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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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gefunden hatte, legte ich mir aus dem Koffer, den ich gestern Abend gepackt hatte, ein paar Sachen für den nächsten Tag zurecht.
    Ich fühlte mich unbehaglich in der stillen und leeren Wohnung und sehnte mich nach meinen eigenen, gemütlichen vier Wänden und nach Jake.
    28
    Ich stand kurz vor sieben Uhr auf. Nachdem ich in Jakes Küche die Kaffeebohnen nicht finden konnte, duschte ich, zog mich an und ließ mich dann von den Detectives ins Büro fahren. Ich stieg direkt vor dem Eingang zur Staatsanwaltschaft am Hogan Place aus und kaufte uns an dem Imbisswagen an der Ecke was zum Frühstücken, bevor ich mit dem Aufzug in mein Büro hinauffuhr. Da Wakim festgenommen worden war, fühlte ich mich jetzt wenigstens etwas sicherer.
    Der Stapel unerledigter Korrespondenz auf meinem Schreibtisch geriet langsam außer Kontrolle. Ein ganzer Stoß von Anklageschriften musste noch vor Ende der derzeitigen Sitzungsperiode innerhalb der nächsten Woche Korrektur gelesen und abgesegnet werden. Auf einer Ecke des Schreibtischs verstaubten Einladungen zu Wohltätigkeitsveranstaltungen, und mein Computer war vollgeklebt mit Zetteln, die mich darin erinnern sollten, Freunde zurückzurufen und mit Elaine von Escada einen Termin auszumachen, damit die Sachen, die ich aus der Herbstkollektion bestellt hatte, gekürzt werden konnten. Da es noch zu früh war, um diese Telefonate zu erledigen, beschäftigte ich mich mit den Sitzungsberichten der Grand Jury, um sicherzugehen, dass die Anwälte der Abteilung die Abgabetermine für die Anklageschriften einhielten.
    Der erste Anrufer des Tages war Bob Thaler, der Chefserologe der gerichtsmedizinischen Abteilung. Da es noch nicht einmal halb neun war und Laura erst in einer Stunde kommen würde, nahm ich den Anruf selbst entgegen.
    »Entschuldigen Sie, dass es mit dem toxikologischen Befund für Omar Sheffield so lange gedauert hat.« Während der Obduktionsbefund in der Regel schnell vorlag, nahmen die toxikologischen Tests, mit deren Hilfe man fremdartige Substanzen im Gehirn, der Leber, dem Gewebe oder den Lungen des oder der Toten feststellen konnte, oft Wochen in Anspruch.
    »Haben Sie etwas gefunden?«
    »So ziemlich alles. Omar mag vielleicht geatmet haben, als er von dem Zug überfahren wurde, aber recht viel mitbekommen hat er nicht mehr. Er war voll mit Speedballs, mehr als genug, um sich umzubringen, falls er sich eine Überdosis verpassen wollte.«
    »Und wenn ihn jemand anders umbringen wollte?« Speedballs waren eine tödliche Mischung von Heroin und Kokain, die normalerweise direkt in die Venen gespritzt wurde.
    »Würde hundertprozentig klappen. Braucht man jemandem nur in den Arm zu spritzen.«
    »Aber was haben Sie als Todesursache angegeben?«
    »Schwere innere Verletzungen. Er starb in dem Augenblick, als ihn der Zug überrollte, Alex. Aber mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit hätten die Drogen allein ausgereicht. Wenn man ihn in einem Hotelzimmer im Koma gefunden hätte, dann hätte man ihn vielleicht noch rechtzeitig ins Krankenhaus bringen und das Zeug aus ihm herauspumpen können. Mit der Menge Gift in den Venen zwar eine geringe Chance, aber er wäre eventuell durchgekommen. Wenn allerdings ein paar Güterwagons über diesen Körper fahren, dann ist er tot.«
    »Danke, Bob. Würden Sie mir bitte eine Kopie des Berichts zufaxen?«
    Langsam trudelten die Anwälte ein. Ich hatte die Bürotür offen stehen, weil ich hören wollte, wenn Pat McKinney im Anmarsch war. Da vernahm ich das Klacken von hochhackigen Schuhen auf dem Gang. Pats Büro, wie auch das von Rod Squires, befand sich am anderen Ende des Korridors. Da in diesem Trakt der leitenden Beamten der Prozessabteilung keine anderen Frauen arbeiteten, ging ich hinaus, um zu sehen, von wem das Geräusch stammte.
    Von hinten erkannte ich Ellen Gunsher. Ellen war seit fast acht Jahren und damit noch nicht so lange wie ich bei der Staatsanwaltschaft. Sie war intelligent und ziemlich kampflustig und hatte sich mit den meisten Pflichten eines Strafanklägers relativ gut angefreundet – mit Ausnahme der, auf die es am meisten ankam: Im Gerichtssaal fühlte sie sich nicht wohl und schreckte vor schwierigen Fällen zurück. Auf Grund ihres Nachnamens hatte man ihr den unglückseligen Spitznamen »Gun-Shy« – schussscheu – verpasst, und sie wurde von Kollegen unbarmherzig damit aufgezogen, dass sie sich genau vor dem Aspekt unseres Berufs scheute, den die meisten von uns genossen.
    Ellen hatte in Pat McKinney einen

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