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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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unmöglich, etwas Genaues zu erkennen. Schwemmer war
sich sicher, einen Arm gesehen zu haben, aber als er meinte, den Kopf
auftauchen zu sehen, konnte er nichts erkennen, was wie ein Gesicht aussah.
    Die Kälte kroch aus seinen nassen Stiefeln den Körper
empor, und er merkte, dass die Hand mit der Lampe zu zittern begonnen hatte.
    Er ließ den Strahl die Felswand hochklettern. Ein paar
Meter über ihnen verengte sich die Klamm und entwand sich immer schmaler
werdend dem Licht.
    Drägers Blick folgte dem seinen.
    »Hab ich auch schon überlegt«, schrie er. »Einer von
der Bergwacht ist hierher unterwegs. Der wird sich bedanken! Scheißjob!«
    Schwemmer nickte zur Antwort.
    »Was ist mit Tauchern?«, brüllte Schafmann, und wie
als Kommentar schoss ein Baumstamm an ihnen vorbei durch die Klamm. Schwemmer
sah Schafmann an, der hob entschuldigend die Hände. Er sagte etwas, was sich
für Schwemmer durch den Lärm wie »War halt ‘ne Idee« anhörte.
    Er winkte Dräger zu sich heran. »Mehr Licht«, sagte er
ihm ins Ohr.
    Dräger wies klammabwärts. »Kollege ist unterwegs.
Batterieleuchten.«
    Schwemmer sah wieder zu dem tanzenden Körper. Es waren
nicht mehr als vielleicht fünf Meter, die der Tote an der nahen Seite des
Strudels von ihnen entfernt war.
    Ein Mann in durchnässter roter Bergjacke kam aus dem
Stollen auf sie zu. Er schüttelte Schwemmer kurz die Hand, dann richtete er
seine Stablampe auf den Strudel und die Wand hinauf. Er zuckte die Schultern
und beugte sich zu Schwemmers Ohr.
    »Wir werden einen Mann vom Rand aus abseilen«, sagte
er.
    »Hubschrauber?«, brüllte Schwemmer zurück.
    »Geht hier nicht. Wollen Sie ‘nen Tipp?«
    Schwemmer antwortete mit einer auffordernden Geste.
    »Warten Sie einfach ein bisschen. Über kurz oder lang
kommt er aus dem Strudel frei, dann können Sie ihn unten am Kraftwerk einfach
rausklauben.«
    Schwemmer verzog das Gesicht. Diesen Gedanken
versuchte er schon seit seiner Ankunft zu verdrängen.
    »Aber wir können ihn auch rausholen, wenn Sie wollen.«
    Schwemmer nickte. »Bereiten Sie es vor. In aller
Ruhe.«
    * * *
    Magdalena saß müde hinter dem Empfangstresen und war
noch immer mit ihrer Buchhaltung beschäftigt.
    Die Bar war seit Stunden leer, der Kölner hatte sich
schlecht gelaunt ins Garmischer Nachtleben verabschiedet, nachdem seine Frau
mit Kopfschmerzen in der Suite verschwunden war.
    Herr Kant hatte sich nicht mehr blicken lassen.
    Es ging auf elf in der Nacht zu, als Andi Weidinger
hereinkam. Magdalena sah ihn an und schüttelte den Kopf.
    »Andi …«, sagte sie nur.
    »Was denn?«, fragte er.
    Er war noch so blass wie heute Morgen. Ein kleiner
roter Punkt zwischen Unterlippe und Kinn zeigte, dass er sich beim Rasieren
geschnitten hatte. Er trug ein beiges Hemd mit einer dunkelroten Krawatte.
    Und er kam eine ganze Stunde zu früh.
    »Ich konnte nicht schlafen«, sagte er.
    »Na dann …« Magdalena machte eine Sicherungskopie und
schloss die Datei.
    »Wie war der Abend?«, fragte Andi.
    »Ruhig. Aber nach dem Morgen kam es mir
vielleicht auch nur so vor. Soll ich dir einen Espresso machen?«
    »Nein, nein. Ich hab so viel Kaffee heute. Mein
Magen.«
    »Du siehst eigentlich nicht aus, als würdest du die
Nacht durchstehen. Es hat keiner was davon, wenn du zusammenklappst. Geh nach
Hause, Andi.«
    Aber Andi Weidinger sah zu Boden und bewegte den Kopf
hin und her wie ein trotziger kleiner Junge. Magdalena lächelte, aber er sah es
nicht.
    »Na schön. Wahrscheinlich wird es ruhig bleiben. Also:
Wenn du einschläfst, mach dir keine Vorwürfe.«
    »Tu ich nicht«, sagte Andi, und sie wusste, dass er
das Einschlafen meinte und nicht die Vorwürfe. Eigentlich gehörte es zum
Konzept des »Lenas«, den Gästen einen echten Vierundzwanzig-Stunden-Service zu
bieten, aber das ging mit nur einer Person am Empfang nicht wirklich, und es
war keine leichte Entscheidung für Lena gewesen, auf eine zweite Kraft zu
verzichten. Aber es wäre bei zwölf Zimmern einfach nicht zu finanzieren, selbst
bei den deftigen Preisen, die ihre Klientel zu bezahlen bereit war.
    Und es würde wohl kaum ein Schaden entstehen, wenn
Andi während der Nachtschicht mal einduselte. Magdalena war sich sicher, dass
seine Kollegen das regelmäßig machten. Aber Andi war eben Andi.
    »War was mit dem … diesem Düsseldorfer?«, fragte er.
    »Wieso?« Sie sah auf. »Wie kommst du darauf?«
    »Ich hab nachgedacht über den heute. Irgendwie
komisch, weiß nicht, der Mann.«
    »Ja … Und

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