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Tod in Lissabon

Tod in Lissabon

Titel: Tod in Lissabon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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das Bett vor den Spiegel.
    »Deine Idee?«
    »Sie hat gesagt, sie wolle sich selbst sehen.«
    »Sich selbst sehen?«
    »Hat sie gesagt, dass sie das wollte?«
    »Das habe ich Ihnen doch gerade erzählt.«
    »Es fällt mir nur schwer, dir zu glauben.«
    Er zuckte die Achseln.
    »Weiter.«
    »Wir haben uns ausgezogen.«
    »Wie ist es dazu gekommen?«
    »Zuerst haben wir wie brave kleine Jungen die Schuhe ausgezogen.«
    Das ließ Carlos aus seinem Stuhl hochfahren, die Lippen schmal vor Wut.
    »Eh pá« , sagte Valentim, »calma.«
    »Habt ihr sie ausgezogen?«, fragte ich.
    »Als wir das Bett verschoben hatten, war sie nackt.«
    »Auf einmal hat sie die ganze Show inszeniert.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, es war ihre Idee«, sagte er. »Sie hat sich aufs Bett gehockt und Bruno gesagt, er solle sich vor sie knien. Ich sollte hinter ihr knien. Sie hat mir gesagt, ich solle ein Kondom benutzen. Bruno musste sie erst bearbeiten … er war nervös. Ich habe das Kondom übergestreift, und das war’s.«
    »Du hast etwas vergessen.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Das Gleitmittel.«
    »Sie brauchte keins.«
    »Meines Wissens wird es für gewöhnlich beim Analverkehr verwendet, und die Gerichtsmedizinerin hat Spuren davon in ihrem Rektum gefunden.«
    »Ich hatte keinen Analverkehr mit ihr. Absolut nicht. Das ist gar nicht mein Ding.«
    »Da hat Bruno aber etwas anderes gesagt.«
    »Was hat er denn gesagt?«, fragte Valentim. »Erzählen Sie mir, was er gesagt hat.«
    Ich nickte Carlos zu, der durch seine Kopie von Brunos Aussage blätterte und zitierte:
    »… sie hat mich masturbiert und an meinem Penis gelutscht, während Valentim von hinten in sie eingedrungen ist. Ich habe sie weder vaginal noch anal penetriert und auch nicht ejakuliert.«
    »Das heißt doch nicht, dass ich Analverkehr mit ihr hatte … und das hatte ich auch nicht. Bruno hat Recht. Er war nervös, ich hatte Sex mit ihr, und ich hab sie von hinten genommen, aber ich bin in ihre Vagina eingedrungen. Sie können Ihren berühmten Ellbogen einsetzen, so lange Sie wollen, Inspektor, ich werde trotzdem nichts anderes sagen.«
    »Und wie erklärst du dir den Obduktionsbericht?«
    Valentim strich sich schweigend eine Strähne seines dichten Haars aus dem Gesicht, fuhr mit dem Zeigefinger über seine Stirn und schüttelte ein paar Schweißtropfen auf den Boden.
    »Es muss noch einen anderen gegeben haben«, sagte er.
    »Wann habt ihr das Hotel verlassen?«
    »Gegen zwei.«
    »Bruno sagt, er wäre nach Hause gegangen und hätte dich mit Catarina in Richtung Elevador gehen sehen.«
    »Das stimmt.«
    »Wohin seid ihr gegangen?«
    »Wir sind zur Avenida da Liberdade gegangen und haben einen 45er Bus genommen. Sie ist in Saldanha ausgestiegen, um zurück zur Schule zu gehen. Ich bin bis Campo Grande weitergefahren und in die Bibliotheca Nacional gegangen.«
    »Wie lange bist du dort geblieben?«
    »Auf jeden Fall bis nach sieben. Jede Menge Leute haben mich gesehen.«
    »Hast du ein Auto?«
    »Das ist nicht Ihr Ernst, Inspektor.«
    »Hast du Zugang zu einem Wagen?«
    »Der Freund meiner Mutter hat einen. Glauben Sie, er würde ihn mir leihen?«
    »Lass uns zu meiner ersten Frage zurückkehren, warum du Catarina in die Band geholt hast.«
    »Das habe ich Ihnen doch gesagt.«
    »Was war so besonders an ihr, Valentim? Was hatte sie, das dich speziell interessiert hat?«
    Er leckte über seine ausgetrockneten Lippen, schien jedoch keinen Speichel mehr übrig zu haben.
    »Sie war kein glückliches Mädchen, oder, Valentim?«
    »Glücklich?«, fragte er höhnisch, als ob das ein dubioser Zustand wäre.
    »Hat dir das gefallen, Valentim? Hat dich ihre Verwundbarkeit fasziniert, ein bisschen echtes Leiden, das du zwischen die Zähne kriegen konntest?«
    »Als Nächstes werden Sie mir erzählen, dass ich meine Mutter hasse«, sagte er nach einem schrillen Lachen. »Wird Freud jetzt auch auf der Polizeischule gelehrt?«
    »Fragen Sie Agente Pinto, ich war schon eine ganze Weile auf keiner Polizeischule mehr«, sagte ich. »Und Freud würde ich, nachdem ich achtzehn Jahre lang mit Menschen wie dir geredet habe, auch gar nicht brauchen.«
    Er blickte zu Carlos, in dem er ein weicheres Ziel wähnte.
    »Haben Sie auch noch irgendwelche dummen Sprüche für mich, Agente?«
    Carlos sah ihn direkt an und sagte: »Du bist kein netter Mensch.«
    »Wenn du ein netter Mensch wärst«, fuhr ich fort, »und ein fünfzehnjähriges Mädchen würde einen flotten Dreier mit ein bisschen

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