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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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die er nun betrat. Das Haus war
dunkel, Burgl war im Bett, die Küche war aufgeräumt bis auf die eine Spur zu
auffällig platzierte leere Rieslingflasche.
    Schwemmer sah an sich hinunter. Schuhe und Socken
hatte er an der Haustür liegen lassen. Seine feuchten Füße hinterließen Spuren
auf dem Steinboden, und es war bezeichnend, dass der ihm nicht kalt vorkam. Die
Hosenbeine waren voller Schmutz und Schlamm, das Hemd an den Ärmeln durchnässt,
und die Feuchtigkeit auf dem Rücken fühlte sich nach Schweiß an.
    Er zog sich aus, warf die Sachen in den Flur und
stellte sich unter die heiße Dusche.
    In seinem dicken Bademantel, mit Filzpantoffeln an den
Füßen, ging er ins Wohnzimmer und öffnete den Schrank, der ihren Schnapsvorrat
enthielt. Es war nicht viel, ein paar nicht angebrochene Geschenke, wie eine
Flasche Cointreau oder der Tequila, den ihm ein mexikanischer Kollege auf einem
Polizeikongress in München überreicht hatte. Schwemmer griff nach dem Chantré,
der einzigen Flasche, aus der ab und zu getrunken wurde. Er nahm einen
Schwenker, dann, nach kurzem Zögern, einen zweiten. Er schenkte ein und stieg
mit den beiden Gläsern die Treppe hoch.
    Leise öffnete er die Schlafzimmertür.
    »Bist du wach?«, flüsterte er und erhielt ein Brummen
zur Antwort.
    Burgl schaltete ihre Nachttischlampe an. »Im nächsten
Leben heirate ich einen Finanzbeamten«, sagte sie.
    »Schade«, antwortete Schwemmer. »Im nächsten Leben
wollte ich Steuerbetrüger werden. Hier …« Er reichte ihr einen Chantré.
    Burgl sah ihn besorgt an. »So schlimm?«, fragte sie
und richtete sich halb auf. Weinbrand für sie gab es nur in Ausnahmefällen.
    Schwemmer setzte sich auf den Bettrand und stieß mit
ihr an. »Schwierig und unschön«, sagte er. »Und kalt und nass.«
    Er trank, sie benetzte nur ihre Lippen.
    »Möchtest du drüber reden?«
    Er lächelte. Er machte sich oft lustig über ihre
PsychologInnenphrasen, wie er es nannte, aber hier und jetzt war es genau die
richtige Frage.
    »Morgen«, sagte er. »Beim Frühstück … Wie waren die
Fischpflanzerl?«
    »Nicht so gut wie der Riesling«, sagte Burgl.
    Er glaubte ihr kein Wort.
    »Ich mach’s wieder gut. Morgen gehen wir richtig gut
essen.«
    »Und wo?«
    »Schaun mer mal.« Er gab ihr einen Kuss, dann trank er
seinen Chantré aus. Sie stellte ihr fast volles Glas auf dem Nachtisch ab.
    »Weißt du was?«, fragte sie, als er im Bett lag.
    »Hm?«, brummte er.
    »Das mit dem Finanzbeamten wär glaub ich Quatsch. Aber
Steuerbetrüger hört sich gut an.«
    Sie löschte das Licht und ließ Schwemmer allein mit
dem Gedanken, wie er jemals so viel verdienen könne, dass sich Steuerbetrug
lohnte.
    Am Ende verschob er das Problem ins nächste Leben.

ZWEI
    Schwemmer und
Schafmann standen auf der Eisernen Brücke und starrten in die Klamm hinunter.
Die Sonne war gerade erst aufgegangen. Das angekündigte Gespräch mit Burgl war
mitsamt dem Frühstück ausgefallen, weil Dräger schon um kurz nach sechs
angerufen und ihn herbestellt hatte. Ein Dutzend Spezialisten von der
Bundespolizei suchte die Ränder der Klamm oberhalb der Fundstelle ab. Die Leute
hingen in Gurten gesichert und bewegten sich langsam und kontrolliert am Rand
der Klamm entlang nach Süden.
    »Was wollen die da
eigentlich finden?«, knurrte Schwemmer.
    Schafmann schwieg
taktvoll. Schwemmer war ein toller Chef, so ab halb zehn. Vorher eher nicht.
    »Die zertrampeln
mehr Spuren, als sie entdecken. Am liebsten würd ich die abziehen.«
    »Dräger weiß schon,
was er tut«, sagte Schafmann diplomatisch und erhielt ein »Jaja« zur Antwort.
    Für acht Uhr hatte
sich die Staatsanwaltschaft angesagt. Auch das war kein Grund, Schwemmers Laune
zu heben.
    »Vielleicht ist der
Tote ja gar nicht hier reingefallen. Er kann ja auch in die Klamm
hineingetrieben sein«, meinte Schafmann.
    »Richtig«, sagte
Schwemmer nur. »Was macht der Magen?«
    »Frag mich nicht«,
antwortete Schafmann. »Und die Fischpflanzerl?«
    »Waren nie besser.
Und der Riesling erst …«
    »Als Bärbel mit den
Kindern wieder da war, hat die Kleine kein Auge mehr zugetan. Und wir auch
nicht«, sagte Schafmann. »Manchmal ist das alles …« Er brach den Satz ab.
    Eine Weile starrten
sie schweigend in die Schlucht.
    »Als ich noch in
Ingolstadt war«, sagte Schwemmer, »da haben wir mal eine Frau aus der Altmühl
gezogen. Erstochen.«
    »Aha«, sagte
Schafmann ergeben. Hier kam eine der berüchtigten Schwemmer-Geschichten.
    »Zehn Wochen hat

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