Tod in Marseille
spontan gekommen.
Ein guter Anlass für ein Fest, dachte er. Ein Bild kaufen, Freunde einladen, um es zu hängen, niemand würde ahnen, was er wirklich feierte. Eine interessante Frau, die Block. Hoffentlich würde der Galerist sie mitbringen.
Die Villa, deren Tür ihnen von einer dunkelhäutigen Frau in einem braunen Kleid und mit weißer Schürze geöffnet wurde, erschien Bella elegant, aber nicht protzig. Während der Galerist schon in der Eingangshalle von einigen Gästen mit Beschlag belegt wurde, die das Bild noch nicht kannten, und neugierig auf seine Enthüllung warteten, ging Nissen mit Bella durch die unteren Räume.
Das Haus? Nicht gerade geerbt, sagte er, aber Freunden unserer Familie abgekauft. Es wäre einfach schade gewesen, dieses wunderschöne Haus einem dieser Neureichen zu überlassen, die versuchen, hier in der Gegend Fuß zu fassen.
Bella hörte ihm schweigend zu. Am Ende des Rundgangs blieben sie vor einem großen Fenster stehen und sahen in den Park. Ein paar Strahler beleuchteten alte Bäume.
In dieser Beleuchtung sieht der Park größer aus, als er ist, sagte Nissen. Sehen Sie, da, auf dem Rasen.
Bella blickte auf ein längliches Knäuel, das sich bewegte, ohne dass man Beine sah.
Ein Igel, sagte Nissen. Wir haben mehrere davon. Kommen Sie, wir wollen etwas trinken. Ich hab Ihnen meinen Wodka versprochen.
Die Gesellschaft hatte sich inzwischen in einen Raum mit gedeckten Tischen begeben. Als sie eintraten, sahen sie direkt auf das Bild, das, von zwei Stehlampen angestrahlt, an der Wand lehnte.
Ich hab eine gute Wahl getroffen, denke ich, sagte Nissen.
Bella musste ihm recht geben. Ihr Blick fiel auf zwei junge, sehr schöne Afrikanerinnen, die zwischen den Gästen umhergingen und Getränke anboten. Sie zog sich mit ihrem Wodka in einen großen, abseits stehenden Sessel zurück und beobachtete Nissen und seine Gäste. Man diskutierte darüber, welches der richtige Platz für das Bild sein könnte.
Alles ganz normal, dachte sie. Reiche und weniger reiche Leute, gebildet oder halbgebildet, die sich oft und bei ähnlichen Gelegenheiten treffen, gesellig, so wie man lebt, wenn man Zeit und Geld und einen gewissen Lebensstil hat und kein Einsiedler ist. Alles ganz normal. Was stimmt also nicht?
Keine Frauen. Alles Junggesellen? Ein Männerbund?
Was hockst du hier und sagst nichts?
Der Galerist war neben ihr aufgetaucht und stehen geblieben.
Pieter, sagte Bella, was ist falsch an dieser Gesellschaft? Irgendetwas stimmt doch nicht, oder?
Kann ich nicht finden, sagte Pieter leise. Sind doch alles entzückende Leute. Gut, sind nur wenige darunter, die von Bildern was verstehen, die anderen wollen dem Hausherrn um den Bart gehen. Ist doch normal, oder?
Hast du dein Geld schon?, fragte Bella.
Du bist verrückt, meine Liebe.
Nein, du hast recht, das ist es nicht. Aber was ist es dann?
Ich hol dir noch was zu trinken, sagte Pieter. Er nahm ihr das leere Glas ab. Du kannst ja inzwischen weitergrübeln über die Drachenhöhle, in die du geraten bist.
Bella sah ihm nach, während er durch den Raum ging, auf eine der Afrikanerinnen zusteuerte und vor ihr stehen blieb. Sie sah die beiden miteinander sprechen und dann gemeinsam auf eine Tür im Hintergrund zugehen, hinter der sie verschwanden. Dort befand sich vermutlich die Küche.
Neun, Nissen hatte neun Herren eingeladen, dazu sie und Pieter. Zwei schwarze Frauen bedienten. Wieso zwei? Eine warmit Pieter in der Küche. Und im Raum waren noch zwei weitere. Es war also noch eine Frau dazugekommen, oder sie hatte diese am Anfang übersehen. Nein, es musste noch eine dazugekommen sein, sie erinnerte sich genau daran, dass sie zuerst nur zwei gesehen hatte. Die Tür im Hintergrund öffnete sich, und Pieter tauchte wieder auf. Er hielt zwei Gläser in den Händen und kam direkt auf Bella zu.
Du wirst es nicht glauben, sagte er leise, als er sie erreicht hatte und direkt vor ihr stehen blieb.
Oh doch, sagte Bella, sie hat dir angeboten, dich in der Speisekammer zu treffen, oder oben, in einem der Schlafzimmer.
Vielleicht hab ich sie einfach nur missverstanden, antwortete Pieter, obwohl …
Lass es uns herausfinden, sagte Bella.
Sie stand auf und schlenderte auf Nissen zu. Er stand gerade allein, hielt ein Glas Champagner in der Hand und schien der Musik zu lauschen, die sanft aus dem Hintergrund kam. Er sah vollkommen entspannt aus und sehr zufrieden.
Irgendwann versagen auch die besten Manieren, sagte Bella. Sie folgte mit den Augen
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