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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Schwesternstation. Ich ging damit zurück in Mercers Zimmer. Mike stand jetzt, und ich konnte hören, wie er etwas über eine Administration sagte.
    »Worüber redest du da?«, fragte ich. »Kann ich dich eine Weile ablösen?«
    »Es heißt doch, dass Leute, die im Koma liegen, einen hören können. Wenn das stimmt und er sich nur von den Betäubungsmitteln erholen muss, dann wird er mich früher oder später hören. Ich möchte ja nur, dass meine Stimme die Erste ist, die er hört. Erinnerst du dich an mein Lexikon? Ich geh’s gerade mit ihm durch. Mercer hat sich manchmal so darüber aufgeregt – besonders wenn alle anderen darüber gelacht haben –, dass er mir am liebsten eine reinhauen wollte.«
    Chapman machte immer Spaß, dass sein Nachschlagewerk es an Popularität mit dem O. E. D. dem Oxford English Dictionary , aufnehmen könne. Er nannte es C. P. D. – Chapman’s Perpetrators’ Dictionary, Chapmans Täterlexikon – und war der Ansicht, dass man es drucken und jedem Polizeineuling aushändigen sollte.
    Er setzte sich wieder neben Mercer. »Ich bin erst mit der Hälfte der ›A‹s durch. ›Administration‹, wenn eine Frau ihre Periode bekommt.« Dann gab er mit hoher Stimme eine Imitation einer Zeugin zum Besten. »›Aber Detective Wallace, ich konnte ihn doch nicht an mich ranlassen. Ich hatte letzte Woche meine Administration‹. ›Athletisch‹, Synonym für ›epileptisch‹. ›Officer Chapman, Sie können meinen Bruder nicht verhaften. Er bekommt dann gleich einen athletischen Anfall.‹ ›Axt‹, was man Uptown öfter bekommt. ›Officer, ich habe so viel Axt gehabt‹. Kennst du einen Iren, Juden oder Italiener, der vor etwas Axt hat?«
    »Alex, bist du hier?«
    Wir hörten Mercers schwache Stimme vom Kopfende des Bettes. Seine Augen waren noch geschlossen und seine Worte kaum hörbar, da sein Kopf noch gegen die Mauer gedreht war. Mike sprang vom Stuhl, packte Mercer am linken Knöchel, da dies der einzige Körperteil zu sein schien, der nicht an einen medizinischen Apparat angeschlossen war, und küsste Mercer auf die Fußsohle. Ich antwortete mit »Ja«, und wir beugten uns über Mercer, um ihn zu verstehen.
    Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Kannst du bitte dafür sorgen, dass dieser rassistische Hundesohn mein Zimmer verlässt?«

23
    »Treffer, Coop.« Es war kurz nach sieben Uhr am Montagmorgen, und ich war gerade aus der Dusche gestiegen. Jake hielt mir das Telefon hin, damit ich Mike Chapmans Anruf entgegennehmen konnte.
    »Was?«
    »Bob Thaler hat gerade angerufen. Er sagte, dass sie eine Übereinstimmung mit dem Sperma auf dem Segeltuch in Omar Sheffields Kombi gefunden haben – dem Tuch, in das Denise Caxton eingewickelt war. Die Datenbank hat’s geschafft.«
    Im Jargon der Wissenschaftler war ein »Treffer« der Ausdruck dafür, dass es dem Computer gelungen war, bei einem DNS-Proben-Vergleich ein gerichtsmedizinisches Beweisstück einer tatsächlichen Person zuzuordnen. Diese Technologie funktionierte, auch ohne dass Detectives Namen, Fingerabdrücke oder Verbrecherfotos vorlegten oder Überstunden schoben. Für den Computer war es eine Sache von Sekunden, einen »Treffer« zu erzielen.
    Thaler war der Chefserologe der gerichtsmedizinischen Abteilung und an der Entwicklung dieser Technologie mitbeteiligt gewesen. Die Datenbank war von der Legislative des Staates New York eingerichtet worden, und seit Ende der 1990er Jahre verfügte fast jeder Bundesstaat über eine solche Datenbank. Die Datenbank von New York füllte sich langsam mit den genetischen Fingerabdrücken – dazu reichte eine einzige Blutprobe – aller Häftlinge, die wegen Sexualverbrechen oder Mord verurteilt worden waren. Genau wie die herkömmlichen Fingerabdrücke waren diese unverwechselbaren Codes mit der Zeit ein unerlässliches Hilfsmittel bei der Lösung von Vergewaltigungs- und Mordfällen geworden.
    »Wer ist es?«
    »Anton Bailey. Wurde vor drei Jahren in Buffalo wegen Diebstahls eingesperrt. Saß die Hälfte seiner vierjährigen Strafe ab und ist vor acht Monaten auf Bewährung freigelassen worden.«
    »Warum war er in der Datenbank?« Da Diebstahl kein Gewaltverbrechen war, würde man ihm normalerweise kein Blut abnehmen.
    »Das ist es ja gerade. Er war nicht in der New Yorker Datenbank. Thaler bat das FBI, andere Staaten zu überprüfen, und prompt fanden sie ihn in der Datenbank von Florida.« Florida hatte noch vor den meisten anderen Bundesstaaten die entsprechenden

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