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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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hermachte und Mercer an einem Bagel mit Cream Cheese knabberte. »Wer kümmert sich um den Anschlag auf Lowell Caxton im 19. Bezirk?«
    »Ich werd’ heute Abend dort auf dem Revier vorbeischauen«, quetschte Chapman zwischen zwei Bissen hervor. »Ich kümmere mich auch um den Leiterhersteller – wie verbreitet die Marke ist und wo sie verkauft wird.« Er deutete mit seiner Gabel auf Mercer. »Du schaust dir das Strafregister aller Angestellten in beiden Galerien an und erkundigst dich nach dem Kunstraub im Juni. Wie hieß der – Delia Spiga? Wer ist Delia Spiga, Coop?«
    »Da muss ich selbst erst einmal nachschauen. Ruf mich heute Abend noch mal an.«
    »Wie sieht dein Terminkalender diese Woche aus?«
    »Sobald ich heute Nachmittag das Schriftstück im Fall Reggie X erledigt habe und morgen vor Gericht mein Plädoyer gehalten habe, bin ich frei. Es wird ein, zwei Wochen dauern, bis der Richter zu einem Urteil kommt und seine Urteilsbegründung schreibt. Je schneller ich ins Büro komme, umso eher bin ich damit fertig.«
    Mercer rückte vom Tisch ab und ließ sich von der Bedienung die Rechnung geben, während Mike mit den letzten Pommes frites das Ketchup aufwischte.
    »Ihr braucht mich nicht zu fahren«, sagte ich. »Mein Auto steht nicht weit von hier. Haltet mich nur auf dem Laufenden.« Ich winkte zum Abschied und ging zu meinem Jeep, der in der Tiefgarage stand. Als ich in Richtung FDR Drive fuhr, brachte der 24-Stunden-Nachrichtensender zwischen einer Mitteilung, dass die Yankees gestern beide Spiele gegen die gleiche Mannschaft gewonnen hatten, und Kritiken des Spice-Girls-Konzerts im Central Park eine Meldung über die Identifizierung Denise Caxtons. Vielleicht hatte Chapman gar nicht mal Unrecht – leb dein Leben, stirb jung und sieh auch als Leiche gut aus. Bei all ihrem Reichtum schien es das Schicksal mit Deni nicht sehr viel besser gemeint zu haben.
    Den Rest des Tages entkam ich der Hitze, indem ich mich in die Arbeit stürzte, die am Montagvormittag erledigt sein musste. Bei dem Fall handelte es sich um eine alte Festnahme Mercers, und mein Gegenüber hatte alle Register gezogen, um das Vorgehen und die Ermittlungen der Polizei in jedem Punkt anzufechten. In den soeben abgeschlossenen Anhörungen war es unter anderem um die Angemessenheit der Verhaftungstaktiken und die Legalität der Hausdurchsuchung und der Beschlagnahme des Beweismaterials gegangen, das den Täter, Reggie Bramwell, mit der Misshandlung und der Vergewaltigung seiner Exfreundin in Zusammenhang brachte. Des Weiteren war strittig, ob Bramwells Aussagen gegenüber Mercer in den ersten Stunden, nachdem er in Gewahrsam genommen worden war, vor Gericht zulässig waren.
    Der Fall wurde vor Harry Marklis verhandelt, einem Juristen der alten Schule, der häusliche Gewalt einfach nicht kapierte. In meinem letzten Antrag vor der Hauptverhandlung hatte ich versucht, den Richter davon zu überzeugen, Maria Catano, mein Opfer, über zwei frühere Vorfälle aussagen zu lassen, an denen der Angeklagte beteiligt war. Bei dem einem Vorfall handelte es sich um eine versuchte Vergewaltigung, zu der sich Bramwell vor einem Jahr schuldig bekannt hatte, und bei dem anderen um eine Auseinandersetzung, in deren Verlauf er ihr gedroht hatte, sie in Brand zu stecken und sie so zu entstellen, dass sich kein Mann mehr für sie interessieren würde.
    Ich hatte argumentiert, was das Zeug hielt, aber Marklis wollte es einfach nicht in den Schädel. »Warum hat sie ihn dann nicht einfach verlassen, Miss Cooper? Warum, in Teufels Namen, ist sie wieder zu ihm zurück?« Wenn es mir schon nicht gelang, die komplexe Dynamik einer Missbrauchsbeziehung einem Richter des Obersten Gerichtshofes des Staates New York verständlich zu machen, dann konnte ich mir denken, wie der Durchschnittsgeschworene reagieren würde. Immer und immer wieder sahen meine Kollegen und ich, wie sich in solchen Fällen die Gewalt hochschaukelte, und wir versuchten, das komplizierte Geflecht emotionaler, familiärer und ökonomischer Beziehungen zu verstehen, welches die Paare zusammenhielt.
    Mercer Wallace kam am Montagvormittag um neun Uhr in mein Büro. Er war sehr am Ausgang dieser Angelegenheit interessiert und wollte mein Plädoyer in dieser letzten Anhörung vor der Hauptverhandlung hören. Marklis hatte uns für zehn Uhr vorgeladen, obwohl er dafür bekannt war, erst am späten Vormittag zur Arbeit zu erscheinen und diese am frühen Nachmittag wieder zu verlassen.
    »Irgendwelche

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