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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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mit zwei Polizisten. Das haben Sie sich selbst zu verdanken. Es fing alles damit an, dass Sie schon einmal versucht haben, mich umzubringen, stimmt’s? Seitdem habe ich immer Leibwächter bei mir.«
    Mir fiel ein, dass wir an dem Tag, an dem ich mich mit Chapman und Wallace hier getroffen hatte, um Bryan Daughtry zu vernehmen, in seine Unterredung mit Wrenley hineingeplatzt waren. Mein Jeep mit meinem Dienstkennzeichen hinter der Windschutzscheibe war direkt vor der Galerie geparkt gewesen. Es musste Wrenley gewesen sein, der mir von der Twentysecond Street zur Parkgarage am Lincoln Center gefolgt war. Er hatte genug Zeit gehabt, um Bailor den Auftrag zu erteilen, mich in der Nacht nach dem Ballett zur Strecke zu bringen. Wrenley musste der Meinung gewesen sein, dass ich mehr wusste, als ich tatsächlich tat. Vielleicht hatte er sich auf Mickey Diamonds erfundene Schlagzeile verlassen.
    Er wägte seine Optionen ab. »Dann kann ich Ihnen einen lebendigeren Vorschlag machen. Sie sind mein Ticket aus der Stadt.«
    Mir war alles Recht, solange ich nur aus diesem abwegigen Mausoleum rauskäme. »Wie meinen Sie das?«
    »Ich gehe mit Ihnen nach unten, und dann werden Sie mich dort hinfahren, wo ich hin will.«
    Bei dem Gedanken, Brannigan und Lazarro diesem Mörder und Dieb auszusetzen und damit erneut einen Polizisten in Gefahr zu bringen, wuchs meine Panik. »Das funktioniert doch nicht«, sagte ich. »Wenn sie Sie nicht kennen, dann werden sie nicht darauf eingehen.«
    »Es ist ja nicht ihr Freund Chapman, oder? Er hat ja gerade von irgendwoher angerufen. Also muss es sich um uniformierte Polizisten handeln. Ich bin mir sicher, die kennen nicht alle Ihre Kollegen, oder?«
    Da ich nicht wusste, wovon er sprach, gab ich ihm eine ehrliche Antwort. »Sie sind Polizisten aus dem Revier. Sie kennen mich nicht gut.«
    »Und sagen Sie mir, wie gut kennen Sie Charlie Rosenberg?«
    »Wen?« In meinem Kopf drehte sich alles. Ich konnte ihm nicht folgen. Ich hatte den Namen schon mal gehört, aber mir war nicht klar, wen oder was er meinte.
    Er griff in seine linke Hosentasche, zog ein silberfarbenes Kettchen mit einem grauen Fotodienstausweis der Staatsanwaltschaft hervor und legte es sich mit einer Hand um den Hals. Jetzt kapierte ich. Charlie war ein junger Anwalt in einem der Prozessbüros, der, wie McKinney, gerne am Vormittag joggen ging.
    »Ich habe das heute an der Rezeption eingesteckt, als ich in Ihr Büro kam. Ts, ts, ts – die sollten wirklich vorsichtiger mit diesen Ausweisen umgehen und sie nicht einfach so herumliegen lassen. Er war eigentlich für den Fall gedacht, dass wir an den Portiers vorbei in Ihre Wohnung hätten müssen. Aber er wird ebenso seinen Dienst tun, wenn Sie mich Ihren Leibwächtern vorstellen. Sagen Sie, dass ich auch an dem Fall arbeite und schon hier war, als Sie gekommen sind. Charlie Rosenberg – ha, einige meiner besten Freunde sind Juden.«
    »Aber das Foto …«
    »Das kann man doch kaum mehr erkennen – dunkle Haare, nettes Lächeln, passt doch.«
    Ich dachte an den Freitagvormittag in der vorletzten Woche – der Tag, nachdem man Denis Leiche gefunden hatte –, als Mike und ich von Compstat kamen und man McKinneys Ausweis an der Rezeption verlegt hatte. Damals hatte ich mich so diebisch über seine Schwierigkeiten, ins Gebäude zu kommen, gefreut, dass ich mich nicht über den nachlässigen Sicherheitsdienst beschwert hatte.
    Wrenley stupste mich wieder an. »Wo ist Ihr Ausweis? Hängen Sie ihn sich um.«
    »In meiner Tasche.«
    Ohne den Blick von mir zu nehmen, griff er mit seiner freien Hand in meine große Tasche. Es war aussichtslos, dass er darin etwas finden würde. Er lachte laut auf. »Ich befürchte, Chapman hat sie verraten. Da er mir gesagt hat, dass Sie keine Waffe in Ihrer Tasche haben, können Sie das Schildchen auch selbst suchen. Und lassen Sie die gespitzten Bleistifte drin.«
    Ich stellte die Tasche auf den Boden und kniete mich hin. Ich tastete nach der Kette und versuchte, sie herauszuziehen. Sie blieb an irgendetwas hängen und ich fühlte den kleinen Plastikbeutel mit den Toilettenartikeln, den ich Mercer hatte geben wollen. Ich nahm die kleine Plastikrasierklingenschachtel und versteckte sie in meiner Handfläche, dann zog ich die Kette und das graue Schildchen mit meinem Namen darauf aus der Handtasche. Noch im Knien legte ich mir das Kettchen um den Hals und steckte dann, während ich mich mit einer Hand auf dem Boden aufstützte, um wieder aufzustehen, das

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