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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Leben gehabt …«
    Der Maresciallo gab keinen Kommentar ab. Als sie losfuhren, blickte er durch die an den Scheiben herunterrinnenden Regentropfen nach hinten. Oben auf der Terrasse hatte der Mann mit der Wollmütze aufgehört zu arbeiten und starrte ihnen grinsend nach.
    Auf der kurzen Fahrt in die Stadt kamen sie an weiteren kleinen Fabriken wie Morettis vorbei, wenn auch manche aus neuem, rotem Backstein waren, und dem Maresciallo kam es vor, als bestünde die Landschaft aus nichts als Reihen um Reihen nasser, leuchtend orangeroter Tontöpfe vor bleigrauem Himmel.
    »Guten Tag allerseits. Guten Tag … guten Tag. Wie geht’s, wie steht’s? Hallo … Tozzi! Schönen guten Tag! Ich habe einen Besucher mitgebracht, einen Kollegen aus Florenz, ich hoffe also, Sie werden uns gut beköstigen … Signora Tozzi, wie geht es Ihnen? Mir geht’s gut, könnte gar nicht besser sein. Das ist Maresciallo Guarnaccia aus Florenz – ah! Das nenne ich einen Braten, schauen Sie sich das an! Ekelhaftes Wetter. Wir sind halb erfroren. Noch nie war ich so froh, an Ihren warmen Herd zu kommen.«
    Ein großes, offenes Holzfeuer brannte in der Mitte der Restaurantküche, die um die Mittagsstunde der Mittelpunkt hektischer Betriebsamkeit war. Ohne sich um die hin und her rennenden Bedienungen und die genervten Köche mit ihren rotglänzenden Gesichtern zu kümmern, schob Niccolini, der Maresciallo des Töpferstädtchens, seinen großen, athletischen Körper in der auffälligen schwarzen Uniform durch das Getümmel, zog die Lederhandschuhe aus und wärmte sich an dem Feuer, auf dem Steaks und Schweinekoteletts zischten und brutzelten. Guarnaccia blieb auf der anderen Seite eines der beiden Tresen stehen, die den Gastraum von der Küche trennten.
    »Kommen Sie rein, Guarnaccia! Kommen Sie hierher, und wärmen Sie sich auf – ist das Minestrone da in dem Topf? Tatsächlich. Wir nehmen erst mal einen Teller davon, bringt den Kreislauf in Schwung …«
    Doch Guarnaccia blieb, wo er war, und sah sich um, bis schließlich Tozzi, der Besitzer, sich die Hände an einem sauberen Tuch abwischte und ihn erlöste. Er war ein großer, ernst wirkender Mann mit eisengrauem Schnurrbart und mit zackigen Bewegungen.
    »Giuseppe Tozzi. Erfreut, Sie kennenzulernen, Maresciallo.«
    »Guarnaccia.« Der Maresciallo schüttelte ihm die Hand.
    »Also, dann …« Tozzi blickte energisch im Restaurant herum, wie ein General vor der Schlacht. »Unser Maresciallo ißt normalerweise in der großen Gaststube, aber ich weiß nicht recht –« Er drehte sich zu Niccolini um, der in der Küche herumging und in jeden dampfenden Topf spähte, ohne seinen fröhlichen Monolog zu unterbrechen. Guarnaccia fiel auf, daß die Leute, die um ihn herumwuselten, durch seine Anwesenheit aufgeheitert wirkten. Offensichtlich störte es keinen, am wenigsten Niccolini selbst, daß niemand Zeit hatte, ihm zu antworten.
    »Wo möchten Sie essen?« rief Tozzi zu ihm hinüber.
    »An Ihrem üblichen Tisch?«
    »Sehr gut!«
    »Ich dachte, Sie hätten vielleicht gern etwas Ruhe, wenn Sie sich unterhalten wollen?«
    »Richtig, warum nicht? Gute Idee. Ganz wie Sie meinen.«
    »Dann decke ich für Sie nebenan.«
    »Sehr gut. Perfekt. Mir ist alles recht.«
    »Hier entlang bitte«, sagte Tozzi zu Guarnaccia.
    Der Maresciallo fand es schade, nicht in dem großen Raum zu essen, der nach der Kälte und Nässe draußen so heiter und einladend gewirkt hatte mit seinen blaukarierten Tischdecken und den Keramikvasen voller bunter Astern überall, den schwatzenden Arbeitern, die Unmengen von Spaghetti vertilgten. Er folgte Tozzi in einen kleineren und ruhigeren Speiseraum mit schweren antiken Möbeln und großen Majolikatellern ringsum an den Wänden. Gutgekleidete Einkäufer unterhielten sich hier beim Essen in höflich- gedämpften Tönen.
    »Darf ich Ihren Mantel nehmen? Hier setze ich die Fabrikbesitzer und ihre Käufer herein«, erklärte Tozzi und rückte einen Stuhl für den Maresciallo zurecht. »Sie haben mehr Ruhe hier. Sehen Sie sich meine Sammlung an. Die alten Stücke sind echt.«
    Während er auf Niccolini wartete, betrachtete Guarnaccia die großen bemalten Teller an den Wänden und überlegte, welches wohl die alten waren. Er wünschte sich in den großen, lauten Raum zurück, wo er statt dessen Menschen ansehen könnte. Niccolini erschien am Tresen hinter den aufgereihten Schüsseln mit frisch gekochtem Gemüse.
    »Alles in Ordnung? Gut. Ich komme gleich.«
    Schon nach einem halben

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