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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Geschäftspartner des wohlhabenden japanischen Sammlers Yoshio Tsukamoto und dann Inhaber einer eigenen Kunsthandlung.
    Daughtry kaufte und verkaufte bedeutende Werke – Jackson Pollocks und Franz Klines – und frönte einem Lebensstil, der seinem neuen Reichtum angemessen war: Er besaß ein Stadthaus auf der East Side zwischen der Sixtieth und Seventieth Street und ein großes viktorianisches Landhaus südlich des Highways in East Hampton. Was sein Privatleben anging, hielt er sich äußerst bedeckt, aber es wurde gemunkelt, dass er junge Mädchen bevorzugte – genauer gesagt jung, schlank, Drogen nicht abgeneigt und vorzugsweise in Leder gekleidet.
    Um 1992 herum schien sich sein beruflicher Erfolg plötzlich genauso schnell zu verflüchtigen, wie er sich eingestellt hatte. Oft blieb er Gläubigern ihr Geld, sogar kleine Summen, schuldig, und Auktionshäuser sowie andere prominente Händler verklagten ihn wegen falscher Angaben, die Daughtry über die Provenienz einiger der von ihm verkauften Bilder gemacht hatte. Als Nächstes rückte ihm das Finanzamt auf die Pelle, nachdem es von einem Buchhalter, der es Daughtry übel nahm, dass ihn dieser gefeuert hatte, den Hinweis bekommen hatte, dass Daughtry auf über fünf Millionen Dollar keine Steuern bezahlt hatte. Informanten sagten der Bundespolizei, dass er pro Woche ungefähr fünfzig Gramm Kokain kaufte, zu einhundert Dollar das Gramm. Seine Rechtsanwälte hatten alle Hände voll zu tun, um ihn aus diesem Schlamassel herauszuholen.
    Da wurde die Leiche eines fünfzehnjährigen schwedischen Möchtegern-Models in einem von herrschaftlichen Häusern umringten Wäldchen in einem nördlichen Vorort von Manhattan gefunden. Die Vogelbeobachter, die den grausigen Fund machten, mussten feststellen, dass der einzige Körperteil den die Ratten verschont hatten, der wunderschöne Kopf des Mädchens war. Ihre blauen Augen schauten aus einer schwarzen Ledermaske hervor, die straff über ihr Gesicht gespannt war.
    Ich erzählte Mike und Mercer den Rest der Geschichte. Überall im Village wurden Poster von Ilse Lunen aufgehängt, da sie zuletzt in einer Lederbar gesehen worden war, in der auch Daughtry und seine Clique häufig zu Gast waren. Obwohl an dem Abend, an dem das Mädchen verschwunden war, niemand den Galeristen in der Bar gesehen hatte, fand man heraus, dass sein engster persönlicher Mitarbeiter Bertrand Gloster dort gewesen war. Man wusste, dass Gloster für seinen Chef die Mädchen besorgte, wenn der zu abgewrackt war, um selbst auf die Pirsch zu gehen.
    In der Tat sprach Bryan seine Auserwählten nur selten persönlich an. Er zog es vor, in einem privaten Zimmer zwei Stockwerke über dem Cuir de Russie – »Russisches Leder«, so der Name der Bar – zu warten. Er sah stundenlang aus dem Fenster, während er sich hin und wieder etwas Kokain reinzog. Wenn er auf dem Gehsteig ein Mädchen sah, das jung und attraktiv genug war, und es sich dort vielleicht gerade mit einer Freundin unterhielt oder eine Zigarette rauchte, rief er die Nummer des öffentlichen Münzfernsprechers vor der Bar an, wechselte ein paar Worte mit seiner Auserwählten und lud sie dann ein, zu ihm hochzukommen.
    Noch lange nach dem Tod von Ilse Lunen erzählte man sich in der Kunstbranche, dass Daughtry in seinem Büro häufig Sexspielzeug auf dem Schreibtisch und den Schränken herumliegen hatte und es ganz ungezwungen zur Schau stellte: Handschellen, Halsbänder, beschlagene Armbänder und sogar Ledermasken wie die, die man an der Leiche gefunden hatte. Seinen allseits unterwürfigen Bertrand, den er als Leib-Wächter angeheuert hatte, um ihn vor den finsteren Gestalten zu schützen, die ihm in diesem Milieu über den Weg liefen, vermochte er bei solchen Anlässen als »meinen Scharfrichter« zu bezeichnen. Man hatte damals seine Worte nie ernst genommen.
    Später gaben Bekannte auch zu, dass sie Geschichten von S/M-Spielchen gehört hatten, und es hieß, dass Daughtry während dieser wilden Nächten mit Drogen und Sex, Peitschen und Ketten inklusive, kaum noch die Kontrolle über sich selbst gehabt hatte.
    Bertrand Gloster wurde einige Tage, nachdem man Ilse Lunens Leiche gefunden hatte, festgenommen. Er hatte vormals als Hausverwalter auf einem der benachbarten Privatgrundstücke gearbeitet, und seine nicht gerade überragende Intelligenz machte ihn zu einem gefundenen Fressen für die Polizeiermittler. Er gab zu, das junge Mädchen umgebracht zu haben. Angeblich hatte sie nur zögerlich

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