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Tod in Lissabon

Tod in Lissabon

Titel: Tod in Lissabon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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einem Käfig?«
    »Meinen Sie, ich würde sonst so ruhig mit Ihnen reden?«
    »Ich komme runter.«
    Er stand in einer von drei Wänden begrenzten Kulisse mit sieben Paar hochhackigen Pumps, drei Gummikleidern, einem Bett, einer Truhe, einem Moped, einem Benzinkanister und einer Werkzeugbank.
    »Ist Ihnen aufgefallen, was aus dem Werkzeugregal fehlt?«, fragte Carlos.
    Der Platz für etwas, das aussah wie ein schwerer Vorschlaghammer mit einem kurzen Griff, war leer.
    »Wir müssen den Sicherungskasten finden.«
    »Dann könnten wir uns Valentims œuvre mal ansehen.«
    »Dahinten neben dem Moped ist eine Klappe in der Wand.«
    Carlos stieg über die Truhe und öffnete den Sicherungskasten. Er legte den Hauptschalter um und kippte vier weitere Schalter nach unten. Mit einem lauten Knacken flammten vier Halogenscheinwerfer an der Decke auf.
    »Scheiße!«, brüllte Carlos. »Das ist … Raus! Raus hier!«
    Die Studiobeleuchtung ging plötzlich aus und ließ uns in einer noch schwärzeren Dunkelheit zurück. Nur rund um den Sicherungskasten loderten kleine gelbe Flammen auf. Carlos stolperte über das Moped. Ich stieß im Laufen mit der Schulter gegen den schwarzen Raumteiler, der sich aus seiner Verankerung an der Wand löste und umfiel. Carlos war direkt hinter mir, als der Benzinkanister Feuer fing. Ich riss die Tür auf, und wir taumelten, verfolgt von Flammen und Rauch, auf den Parkplatz. Ich stieg in den Wagen und fuhr ihn rückwärts aus dem Gefahrenbereich, während Carlos die Feuerwehr alarmierte. Dann setzte ich mich auf die Kühlerhaube und sah im Schatten der gegenüberliegenden Schuppen zu, wie Lagereinheit 7D brannte. Carlos lief schwitzend, aufgebracht und nach wie vor sichtlich erschrocken vor dem Wagen auf und ab.
    »Er hat eine Sprengladung angebracht.«
    »Sind Sie da ganz sicher?«
    »Nein, sicher bin ich mir nicht. Ich hatte leider nicht genug Zeit, den Scheiß-Schaltplan zu studieren …«
    »Calma, pá, calma.«
    »Sie haben ja gesehen, was passiert ist.«
    »Aber ich frage Sie.«
    »Ich habe die Schalter umgelegt, und das Ding fing an zu brutzeln. Dann überall Funken und der Geruch von Benzin.«
    »Von dem Moped oder der Sprengladung?«
    »Warum fragen wir ihn nicht selbst?«
     
    Um fünfzehn Uhr saßen wir im Verhörzimmer, und Valentim schredderte, die Augen in gespielter Ekstase geschlossen, auf einer Luftgitarre. Ich sprach Datum, Uhrzeit und die Namen der vernehmenden Beamten auf Band und bat Valentim, seinen vollen Namen und seine Adresse anzugeben, was er anstandslos tat, ohne seine Gitarrenübung zu unterbrechen.
    »Magst du Film?«, fragte ich.
    »Kinofilme?«
    »Arbeitest du mit richtigem Film … oder lieber mit Video?«
    »Mit Film.«
    »Ich habe in deinem Studio aber gar keine Filmspulen gesehen, nur Videobänder. Das ist vermutlich billiger, sieht aber auch weniger gut aus. Man muss alles ausleuchten, sonst verschwindet es, das ist das Problem. Film ist feiner, selbst sechzehn Millimeter.«
    »Aber er ist teuer.«
    »Außerdem gibt’s auch noch andere Probleme, stimmt’s?«
    Valentim hörte auf, Gitarre zu spielen, und klopfte mit einem Finger zu einem Rhythmus in seinem Kopf auf den Tisch.
    »Was für andere Probleme?«
    »Film muss man entwickeln. Schneiden. Eine Masterkopie herstellen, auf Video überspielen und davon die Kopien ziehen.«
    »Sehr teuer, wie gesagt«, bestätigte er nickend.
    »Und auch nicht so privat.«
    »Das stimmt.«
    »Wenn man sich allerdings für Video entscheidet, fallen hohe Anfangskosten an. Was braucht man in etwa? Dreißig Millionen Escudos?«
    »Sie haben nicht die leiseste Ahnung von Computern, was, Inspektor?«
    »Erzähl es mir.«
    »Der computergesteuerte Schneidetisch hat eine Million Eskudos gekostet«, sagte er. »Billig, was?«
    »Um so viel Geld zusammenzukriegen, muss man aber trotzdem ziemlich lange bei McDonald’s arbeiten.«
    »Wenn man der Ansicht ist, dass das die beste Methode ist, es aufzubringen.«
    »Und wie hast du es gemacht?«
    »Wie jeder normale Mensch. Ich bin zur Bank gegangen.«
    »Und die geben einem Studenten gern einen Kredit.«
    »Ich bin kein Polizist, Inspektor Coelho. Und ich bin auch nicht zwanghaft ehrlich, wenn es darum geht, wer ich bin oder was ich mache. Banken wollen Geld verleihen. Sie haben jede Menge davon, und wenn wir uns dem Euro anschließen, werden die Zinsen fallen. Was kümmert es sie, solange ich meine Raten zahle?«
    »Wie viele Filme hast du mit Catarina gemacht?«, fragte

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