte aufgereiht, von Kugeln in gefärbtem Glas über kleinere Schalen und Kerzenleuchter, und auf dem Fußboden stand ein größeres Objekt, das aussah wie eine Schnee- oder Eisformation.
    In dem Haus war absolut niemand zu sehen, es bewegte sich auch keine Gardine oder Lampe, und kein Blättchen fiel von einer Zimmerpflanze. Ganz offensichtlich war niemand zu Hause.
    Der Garten war viereckig angelegt und auf eine, wie Claesson fand, deprimierende Weise gut gepflegt. Keine Bäume, sondern nur eine glatte Rasenfläche und rechteckige Beete an den Rändern. Zwischen den Grundstücken wuchsen niedrige Büsche, hauptsächlich Fingerstrauch. Eine Garage gab es nicht, doch einen Stellplatz für ein Auto. Der Platz war leer, und sie inspizierten ihn etwas genauer. Man konnte Schotter mit einer dünnen Schicht Erde darauf erkennen. Lundin zeigte auf eine deutliche Reifenspur an der einen Seite, wo die Erdschicht etwas dicker war.
    »Ehe die Sonne rauskam, war es feucht draußen«, sagte er.
    Claesson nickte und betrachtete eine Reifenspur, die so deutliche und tiefe Abdrücke hinterlassen hatte, dass man ahnen konnte, dass es sich um Winterreifen handelte.
    Es hatten ja noch nicht alle geschafft, auf Sommerreifen zu wechseln. Die Spuren stammten höchstwahrscheinlich von dem Auto des Grundstücksbesitzers. Claesson maß mit den Fingern die Vertiefungen und holte dann sein Handy heraus und rief die Kollegen von der Spurensicherung an, die nicht weit entfernt unten beim Maifeuer gerade dabei waren einzupacken. Zwischen dem grünen Haus und dem Feuerplatz lagen nur ein rotes Haus und ein Stück Wald von der Straße hinunter zur Allmende und dem Badeplatz. Und ein Stück weiter schlängelte sich die schmale Straße hinunter zu Lundins innig geliebter Kate.
    »Nicht weit zum Feuer, wenn man eine Leiche loswerden möchte«, bemerkte Claesson trocken.
    »Sehr praktisch«, stimmte Lundin zu und nickte.
    Die Techniker würden kommen. Claesson und Lundin gingen zum Nachbarhaus, welches das letzte Haus an der Straße war, ehe der Wald anfing. Das Gebäude glich dem grünen Haus, abgesehen davon, dass es falunrot war. Auch hier war kein Auto zu sehen, doch lehnte ein altes Herrenfahrrad an der Betontreppe – ein Monarch, noch im Originallack, schwarz mit gelbweißen Dekorstreifen. Lundin und Claesson wurden gleichermaßen von nostalgischen Gefühlen heimgesucht. Noch vor wenigen Jahren hatte jeder von ihnen ein solches Fahrrad besessen. Das Rad war nicht abgeschlossen.
    »In der Stadt würde das so nicht lange herumstehen«, meinte Claesson.
    »Vielleicht sollten wir die Spurensicherung bitten, es zu untersuchen?«, schlug Lundin vor.
    »Ja«, sagte Claesson, »wir müssen das nur mit den Leuten abklären, die hier wohnen.«
    Sie stiegen die Treppe hinauf und klingelten, doch hier schien die Klingel defekt zu sein, denn es war nichts zu hören. Sie klopften, doch niemand öffnete. In der Haustür waren Fenster mit einem weißen Tuch verhängt, und man konnte nicht hineinsehen. Weder auf der Tür noch auf dem Briefkasten, der am Zaun hing, war ein

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