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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Sekunden blickte er in den Rückspiegel. Zweifellos hatte er Angst, seine Teller zu zerbrechen, wenn er plötzlich bremsen müßte.
    »Da ist Morettis Fabrik.« Sie lag wie Bertis Studio auf der linken Seite und, wie er gesagt hatte, gleich hinter der Kurve.
    »Ich muß hier wenden.« Er fuhr in eine Haltebucht an der Toreinfahrt zu einem großen alten Haus mit von der Nässe dunkelgelb fleckiger Stuckfassade, das ein gutes Stück von der Straße zurückgesetzt und fast genau gegenüber der Fabrik lag.
    »Robiglio«, bemerkte er mit einem Kichern, »und sein Haus mit den sieben Klos.« Dabei warf er dem Maresciallo einen Blick zu, während er in den ersten Gang schaltete. Als der Maresciallo keinen Kommentar abgab und nur in glupschäugigem Schweigen verharrte, hob er die Hand und rieb Daumen und Zeigefinger gegeneinander. »Ein Millionär.«
    Sobald eine Lücke im Verkehr entstand, schob er sich langsam hinaus, wendete und parkte vor Morettis baufälliger Fabrik, die zur Straße hin eine angebaute Terrasse hatte, zu der auf beiden Seiten Stufen hinaufführten. Oben war ein großer, vierschrötiger Mann mit Strickmütze und einem Stück Jute über der Schulter damit beschäftigt, dicke Plastiksäcke im Regen herumzuwuchten.
    Berti stieg aus und rief: »Ist Moretti da?«
    Der Mann deutete nach links und wuchtete weiter seine Säcke. Der Maresciallo zwängte sich aus dem Wagen, und sie stiegen die nassen Steinstufen hinauf.
    »In seinem Büro«, sagte Berti und öffnete die Tür zu einer Art Baracke, die vom Gebäude etwas abgesetzt war.
    Drinnen stand Moretti vor einem langen, mit Rechnungen und Auftragsformularen übersäten Tapeziertisch. Er drehte sich um und wollte Berti begrüßen, verstummte jedoch, als er den Maresciallo sah.
    »Ich habe meine Sachen gebracht«, sagte Berti, und mit einem verschlagenen Blick auf den Maresciallo fügte er hinzu: »Und jemanden, der ein paar Worte mit dir reden will.«
    »Was kann ich für Sie tun?« Moretti war klein und drahtig und hatte eine rote Haartolle. Er sah Guarnaccia direkt in die Augen.
    »Bloß ein paar Auskünfte. Gehört die Fabrik Ihnen?«
    »Mir und meinem Bruder.«
    »Ich suche ein Mädchen, eine Schweizerin; Monika Heer. Ich habe gehört, daß sie manchmal hier war.«
    »Na und? Sie hat nicht für mich gearbeitet.« Er warf Berti einen anklagenden Blick zu.
    »Das will ich damit nicht sagen, außerdem interessiert es mich nicht, für wen sie gearbeitet hat. Ich versuche sie zu finden, das ist alles.«
    »Wie meinen Sie das, finden? Wozu? Wenn sie Ärger mit euch hat, dann hat das nichts mit mir zu tun.«
    Er war nicht abweisend, nur brüsk, aber wie er dem Maresciallo so direkt in die Augen sah, wirkte er aggressiv, ja fast trotzig.
    »Sie wird offenbar vermißt«, warf Berti ein und rieb sich langsam die Hände, wobei seine kleinen Augen jedes Detail in dem unordentlichen Büro aufnahmen. »Sie ist seit Freitag nicht gesehen worden.«
    »Also hier ist sie nicht. Und du bringst besser deine Sachen hoch, sie haben schon über die Hälfte drin.« Er griff nach einer verschmierten Lesebrille und setzte sie fast auf die Nasenspitze, so als würde er sie nie lange tragen. Dann nahm er eine blaue Rechnung vom Stapel, wie um anzudeuten, daß für ihn die Unterredung beendet sei. Als der Maresciallo nicht hinter Berti hinausging, blickte er auf und meinte: »Wenn das alles war … ich sollte diese Rechnungen bis morgen fertigmachen. Sie müssen entschuldigen, aber wir haben dieser Tage gerade sehr viel zu tun.«
    »Schon in Ordnung«, sagte der Maresciallo höflich, »das war soweit alles … Ich habe nur überlegt, ob sie am Montagvormittag hier war …«
    »Montagvormittag …? Schon möglich, denke ich, da wir alles fertig zum Brennen haben.«
    »So, denken Sie? Aber Sie hätten sie doch sicher gesehen?«
    »Nicht unbedingt. Ich war nur eine halbe Stunde hier, um mit ein paar Einkäufern zu reden. Mit denen bin ich dann noch zu einigen anderen Fabriken gefahren und anschließend in ein Restaurant in der Stadt. Wir haben uns hier drin unterhalten, sie hätte also durchaus drüben an der Scheibe sein können.«
    »Irgend jemand müßte sie doch gesehen haben.«
    »Nicht unbedingt, nicht am Montag. Es ist nämlich so: Wenn wir kurz vor dem Brennen stehen und die letzten Stücke noch trocknen, schalten wir normalerweise ein verlängertes Wochenende ein. Alle meine Leute arbeiten Schicht, bis auf die Lehrlinge, es wird praktisch rund um die Uhr gearbeitet, wenn eine

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