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Tod in Innsbruck

Tod in Innsbruck

Titel: Tod in Innsbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Avanzini
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Tomate Konkurrenz machen können. »Seit zwei Wochen sind wir zusammen.« Sie grinste verlegen.
    »Und der Klarinettist?«
    »Sebastian? Der hat sich mit Mirko ein Zweibettzimmer geteilt. Da war auch nichts, das hätte Mirko mir erzählt.«
    »Wer ist noch in Bologna gewesen?«
    »René, ein Gesangsstudent, Anfang zwanzig. Außerdem meine Geigenlehrerin, Isas Klavierlehrer, Renés Gesangslehrer und Herr Lehmann, der Korrepetitor, der René, Mirko und Sebastian am Klavier begleitet hat.«
    Vera kramte in ihrem Rucksack nach Papier und Zettel und notierte sich die Namen.
    »Mirko und Sebastian scheiden also aus. Und was ist mit den Lehrern? Oder mit René?«
    Sarahs wasserhelle Augen schienen den letzten Rest Farbe zu verlieren. Sie presste ihre Lippen zusammen.
    »Komm schon, du kennst alle Beteiligten. Irgendeine Vermutung hast du doch.«
    Das Mädchen starrte zu Boden. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Du willst doch auch, dass der Täter zur Rechenschaft gezogen wird, oder?«
    »Natürlich. Aber ich will niemanden falsch beschuldigen«, murmelte Sarah.
    »Du sollst niemanden beschuldigen. Sag mir einfach, ob dir irgendetwas aufgefallen ist.«
    Sarah zögerte. »Vielleicht, ja. In der Nacht, als Isa weg war, hat jemand im Zimmer nebenan laut gestöhnt.«
    »Wessen Zimmer war das?«
    »Das von René. Er hatte ein Einzelzimmer, wie die Lehrer.«
    Vera zog einen Kreis um den Namen René.
    »Danke, Sarah. Du hast mir sehr geholfen.«
    »Hoffentlich findest du heraus, was damals wirklich passiert ist.«
    »Das werde ich«, sagte Vera bestimmt. »Übrigens … ich vermisse Isas Tagebuch. Weißt du etwas darüber?«
    »Nur, dass sie eines hatte. War es nicht grün?«
    »Unter ihren Sachen habe ich es nicht gefunden. Kann sie es irgendwo versteckt haben?«
    »Keine Ahnung. Aber das müsste Bernie wissen.«
    Bernie. Die nicht reden will. Die etwas weiß und es hartnäckig verschweigt.
    »Du hast recht. Ich werde sie danach fragen. War sie heute nicht in der Schule? Ich habe sie nicht rauskommen sehen.«
    »Sie ist früher abgehauen, angeblich war ihr schlecht. In Wirklichkeit wollte sie wohl die letzte Mathearbeit schwänzen.«
    Vera verabschiedete sich. Sie machte sich sofort auf den Weg ins Eduard-Wallnöfer-Heim.
    Aber Bernie war nicht da.
    »Sie hat Klavierstunde und danach Nachhilfeunterricht. Die kommt erst wieder zum Abendessen«, wusste ein Mädchen aus dem Nachbarzimmer. So lange konnte Vera nicht warten, abends musste sie ins Blue Note. Sie nahm sich vor, es morgen noch einmal zu versuchen.
     
    Der Himmel war diesig, als sie am nächsten Morgen zum Musikgymnasium joggte, um Bernie vor Schulbeginn auszuquetschen. Die Berge versteckten sich hinter schmutzig weißen Schleiern, die noch unentschlossen schienen, ob sie sich auflösen oder zu handfesten Wolken auswachsen sollten.
    Zwischen trödelnden Schülergruppen stieg Vera die Treppe hoch zur 6c. Isas Klasse. Sie sah sich um. Sarah sprach mit zwei anderen Mädchen. Als sie Vera erblickte, ließ sie die beiden stehen.
    »Suchst du Bernie?«
    »Was ist mit ihr?«
    »Sie ist gestern Abend nach Hause gefahren. Sommergrippe.«
    »Verdammter Mist! Wo ist das?«
    »In Ischgl. Wahrscheinlich kommt sie erst in zwei, drei Tagen wieder.«
    Die Schulglocke schrillte los und weckte unangenehme Erinnerungen in Vera. »Hast du ihr erzählt, dass ich mit ihr sprechen möchte? Und dass ich das Tagebuch suche?«
    »Hätte ich das nicht sagen sollen?«
    »Schon in Ordnung. Ich habe nur das Gefühl, dass sie mir etwas verschweigt.«
    Ein schlaksiger Mann betrat die Klasse. Er trug eine runde Hornbrille. Sein dunkelblondes Haar war lässig im Nacken verknotet.
    »Der Jesus«, flüsterte Sarah und beeilte sich, auf ihren Platz zu kommen.
    Veras Blick fiel auf die Sandalen des Lehrers. Birkenstock.
    Von einem Jesus hatte Isa nie etwas erzählt.
    Wie sie überhaupt fast nichts erzählt hat. Und es ist mir nicht mal aufgefallen.
    Vera murmelte eine Entschuldigung und ging hinaus.
    Sie brauchte dieses verdammte Tagebuch. Sonst würde sie wohl niemals herausfinden, was mit Isa wirklich passiert war.
    Wenn Bernie nicht bald auftauchte, würde sie nach Ischgl fahren müssen.
    Das Katz-und-Maus-Spiel hatte sie satt.
    * * *
     
    Sie schlenderte die Fallmerayerstraße entlang und überquerte die Anichstraße. Der Gedanke, dass Isas Peiniger höchstwahrscheinlich im Umfeld der Musikakademie zu finden war, wurde immer mehr zur Gewissheit. Sarahs Bemerkungen bestärkten Vera in dieser

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