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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Lieferung fertiggemacht werden muß, und wir nehmen frei, wenn wir brennen. Zu den Zeiten ist das Mädchen immer gekommen, um die Scheibe zu benutzen, wenn die Dreher nicht da waren. Wenn alles trocken ist und wir den Ofen bestücken, packen alle mit an und helfen. Das hier ist ein kleiner Betrieb, ein Familienunternehmen. Am Montag war nichts los, es war keiner da.«
    »Sie meinen, das Mädchen hätte einfach hereinkommen können? Sie schließen nicht ab?«
    »Abschließen? Nein, nie, es ist nicht nötig …« Moretti fuhr sich mit der Hand durch sein zerwühltes rotes Haar, zögerte, als sei er verlegen über das, was er eben gesagt hatte, und überlege, wie er das rechtfertigen könne. »In so einer Fabrik gibt es nichts zu stehlen … Ich schließe das Büro hier mit einem Vorhängeschloß ab, aber ich weiß eigentlich gar nicht recht, warum, denn Geld ist hier drin nie.«
    »Ich verstehe. Na, dann will ich nicht länger stören …«
    Der Maresciallo beschloß, sich lieber erst noch etwas bei seinem fröhlichen Kollegen auf der Polizeiwache im Ort umzuhören, bevor er weitermachte. Sonst schnüffelte er gern erst auf eigene Faust herum, ohne vorgefaßte Meinung, aber diese Leute hier lebten offenbar in einer eigenen Welt, deren Gesetze ihm fremd waren. Dann folgte er aber doch Berti, der eben seine letzten Teller in die Fabrik trug, zum einen, weil er hoffte, daß entgegen Morettis Aussage vielleicht doch einer der Arbeiter am Montag dagewesen war, und dann auch, weil er immer deutlicher das Gefühl hatte, daß dem Mädchen etwas zugestoßen war, das da dem Vernehmen nach vor Bertis Studio den Bus verlassen und sich dann mir nichts, dir nichts in Luft aufgelöst hatte.
    Als er das düstere Gebäude betrat, war Berti verschwunden, und sonst war kein Mensch zu sehen. Es war wie in einem Labyrinth, von dem man die Anlage nicht kennt, mit einer Unzahl gewundener Durchgänge, wackeliger Holztreppen und ineinander übergehender Räume, die alle unweigerlich immer wieder zum Ausgangspunkt zurückführten. Langsam glaubte er gerne, daß die junge Frau sich hier aufhalten konnte, ohne daß jemand davon wußte. Nachdem er eine Zeitlang ziellos herumgestiefelt war, ohne eine Menschenseele zu treffen oder etwas anderes zu hören als seine eigenen Schritte, gelangte er in einen hohen, langgestreckten Raum, der fast leer wirkte, so daß er nicht sagen konnte, was hier normalerweise vor sich ging, wenn überhaupt etwas. Die eine Seite wurde von einer Reihe von Fenstern eingenommen, die alle schmutzig waren, eins oder zwei auch zerbrochen, so daß es hereinregnete. In einer Ecke stand eine alte Badewanne voller mit Wasser bedeckter Tonklumpen und daneben ein Kasten mit aufgerollten dicken Drähten. Dann kam ein Stück Leere und ganz am anderen Ende eine Ansammlung großer weißer Figuren. Der Maresciallo trat neugierig näher, doch selbst aus der Nähe wurde er nicht schlau daraus: riesige Gipsformen, außen rauh und innen glatt. Vorsichtig berührte er eine davon. Sie war feucht und sehr kalt. Dann hörte er unter sich gedämpfte Stimmen und ging auf die nächstgelegene Treppe zu. Eine Etage tiefer war niemand, und so irrte er denn durch drei oder vier Räume, ehe er einen Weg ins darunterliegende Stockwerk fand. Allerdings wußte er nun nicht mehr, woher die Stimmen gekommen waren. Da hörte er sie wieder, folgte ihnen und kam in einen Raum, der beinah ebenso groß war wie der zwei Etagen darüber. Dieser hier war voller Menschen und Leben. In der Mitte stand ein riesiger Ofen, um dessen offenstehende Tür Berge zerbrochener Ziegel lagen und so etwas, das aussah wie bröseliger roter Zement.
    Sonst war der Raum vollgestellt mit Reihen dunkler, bauchiger Gefäße, viele davon beinah so groß wie die beiden Männer, die eines nach dem anderen hochhoben und zur Öffnung des Ofens trugen. Einer der Männer sah auf, ohne seine Arbeit zu unterbrechen.
    »Wenn Sie den Chef suchen, er ist in seinem Büro.«
    »Nein.« Der Maresciallo trat einen Schritt zurück, um ihnen Platz zu machen. »Ich suche Signor Berti.«
    Der Mann machte eine Kopfbewegung zum Ofen hin. Der Maresciallo wartete, bis sie ihre Last abgesetzt hatten, trat näher und linste ins Halbdunkel. Im Eingang saß ein Junge und sortierte Stapel hellbrauner Röhren, denen er türmchenartige Stopfen aufsetzte. Hinter dem Jungen reichte Berti seine Teller weiter in eine Kammer, aus der gedämpfte Stimmen drangen.
    »Ist das alles?«
    »Noch zwei.«
    »Die Muffel is

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