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Tod in Kreuzberg

Tod in Kreuzberg

Titel: Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Ditfurth
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Tee. Dudelmusik nervte, ein Kind schrie, als würde es gefoltert. Türkische Frauen mit Mänteln und Kopftüchern, manche mit Enkeln an der Hand, zogen durch den Flur. Zwei Machotypen mit Dreitagebart und gegeltem Haar latschten vorbei, in einigem Abstand die dazu passenden Frauen, überschärfte Kleidung, Billigklunker.
    »Tja«, sagte Dornröschen. »Kann schon sein.« Sie gähnte.
    »Ich glaub es auch«, sagte Matti. »Der wollte seinem Alten einen Gefallen tun. Er hat keinen Job, nichts zu tun …«
    »Und bügelt sein Selbstwertgefühl auf, indem er einer Frau den Schädel einschlägt«, unterbrach Dornröschen. »Der würde ein Messer nehmen, oder?«
    »Du meinst, der Türke als solcher tendiert zum Messer?«, fragte Matti.
    Dornröschen überlegte. »Das ist so ein Gefühl. Junge Machos stechen, alte Machos schlagen.«
    »Au Backe«, sagte Matti.
    Twiggy grinste.
    »Einer hat ihr den Schädel eingeschlagen. Das macht der nur, weil er wütend ist, im Affekt.«
    »Wusste gar nicht, dass du unter die Leichenfledderer gegangen bist. Wie nennen sich diese Gerichtsärzte?«, fragte Matti. »Sogar wenn deine steile Messerthese stimmt, lässt sich leicht eine Situation denken, in der es mit dem Schlag geht. Quasten und Ali begegnen sich nachts im Gräfekiez. Er sagt: ›Du Ätztucke, auf dich hab ich gewartet.‹ Sie sagt: ›Türkenbengel, geh heim zu Mama‹, und schon rastet er aus.«
    »Laufen Türkenbengel mit Flaschen rum?«, fragte Dornröschen. »Da hätte er ja die Waffe dabei. Manche splittern nicht mal. Sektflaschen …«
    Sie schwiegen. Eine Stimme pries die Gratisparkplätze. »Drei Stunden kostenlos!« Die Prozession in Kopftüchern und Mänteln kam zurück. Die Frauen schnatterten miteinander, alle auf einmal.
    »Woher willst du wissen, dass es eine Flasche war?«, fragte Twiggy. Er rührte gedankenversunken in seiner Tasse.
    »Ein Hammer, ein Baseballschläger, ein dicker Ast …«, sagte Matti. »Alles, was man tragen oder finden kann.«
    »Er war’s nicht«, sagte Dornröschen.
    »Was bist du stur«, erwiderte Matti genervt. »Du kennst den Kerl doch gar nicht.«
    »Intuition.«
    »Schluss mit dem Quatsch!«, schnauzte Twiggy. »Es nutzt uns nichts, wild zu spekulieren. Wir brauchen einen Plan.«
    »Gut«, sagte Dornröschen. »Dann machen wir einen Plan.«
    »Wir verfolgen Ali«, sagte Matti.
    »Ach, du lieber Himmel«, rutschte es Dornröschen heraus.
    Matti blickte sie finster an.
    Dornröschens Handy tönte. Sie nahm das Gespräch an, erhob sich und ging weg. Twiggy und Matti hörten sie noch glucksen. Die beiden blickten sich an, zornig, traurig. Sie stand vor einem Schuhladen, mit dem Rücken zu ihnen. Aber im Spiegelbild des Schaufensters sahen sie, wie sie redete, lachte, Grimassen zog.
    Als sie endlich aufgehört hatte und zurückgekehrt war, trug sie ein Lächeln im Gesicht.
    »Wer war das, wenn ich fragen darf?« Twiggy blickte sie ernst an.
    »Also, wir verfolgen Ali«, sagte Dornröschen. »Dann wollen wir mal.« Und es klang so, als wollte sie sagen: Gut, Jungs, ihr wollt es so, ihr kriegt es. Aber meckert nicht, wenn es in die Hose geht.
    Matti mühte sich, seine Wut zu zügeln.
    »Wir stellen uns vors Haus und warten, bis der Wonneproppen auftaucht, und traben hinterher. Und was verrät uns das? Dass er seine Kumpel trifft und das Maul aufreißt: He, ich habe da so ’ne Alte kalt gemacht. War echt geil«, sagte Dornröschen.«
    Matti knurrte: »Hast du eine bessere Idee? Immerhin denken wir nach und turteln nicht nur rum.«
    Sie kicherte. »Wenn ihr so tolle Ideen ausheckt, wenn ich weg bin, sollte ich öfter verschwinden.«
    Die Karawane der Türkenfrauen mit Enkeln marschierte heran. Der kleine Kevin suchte seine Eltern. Elvis sang »Love Me Tender«. Zwei Typen glotzten einer jungen Frau nach und rasselten mit ihren Einkaufswagen zusammen. Elvis sang einfach weiter.
    Dornröschen grinste nicht mehr.
    »Was sonst?«, fragte Matti.
    »Keine Ahnung«, sagte Dornröschen. »Vielleicht war es Göktan. Vielleicht war es Ali. Vielleicht war es der Chef. Vielleicht war es Runde. Vielleicht Spiel und Rademacher. Habe ich einen vergessen?«
    »Was soll das?«, fragte Twiggy angefressen.
    »Ich wollte nur höflich andeuten, dass wir uns aufführen wie die letzten Idioten.«
    »Ganz neue Erkenntnis, Glückwunsch«, brummte Matti.
    »Wir fahren nach Hause und schlafen erst mal aus«, sagte Dornröschen. »Morgen gehe ich in die Redaktion, Matti fährt Taxi, und Twiggy verwöhnt den

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