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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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mich hin, während sich Prozac, Davids und Renees Hund, an meiner Seite zusammenrollte.
    Wir verließen die Wohnung um sieben Uhr, und David brachte mich bis zum Flugsteig, um sicherzugehen, dass ich einen Platz bekam. Wie üblich erschienen einige gebuchte Fluggäste nicht, und so ging ich zehn Minuten vor Abflug an Bord einer dreißigsitzigen Dash 8 und schlief sofort ein.
    Nach dem kurzen Flug nach Martha’s Vineyard erwartete mich dort am Flughafen mein Auto, für das ich einen monatlichen Stellplatz gemietet hatte. Es war ein herrlich klarer Tag und mindestens fünf Grad kälter, als es die ganze Woche über in der Stadt gewesen war. Ich öffnete das Verdeck meines kleinen roten Miata und fuhr in Richtung Inselinneres zu meinem Haus in Chilmark.
    Nachdem ich den Straßenkamm passiert hatte, wo meine Freundin Isabella Lascar ermordet worden war, konnte ich das mit grauen Schindeln gedeckte Farmhaus sehen und dahinter den herrlichen Ausblick zum Vineyard Sound, der mir jedes Mal wieder den Atem verschlug. Hier hatte ich die glücklichsten Stunden meines Lebens verbracht, und es war der einzige Ort auf der Welt, an dem ich mich völlig entspannen konnte.
    Mein Hausverwalter hatte alles für meine Ankunft vorbereitet. Ich ging ins Haus, öffnete die Fenster und hörte meinen Anrufbeantworter ab.
    Die erste Nachricht war von Nina Baum, die letzte Nacht aus Kalifornien angerufen hatte. Chapman hatte sie angerufen und ihr von dem Vorfall im Parkhaus erzählt. Sie erkundigte sich nach meinem Befinden und drängte mich, nach Malibu zu kommen, bis die Ermittlungen abgeschlossen waren. Nina war seit unserem ersten gemeinsamen Studienjahr am Wellesley College, wo uns das Los zu Zimmergenossinnen gemacht hatte, meine beste Freundin. Bei ihr und ihrem Mann konnte ich mich jederzeit von den Anstrengungen, die mein Job mit sich brachte, ausruhen.
    Die zweite Nachricht war die, auf die ich gewartet hatte: Jacob Tyler hatte vom Chicagoer Flughafen aus angerufen. »Hier ist Jake. Ich kann dich nirgendwo erreichen – überall sind nur Anrufbeantworter dran. Es ist Freitag Vormittag und ich bin auf dem Weg zum Vineyard, falls der Plan noch steht. Ich bin von China nach Kalifornien und dann mit der Nachtmaschine nach Chicago geflogen. Ich werde noch vor Mittag in Boston sein, und wenn das Wetter in Ordnung ist, sollte ich mit einer Cape-Air-Maschine um halb zwei Uhr ankommen. Ich versuche gleich noch einmal, dich in deinem Büro zu erreichen. Falls du nicht am Flughafen bist, nehme ich ein Taxi zu deinem Haus. Du fehlst mir.«
    Ich nahm das schnurlose Telefon mit auf die Terrasse und wählte Lauras Nummer.
    »Alex? Geht es Ihnen gut? Mercer hat mir auf meine Voice Mail gesprochen und gesagt, dass Sie heute nicht ins Büro kommen werden. Ist alles in Ordnung?«
    »Ja, mir geht’s gut. Ich bin nur k.o. Wir haben gestern bis spät in die Nacht hinein gearbeitet, deshalb genehmige ich mir ein langes Wochenende. Falls jemand nach mir fragt – Sie können mich auf der Insel erreichen. Gab’s heute schon irgendwas Interessantes?«
    »Als Erstes rief Jacob Tyler an. Er hat keine Nachricht hinterlassen, da ich ihm nicht sagen konnte, was Ihre Pläne wären. Danach Robert Scott von der University of Virginia Law School. Er möchte wissen, ob Sie diesen Herbst einen Vortrag über den Staatsdienst halten könnten.«
    »Ich kümmere mich um Tyler. Würden Sie bitte Bob Scott zurückrufen und ihm sagen, sehr gerne, aber er soll mir bitte einige Termine vorschlagen.« Vielleicht würde ich den Studenten von gestern Nacht erzählen. Wenn man als Staatsanwältin schon nicht reich wurde, konnte man sich andererseits nicht über fehlende Spannung und Abenteuer beklagen.
    Ich zog mir Shorts und ein T-Shirt an, deckte den Esszimmertisch für zwei Personen, ging zur Scheune, um dort Futter für die Vogelhäuschen zu holen, und setzte mich dann mit der New York Times und der Vineyard Gazette auf die Terrasse. Am Fuß des Hügels, unten am Nashaquitsa-Teich, kümmerte sich eine Fischadlermutter in ihrem Nest rührend um ihre frisch geschlüpfte Brut. Goldfinken und Kardinale balgten sich um das Vogelfutter, das ich gerade ausgestreut hatte, und in meinem Wildblumenbeet sprossen weiße, rosa- und lavendelfarbene Kosmosblumen und kobaltblaue Mohnblumen.
    Hier war mein Zuhause. Beruflich ging ich voll und ganz in der hektischen Atmosphäre von New York auf. Die meisten meiner Freunde lebten dort, und da ich in einem Vorort von New York im Westchester

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