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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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voll.«
    »Ich gebe ein Bord rein.«
    »Der Chef wird nicht begeistert sein …«
    »Er muß es ja nicht wissen.«
    »Er wird es wissen, wenn er auch nur einen Tropfen Glasur an einem seiner Stücke findet.«
    Ohne auf die Einwände zu achten, kam Berti zu dem Jungen vor. »Gib mir vier Stützen und ein Bord …« Dann sah er gegen das Licht am Ausgang des Ofens die dunkle Gestalt des Maresciallo, so rund und schwer wie die Gefäße um ihn herum. »Sie machen sich nur schmutzig hier drin. Ich komme gleich raus.«
    Tatsächlich entdeckte der Maresciallo große rostrote Flecken, als er an seinem schwarzen Uniformmantel herabblickte. Dennoch blieb er, wo er war. Er fühlte sich unbehaglich, und statt Fragen zu stellen, wie er vorgehabt hatte, stand er da und beobachtete alles mit großen, besorgten Augen. Falls einer von ihnen etwas zu verbergen hatte, würden diese Leute zusammenhalten wie Pech und Schwefel, davon war er überzeugt. Man konnte es schon an der Art sehen, wie sie arbeiteten oder besser wie sie weiterarbeiteten. Normalerweise hatte das unerwartete Erscheinen eines uniformierten Carabiniere, wie harmlos sein Besuch auch sein mochte, zur Folge, daß alle Aktivitäten zum Erliegen kamen, und sei es nur aus Neugier, aber hier hatte seine Anwesenheit überhaupt keinen Effekt. Er gehörte nicht zu ihnen und spielte deshalb keine Rolle. Schließlich stellte er den beiden Männern, die damit beschäftigt waren, die großen Gefäße vor dem Ofen aufzureihen, doch eine Frage, eine einzige: »Wie viele Leute arbeiten denn hier?«
    »Mit dem Chef?«
    »Wenn Sie wollen.«
    »Dann acht. Der da hat einen Haarriß.« Schon hatte er sich abgewandt, um sich auf seine Sache zu konzentrieren.
    »Nein – der dahinter … ja, das ist er. Geh mal drüber, und dann hoffen wir, daß er im Feuer nicht aufspringt.« Danach wandte er sich zwar wieder dem Maresciallo zu, aber nur, um zu sagen: »Macht’s Ihnen was aus, wenn Sie ’n Stück beiseite gehen?«
    »Nein, nein …« Er trat so vorsichtig wie möglich zurück und war froh, als er Berti mit seinen langsamen, spinnengleichen Schritten vom Ofen herüberkommen sah.
    »Na, haben Sie rausgefunden, ob sie hier war?«
    »Nein.«
    Berti nahm sich einen staubigen Lappen vom Fensterbrett und wischte seine Hände ab. Neben dem Lappen lag ein Holzbrett, auf dem vier oder fünf kleine Tonfiguren standen. Eine davon war ein grob gearbeiteter Kopf mit starren Haarsträhnen und großen Ohren, der Mund nicht mehr als ein gähnendes Loch. Berti nahm ihn in die Hand und kicherte: »Sieht aus wie Moretti.« Er legte das Stück so behutsam beiseite, als sei es eine seiner eigenen Arbeiten.
    Vielleicht hatte der Lehrling es modelliert. Der Maresciallo konnte es nicht beurteilen, aber er schätzte den Jungen auf etwa fünfzehn und ein bißchen alt für eine so kindliche Arbeit, wenn es nicht ein Scherz sein sollte. Es stimmte, der komische Kopf hatte eine starke Ähnlichkeit mit dem Fabrikeigner.
    »Gehen wir?« Um nichts in der Welt hätte der Maresciallo auch nur versucht, ohne Berti seinen Weg aus dem Labyrinth zu finden. Und dann ärgerte er sich, als sie nach nur zwei Biegungen wieder draußen im Regen standen.
    Moretti nickte ihnen wortlos zu, als sie an der offenen Tür seines Büros vorbeikamen und mit eingezogenen Köpfen die Treppe hinuntergingen. Der Mann mit der Wollmütze und dem Jutestück über der Schulter wuchtete immer noch seine großen Plastiksäcke herum, von denen einige aufgeplatzt waren und glattes rotes Tonmehl verstreuten. Seine großen nassen Hände waren rot vor Kälte.
    Sie stiegen ins Auto. Gegenüber schob sich langsam ein weißer Mercedes durch das Tor des großen Hauses, und der Fahrer fixierte sie über das Lenkrad hinweg.
    »Da ist er«, kicherte Berti, »und Sie können Gift drauf nehmen, daß der seine sieben Klosetts braucht, er ist so voller –«
    »Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich bis in den Ort mitnehmen könnten.« Der Maresciallo fand Berti schon mehr als nur ein bißchen abstoßend, aber er hatte keine große Lust, bei diesem scheußlichen Wetter den ganzen Weg an der verkehrsreichen Straße entlang zu gehen. »Obwohl ich Sie ja nicht von der Arbeit abhalten sollte.«
    »Zum Arbeiten ist immer Zeit. Es sind nur fünf Minuten mit dem Auto.«
    Er ließ den Motor an, und ohne den Maresciallo anzusehen, fügte er hinzu: »Sie dürfen Moretti nicht so ernst nehmen. Er hat eine rauhe Schale, aber er ist ein Arbeitstier. Und er hat kein leichtes

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