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Tod in Innsbruck

Tod in Innsbruck

Titel: Tod in Innsbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Avanzini
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sind einfach die besten, woll?«
    »Kruzifixsakrament! Jetzt hören S’ mir mit den Schwammerln auf. Ich möchte Sie was fragen.«
    Der alte Mann starrte Heisenberg ungläubig an. Endlich entspannten sich seine Gesichtszüge ein wenig.
    »Haben Sie irgendjemanden beobachtet, bevor Sie die Leichenteile gefunden haben?«
    »Woll.«
    Heisenberg erstarrte. »Wie sah der aus? Was hat er gemacht? Los, reden S’ weiter.«
    »Das war so ein Junger. Mit einem karierten Hemd und einer Schildmütze. Die war weiß, die Mütze, mit einem Aufdruck drauf. So genau hab ich das nit g’sehn, weil ich mich versteckt hab, woll?«
    »Hatte der Mann eine Waffe?«
    »Freilich. Ein Messer hat er g’habt, woll.«
    »Und die Plastiktaschen mit den Leichenteilen.«
    »Sell nit. Über die bin ich drüber g’stolpert, wie ich mich versteckt hab. Und versteckt hab ich mich, damit der nicht meinen guten Schwammerlplatz findet und mir beim nächsten Mal die besten Eierschwammerl wegschnappt.«
    Heisenberg krallte seine Finger um die Lehne der Bank und atmete tief durch. Nur mit der Ruhe. Immer mit der Ruhe.
    Bei dem Mann mit dem Messer handelte es sich also nur um einen weiteren Schwammerlsucher, nicht um den Mörder. Unterthiner hatte gar nichts gesehen. Heisenberg bat ihn, bei Gelegenheit in sein Büro zu kommen und das Protokoll zu unterschreiben.
    »Übermorgen, woll, Herr Kommissar? Da ist wieder ein ungerader Tag, und dann bring ich Ihnen gleich ein paar frische Schwammerl mit.«
     
    Als Heisenberg sich aus den letzten Tabakkrümeln eine Zigarette drehte, war es kurz vor halb neun.
    Um sieben Uhr hätte er zu Hause sein sollen. Thea hatte Marillenknödel zum Abendessen angekündigt. Marillenknödel aus Topfenteig, mit brauner Butter und Zimtzucker. Die waren bestimmt längst zerfallen und Thea vermutlich sauer. Zu Recht. Wie oft hatte er sie schon warten lassen. Und wie oft hatte er sich vorgenommen, sie wenigstens anzurufen, wenn sich eine Verspätung abzeichnete.
    Jetzt war es auch schon egal.
    Er musste noch ein paar Minuten allein sein, hier an seinem Schreibtisch, um zu rekapitulieren.
    Heute waren also die Beine des Opfers aufgetaucht. Beide waren knapp unterhalb des Kniegelenks noch einmal durchtrennt worden, vermutlich mit einer Axt. Verpackt in zwei roten Plastiktüten vom MPREIS, mit Reisig, Laub und Moos notdürftig bedeckt, so hatte der unsägliche Herr Unterthiner sie gefunden.
    Kopf und Torso fehlten nach wie vor, obwohl die Spusi wirklich ganze Arbeit geleistet hatte. Als Todeszeit hatte Prantls Assistentin Samstag oder Sonntag angegeben, das entsprach der Zeit, die Prantl für die Arme eruiert hatte. Eine genauere Eingrenzung war nicht möglich.
    Die DNA-Analyse der Arme wies das Opfer zweifelsfrei als weiblich aus. Ob die Beine von derselben Frau stammten, würde Heisenberg morgen erfahren, aber er war felsenfest davon überzeugt. Prantls Untersuchungen der Markhöhlen in den Oberarmknochen hatten ergeben, dass es sich um eine ältere Frau handeln musste. Eine Frau, die an schwerer Arthritis litt. Ihre Fingerabdrücke waren mit keiner der vermissten Personen identisch, das hatte auch der DNA-Abgleich bestätigt. Neue Abgängigkeitsanzeigen hatte es nicht gegeben. Niemand schien diese Frau zu vermissen.
    Das konnte mit der Anonymität des Stadtlebens zu tun haben. Vielleicht würde ihre Abwesenheit erst in ein paar Wochen auffallen, wenn zum Beispiel die Miete nicht bezahlt wurde. Vielleicht war die Frau auch gar nicht von hier. Eine Touristin? Ein Flüchtling?
    Er hatte Wurz beauftragt, seine Recherchen auf vermisste Frauen in ganz Europa auszudehnen. Das würde den Chefinspektor einige Zeit beschäftigen.
    Heisenberg tastete nach dem Bleistift, den er sich hinters Ohr geklemmt hatte, und schrieb die wichtigsten Fragen untereinander auf einen Block.
    »Wer ist die Tote?
    Wo ist der Rest der Leiche?
    Was ist das Motiv?«
    War der Mörder hinter dem Geld der Frau her gewesen? Also Raubmord? Aber dann hätte er die Leiche einfach in der Wohnung liegen lassen und verschwinden können.
    Handelte es sich um eine Beziehungstat, und der Täter, ein Lebensgefährte, Exmann, Sohn oder Enkel hatte sie aus Hass ermordet und zerstückelt? Aber solche Täter drapierten die Leiche gern am Tatort und versteckten sie nicht.
    Am wahrscheinlichsten schien ihm, dass der Mörder mit dem Opfer unter einem Dach gelebt hatte. Ein pflegender Angehöriger vielleicht, dem die alte Frau irgendwann zur Last gefallen war. Er hatte sie ermordet und

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