Tod in Lissabon
seine goldenen Manschettenknöpfe mit Monogramm auf dem Nachttisch neben dem Brief, den er auf dem Papier des Hotels Parque an Madame Branescu geschrieben hatte. Er öffnete seinen obersten Hemdknopf.
»Lass mich das machen«, sagte das Mädchen.
Ihr geliehenes Abendkleid lag zusammen mit ihrer kleinen Handtasche auf der Chaiselongue. In Strümpfen und schwarzem Slip kniete sie auf dem Bett. Er stand vor ihr und spürte ein erstes Kribbeln in seiner weiten Hose. Sie knöpfte sein Hemd auf, zog die Hosenträger von seinen Schultern und zupfte die Enden des Kummerbunds aus seiner Hose. Er zog sie an sich und spürte, wie sie erstarrte. Sie knöpfte die Hose auf und ließ sie auf den Boden gleiten. Beim Anblick des Auslegers in seinen Boxershorts schwankte sie leicht und schlug sich die Hand vor den Mund. Ihre Wangen liefen dunkelrot an, und das kam nicht vom Whisky Soda.
Unter den vom Hotel Parque im Badezimmer bereitgestellten Fläschchen mit Parfüms und Cremes fand sie etwas, das für ihre Zwecke geeignet war: Jasminöl. Felsen stand im offenen Hemd im Zimmer. Ihre sorgfältige und gründliche Massage brachte in ihm die Verzweiflung eines Gehetzten zum Vorschein. Er machte ihr Angst, als er sie umdrehte und an ihrem ohnehin durchgescheuerten Spitzenhöschen zerrte.
»Vorsichtig«, sagte sie nervös und versuchte, ihn mit ausgestrecktem Arm zu bremsen.
Er stand zwischen ihren durch die zu oft getragenen Seiden-Strümpfe durchscheinenden Fersen. Als er in sie eindrang, schrie sie auf, und ihre Arme knickten ein. Er packte ihre Schenkel und zog sie wieder an sich. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt, ihr Hals unter dem Gewicht seiner Stöße verdreht.
Felsen stellte entsetzt fest, dass er ihr Zucken und Winden genoss, die gespreizten Finger, die ihn zurückdrängen wollten, die weißen Knöchel der anderen Hand, die sich in die zerwühlte Steppdecke krallte. Er brauchte nicht lange.
Sie lagen auf dem Bett im Licht und in der kalten Luft, die durch das offene Fenster hereinströmten. Laura hatte sich zitternd unter der Decke zusammengerollt und versuchte, nicht zu weinen. Hinterher war ihr immer zum Heulen zu Mute. Die Schande. Wie oft war das in den vergangenen drei Monaten so gewesen?
Felsen rauchte. Er hatte ihr auch eine Zigarette angeboten, doch sie hatte abgelehnt. Er war verärgert, weil er Befriedigung erwartet hatte, doch nachdem er sich entleert hatte, fühlte er sich genauso: leer. Sein Kopf war voller Gedanken an Eva.
Er schlief schlecht und wachte früh auf, allein in dem von der Seeluft kalten und feuchten Zimmer. Er schloss das Fenster. Der Brief, den er für das Mädchen an Madame Branescu geschrieben hatte, war verschwunden, wie auch die beiden goldenen Manschettenknöpfe mit den Initialen »KF«, die Eva ihm zu seinem letzten Geburtstag geschenkt hatte.
Später am Tag ließ er sich zur Pensão Amsterdão in der Rua de São Paulo fahren. Am Empfang hatte man nie von einer Laura van Lennep oder einer Frau, auf die seine Beschreibung passte, gehört. Er klapperte die anderen Pensionen in der Straße ab, aber ohne Erfolg. Also ging er zum amerikanischen Konsulat und schritt die Reihen der Gesichter ab, sah jedoch keine einzelnen Frauen. Schließlich begab er sich zum Büro der Schifffahrtsgesellschaft, doch es war geschlossen, und die Docks waren leer. Die Nyassa war weg.
10
15. März 1941,
Guarda, Beira Baixa, Portugal
In Guarda hatte es die ganze Nacht geregnet. Es regnete während des Frühstücks und während des Strategietreffens, zu dem Felsen seine Mitagenten zusammengerufen hatte, um über die notwendige Taktik für den Kauf und Transport von monatlich dreihundert Tonnen Wolfram bis zum Ende des Jahres zu beraten.
Der volle Umfang der vor ihm liegenden Aufgabe war ihm erst aufgegangen, als er die britische Beralt-Mine in Panasqueira bei Fundão im Süden der Beira gesehen hatte. Die Mine selbst und die dazugehörigen Gebäude waren riesig, die gewaltigen Schlackenberge selbst schon Teil der Landschaft. Um solche Mengen von Schlacke anzuhäufen, musste unter seinen Füßen eine kleine Stadt aus hundert Meter tiefen Schächten und kilometerlangen Stollen existieren. In der übrigen Beira gab es nichts auch nur annähernd Vergleichbares. Dieses Meisterwerk des Bergbaus ermöglichte es, zweitausend Tonnen an Wolfram-Flözen pro Jahr aus der Erde zu reißen. Im Vergleich dazu waren alle anderen Minen der Region nur Kratzer und Kerben in der Erdkruste. Seine einzige Hoffnung war die
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