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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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vorderen Tische im Restaurant Primola. Auch dem dritten Dewar’s war es nicht gelungen, mich zu beruhigen.
    Ich war schnurstracks durch den Central Park und auf der Sixty-fifth Street zu dem Italiener gefahren, der mein zweites Zuhause war und wo ich oft mit Freunden zum Essen ging. Ich wusste, dass das Restaurant auch um elf Uhr nachts noch voll sein würde, also parkte ich vor einem Hydranten direkt vor dem Eingang und lief nach drinnen, um Giuliano, den Besitzer, zu finden, der ein guter Freund von mir war. Er war früher Fußballspieler gewesen und hatte vor einigen Jahren an einer Weltmeisterschaft teilgenommen, und ich wusste, dass mir in seiner Obhut nichts passieren würde, bis Verstärkung eintraf.
    Als ich ihm sagte, dass mich ein Verrückter verfolgte, setzte er sich zu mir an den Tisch und bat Adolfe, mir einen Drink, und Peter, mir das Telefon zu bringen. Ich wählte die Nummer von Mercers Pieper und atmete den Scotch ein, während ich auf den Rückruf wartete. Mercer und Mike hatten erst vor kurzem Varellis Studio verlassen und saßen gerade beim Essen und einem Cocktail in einer Bar in Soho. Als sie eine halbe Stunde später eintrafen, ließ uns Giuliano allein, und Fenton, der Barkeeper, schickte unentwegt Drinks an unseren Tisch.
    »Natürlich wollte ich nicht allein nach Hause fahren. Darum habe ich euch ja angerufen. Aber es reicht, wenn ihr zwei mich in die Wohnung bringt.« Ich wohnte im zwanzigsten Stock eines von zwei Portiers bewachten Hochhauses und ließ mir das Gefühl der Sicherheit, das ich in meinen eigenen vier Wänden hatte, eine Stange Geld kosten.
    »Warum bist du nicht direkt zur Polizeiwache gefahren, anstatt hierher zu kommen?«
    »Weil es dann einen Polizeibericht gegeben hätte, die Presse hätte davon erfahren, und Battaglia würde mich die nächsten Monate hinter Schloss und Riegel sperren.«
    »Du weißt nicht einmal, nach wem wir suchen sollen, Blondie. Ich habe blinde Opfer gehabt, die mir eine bessere Beschreibung gegeben haben als du.«
    »Eine Beschreibung ist nicht so einfach, wenn der Kerl eine Maske und Handschuhe trägt.«
    »Ich glaube, es ist Zeit für eine Pyjamaparty. Einer von uns bleibt heute Nacht bei dir.«
    »Und abgesehen davon«, fügte Mercer hinzu, »sitzt du morgen früh im ersten Flieger nach Martha’s Vineyard. Das heißt, falls du dieses Wochenende nicht allein dort sein wirst.«
    »Clark Kent hat sich zu einem Besuch angemeldet, Mercer. Starreporter des Daily Planet . Sie lässt uns für irgend so einen Nachrichtenfuzzi sitzen, Mann. Wann fliegt die erste Blechmaschine?«
    Entweder lag es am Alkohol oder an der gerade überstandenen Panik, aber plötzlich erschien mir nichts verlockender als ein Wochenende auf dem Land. Wegen des Caxton-Mordes hatte ich mich kein bisschen um andere Angelegenheiten, wie zum Beispiel die Ermittlungen gegen die Schlafklinik, gekümmert, aber das konnte jetzt genauso gut noch eine Woche warten. »Es gibt einen Flug um acht Uhr früh von La Guardia, aber der wird um diese Jahreszeit wahrscheinlich ausgebucht sein.«
    »Weißt du, welches Vergnügen es mir bereiten würde, einem Investmentbanker ganz offiziell den Platz wegzunehmen?«, fragte Mike. »Ich fahr’ dich selbst zum Flughafen.«
    Ich sah auf meine Uhr. »Ich mach’ euch einen Vorschlag. Ich werde David Mitchell anrufen. Falls er und Renee« – das waren meine Nachbarn – »zu Hause sind, schlafe ich bei ihnen auf der Couch, und morgen früh können sie mich auf ihrem Weg in die Hamptons am Flughafen absetzen. Ihr habt genug zu tun. Versucht, diesen Schlamassel aufzuklären, bevor noch mehr Leute ermordet werden.«
    Mir war klar, dass ich David mit meinem Anruf aufwecken würde, aber er war mehr als entgegenkommend. Renee machte das Bett auf der Couch, während Mike meinen Jeep in der Tiefgarage parkte und Mercer mich hinauf in meine Wohnung brachte, damit ich meinen Bademantel sowie ein T-Shirt und ein Paar Leggins für den Flug holen konnte.
    »Soll ich warten, bis du deine Sachen für Martha’s Vineyard gepackt hast?«
    »Ich habe dort alles, was ich brauche.« Ich umarmte ihn und schloss die Tür zu Davids Wohnung mit seinem Zweitschlüssel auf, den ich in meiner Kommodenschublade aufbewahrte. »Danke. Ruft mich an, falls übers Wochenende irgendetwas passiert.«
    Ich zog mich aus, stellte mich unter die dampfende Dusche und wickelte mich in den Frotteemantel. Ich war viel zu aufgewühlt, um zu schlafen, aber ich machte dennoch das Licht aus und legte

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