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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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sich die Nachricht in Windeseile innerhalb der Polizei rumgesprochen hatte. Der Polizeipräsident hatte seinen Wochenendurlaub in Upstate New York abgebrochen und war im Hubschrauber auf dem Weg zurück in die Stadt, und der Bürgermeister wurde innerhalb der nächsten Stunde zu einem Besuch an Mercers Krankenbett erwartet.
    »Ja.«
    »Lieutenant Gibbons bat mich, Ihnen das hier zu geben. Er meinte, Sie würden es wahrscheinlich brauchen.« Der junge Polizist gab mir eine braune Papiertüte, in der meine Dienstmarke, mein Geldbeutel, meine Schlüssel und mein Handy waren. »Die Handtasche und die anderen Sachen sind zur Spurensicherung geschickt worden und werden auf Fingerabdrücke untersucht.«
    Ich konnte mich nicht erinnern, wann mir die Tasche von den Schultern gerutscht war, und ich bezweifelte, dass der Schütze stehen geblieben war, um sie anzufassen, aber ich wusste, dass im Falle eines Polizistenmordes die penibelsten Untersuchungen gemacht wurden. Man würde den Schützen finden.
    »Richten Sie ihm bitte meinen Dank aus.«
    Chapman kam wieder zurück. »Mann, du kannst dir nicht vorstellen, wie’s da draußen in der Eingangshalle zugeht. Das Krankenhaus wimmelt von Journalisten. Lass dich bloß nicht blicken. Wenn die eine blutverschmierte Staatsanwältin vors Gesicht kriegen, kannst du froh sein, wenn dir Battaglia einen Job beim Rechtshilfeverein in Bagdad verschaffen kann.« Ich sah auf meinen hellgelben Anzug, der mit Mercers Blut befleckt war. »Vielleicht hatte Mickey Diamond Recht. Vielleicht hat seine fingierte Story, dass wir einer Lösung und einer Festnahme nahe seien, tatsächlich den Mörder nervös gemacht und ihn aus der Deckung getrieben.«
    »Hast du die anderen Notaufnahmen angerufen?« Ich war mir ziemlich sicher, dass der Täter nur deshalb geflohen war, weil ihn Mercer mit mindestens einem Schuss am Oberschenkel erwischt hatte, und dass die Verletzung ernst genug war, um behandelt werden zu müssen.
    »Das ist Zeitverschwendung. Er wird nicht in so eine Falle tappen, wenn er bislang so schlau war.«
    »Tu’s einfach. Erinnerst du dich an die Trenta-Geschichte?« Ich hatte vor einem Jahr an einem Fall gearbeitet, in dem ein Einbrecher eine Frau in ihrer Wohnung überrascht, ihr Geld genommen und dann von ihr verlangt hatte, dass sie ihm einen bläst. Als sie sich auf den kalten Linoleumboden in ihrer Küche kniete und den Penis des Angeklagten in den Mund nahm, sah sie, dass er sein Messer auf die Ablage gelegt hatte. Anstatt also seiner Anweisung zu gehorchen, biss sie ihn so fest und so lange sie konnte, während der Angeklagte vor Schmerzen schrie.
    Eine Stunde später kam Harry Trenta in die Notaufnahme des Roosevelt Hospitals und bat darum, dass man seine Geschlechtsteile behandele. Der Krankenschwester sagte er, dass er sie sich verletzt hätte, als er aus dem Bett gefallen sei. Sie untersuchte den, wie es in ihrem Bericht hieß, »zerfetzten Penis«, dessen Zustand wohl kaum von einem Sturz aus dem Bett herrührte, und kontaktierte dann die örtliche Polizeidienststelle, um zu fragen, ob in jüngster Zeit ein Sexualverbrechen angezeigt worden war.
    Nicht selten erleichterte uns die Dummheit der Täter unsere Arbeit. In unserem Fall aber hatte sich der Täter einen solchen Ausrutscher noch nicht geleistet, und Mike rechnete auch nicht damit, dass wir damit Glück haben würden.
    »Da soll sich jemand anderer drum kümmern. Ich habe in Santa Fe angerufen. Marina Sette ist gestern Nachmittag dort angekommen. Die Fluggesellschaft kann das wahrscheinlich bestätigen. Jedenfalls vermute ich, dass sie sich schon in der Luft befand, als wir den Anruf erhielten, sie in der Galerie zu treffen. Also hat sie entweder irgendetwas mit der Sache zu tun – rief aus dem Flugzeug an beziehungsweise veranlasste, dass uns jemand anders anrief – oder aber derjenige, der euch in die Falle lockte, wusste, dass sie am Nachmittag nicht zu erreichen war und hat ihren Namen verwendet.«
    Seit Mike vor ein paar Stunden im Krankenhaus eingetroffen war, hatte ich ihm auch erzählt, was Mercer mir gestern von den anderen Kontaktpersonen berichtet hatte. Mike hatte sich für Montag mit Preston Mattox und Don Cannon, Varellis Lehrling, verabredet, aber ich wusste auch, dass er das Krankenhaus nicht eher verlassen würde, bis er Mercer gesehen hatte, egal wie lange es dauern würde.
    Mike ging wieder auf und ab. »Dein lieber Freund Mickey Diamond kann sich das an seine ›Wall of Shame‹ hängen.« Der

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