Tod in der Walpurgisnacht
Endlich!
Er meldete sich, drehte den Daumen hoch und bedeutete Lundin, Block und Stift herauszuholen und ihm zu geben. Claesson kritzelte Namen und Straße hin und legte auf.
Kapitel 22
S odavägen … hier passt der Straßenname«, sagte Claesson auf dem Weg zum Auto.
Peter Berg hatte berichtet, dass der Name des Mannes im Feuer höchstwahrscheinlich Johannes Skoglund lautete und dass er siebenundsechzig Jahre alt war. Laut Personenregister müsste es eine Ehefrau und zwei erwachsene Kinder geben, von denen ein Sohn ebenfalls im Ort wohnte.
Als er sich ins Auto setzte, versuchte Claesson noch einmal, zu Hause anzurufen. Niemand meldete sich. Er versuchte es auf Veronikas Handy, hatte dort aber auch keinen Erfolg. Das war das zweite Mal heute, dass er anrief, um zu hören, wie die Stimmung war, aber nicht durchkam. Er fragte sich, wo sie wohl war, war aber nicht direkt beunruhigt, sondern fühlte sich eher ausgeschlossen, wie abgeschaltet, und vielleicht auch ein wenig schuldig, weil dies eigentlich ihre gemeinsame freie Zeit hätte sein sollen.
Lundin und er hatten nun die wenig erfreuliche Aufgabe vor sich, eine Todesnachricht zu überbringen. In der Innentasche des Toten hatte eine recht gut erhaltene Brieftasche mit Führerschein gesteckt. Die Jacke war, abgesehen von dem Ruß, erstaunlich gut erhalten gewesen. Sie war dick und aus Wolle und wahrscheinlich von sehr guter Qualität, hatte Peter Berg berichtet.
Ob die Brieftasche mit letztendlicher Sicherheit auch zu der verbrannten Leiche gehörte, würden weitere DNA -Proben und Zahnkarten-Vergleiche beweisen müssen. Sie hatten da durchaus schon Überraschungen erlebt, doch die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um dieselbe Person handelte, war dennoch groß. Darauf konnten sie sich zunächst einmal verlassen.
»Was hatte Berg sonst noch zu berichten?«, fragte Lundin, während sie langsam durch die Gemeinde fuhren.
»Nichts.«
»Kein Tür- oder Autoschlüssel oder dergleichen in den Taschen?«
»Davon hat er jedenfalls nichts gesagt.«
»Wie sieht es mit einem möglichen Suizid aus?«
»Darüber konnte sich der Gerichtsmediziner noch nicht äußern. Sie melden sich wieder.«
Die Straßen waren fast menschenleer. In den Gärten hingegen war geschäftiges Treiben. Als sie vorbeifuhren, blieben die Leute stehen und glotzten neugierig ins Auto.
»Die wissen schon, wer wir sind«, bemerkte Claesson trocken.
»Bald wissen sie auch, zu wem wir unterwegs sind.«
»Zumindest eine Person weiß es«, sagte Claesson und dachte an den Täter. »Wenn es kein Selbstmord war.«
Einen Selbstmord auszuschließen war Aufgabe der Gerichtsmedizin. Ebenso festzustellen, ob der Mann noch lebte oder schon tot war, als das Feuer entzündet worden war. Vielleicht gab es Rußflocken, die er eingeatmet hatte.
Claesson sah mit zusammengekniffenen Augen durch die Windschutzscheibe.
»Ich muss tanken«, verkündete Lundin und bog auf die Tankstelle, die vor ihnen lag.
Claesson, der im Wagen sitzen blieb, musste plötzlich daran denken, wie selten sie bei der Arbeit über den Tod sprachen. Das war doch eigentlich merkwürdig. Immer wieder hatten sie mit dem Ende des Lebens zu tun und zumeist in einer tristen Variante. So wie jetzt.
Viel häufiger sprachen sie über die hohe Arbeitsbelastung und nörgelten über die, wie sie fanden, unnötigen Umstrukturierungen. Das taten zumindest alle außer Lundin. Der redete von seiner Kate auf dem Land.
Janne Lundin hielt stand und war in mancher Hinsicht ein gutes Beispiel in Zeiten von Ausgebranntsein, Missmut, Scheidungen und allgemeiner Frustration in einem der reichsten Länder der Welt. Wie konnte das angehen?, fragte sich Claesson. Die Gleichung ging doch nicht auf.
Doch darum musste er sich jetzt nicht scheren. Im Mittelpunkt seiner Überlegungen stand eine verkohlte Leiche in einem Maifeuer. Die meisten Anhaltspunkte zu dem Fall waren ihnen noch nicht bekannt. Die Tatortuntersuchung und die forensische Obduktion waren der Nabel, um den die Ermittlungen kreisten. Schon morgen würden sie mehr wissen und in der Polizeistation auf der Slottsgatan in Oskarshamn versammelt sein, ehe sie mit weiteren technischen Untersuchungen und der Befragung der Dorfbewohner begannen. Eine methodische Arbeit.
Wenn er an die große Maschinerie dachte, die eine Mordermittlung in Gang brachte, verspürte er eine gewisse Müdigkeit. All die Details, die man im Blick behalten musste. All die unvermeidlichen Fehler, die sie machen würden. Die
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