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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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ihm: Kümmere dich nicht um mich! Sorg dafür, daß du selber alles richtig machst, und laß mich in Ruhe ... Wir sehen uns morgen vormittag wieder!« Er nahm die Liste mit den Dingen, die er besorgen mußte, und faltete sie sorgsam zusammen. »Ich brauche Geld. Ein paar Hunderter.«
    Susann sah ihn geistesabwesend an. Einen Augenblick dachte Paul, sie würde ihm kein Geld geben, aber dann ging sie ins Wohnzimmer und klappte ihre Handtasche auf. Sie nahm einen Hunderter und zwei Fünfziger heraus.
    »Genügt das?«
    »Nein.« Paul fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Ich muß doch auch ...
    Sie unterbrach ihn. »Schon gut!« Sie verschwand im Schlafzimmer, kam mit einer Brieftasche aus rotem Saffianleder zurück, und gab ihm noch 600 Mark.
    »Paul ...« sagte sie plötzlich. Ihre Stimme war weich und sonderbar fremd.
    Paul riß ihr das Geld aus der Hand und lief zur Tür. Als er draußen war, bebte er am ganzen Körper, und der Fächer aus Geldscheinen flatterte zwischen seinen Fingern.

16
    Paul schaltete die Treppenbeleuchtung ein und ging langsam hinunter. Er rollte die Geldscheine zu einem festen Päckchen zusammen und schob die Hände in die Hosentaschen.
    Gut, es war soweit. Kodell hatte die Bücher berichtigt, und am Freitag mußte die Kasse stimmen. Die Entscheidung lag nicht mehr in seiner Hand ... Er stieß die Tür auf und atmete die frische Nachtluft ein.
    Er wollte gerade die Straße überqueren, als er Kodell sah. Er stand neben der Fußgängerampel und rauchte. Paul wollte an ihm vorbeigehen, aber Kodell richtete sich auf und folgte ihm.
    »Ich habe auf Sie gewartet!«
    »Wir haben alles besprochen«, knurrte Paul und wich einem Radfahrer aus.
    Kodell blieb dicht neben ihm. »Ich möchte Ihnen ein Angebot machen«, sagte er leise.
    Paul ging unwillkürlich etwas langsamer. »Sie haben doch selbst gesagt, daß zwischen uns alles besprochen ist.«
    »Fast!« sagte Kodell.
    Paul ging wieder schneller, aber Kodell blieb hartnäckig hinter ihm, obwohl er beinah laufen mußte.
    »Dieses Weib!« keuchte er. »Die hat uns ganz schön fertiggemacht, wie?«
    Paul blieb stehen; Kodell stieß beinahe mit ihm zusammen.
    »Uns?« wiederholte Paul kalt.
    Kodell sah an Paul vorbei. »Dich auch, und wie! Vielleicht mehr als mich!«
    »War das Ihr Angebot? Wollen Sie mir Susann abkaufen?« Paul setzte sich wieder in Bewegung und begann leise vor sich hinzupfeifen.
    »Nein, damit ist es endgültig aus. Ich wollte dir anbieten, auszusteigen.«
    Paul pfiff weiter, als hätte er nichts gehört, nur seine Schritte hatten sich beschleunigt.
    »Du könntest noch raus!« drängte Kodell leise. »Das ist es doch, was du willst, oder?«
    Paul blieb stehen und holte tief Luft. Sie waren jetzt nah am Hafentor; intensiver Fischgeruch schlug ihnen entgegen. »Wie meinen Sie das?« Paul setzte jedes Wort abgehackt neben das andere.
    Kodell warf seine halbgerauchte Zigarette auf den Boden und trat sie aus. Ein kleiner, mit Lattenkisten beladener Karren fuhr an ihnen vorbei. Der Fischgeruch verstärkte sich. Paul wandte sich nach rechts, zu den Landungsbrücken. Kodells Stimme blieb immer an seiner Seite.
    »Ich meine, daß ich dir eine Möglichkeit geben will, auszusteigen. Du brauchst morgen nichts zu tun. Ich werde schweigen!«
    Paul starrte zum Hafen hinunter. Am Ende der Straße ragte ein einzelner Ladekran hoch in die Luft. »Und Ihre Bücher? Sie würden damit auffliegen! Wollen Sie das tun? Für mich?« Pauls Stimme klang schrill.
    Kodell packte ihn plötzlich am Arm und riß ihn zu sich herum. »Für dich? Für dich und das Miststück würde ich nicht einmal eine Briefmarke opfern! Nein, für mich ist das eine andere Rechnung. Wenn ich die Unterschlagung morgen eingestehe, dann verliere ich meinen Posten, meine Pension und alles, was ich mir aufgebaut habe, dann bin ich ruiniert. Aber um das Gefängnis komme ich dann vielleicht herum. Ich wäre jedoch bereit, dieses Risiko einzugehen, wenn ich die Garantie hätte, daß du nicht versagst. Aber glaubst du, ich bin blind? Ich sehe dir doch die ganze Zeit an, daß du lieber weg möchtest ... Du hättest dein Gesicht sehen müssen, als ich die Selenzellen erwähnte!« Kodells hervorstehende Augen funkelten hinter den Brillengläsern.
    Paul riß sich los. »Sind Sie verrückt geworden?« brüllte er. »Sind Sie denn völlig übergeschnappt? Verschwinden Sie! Wenn hier einer die Nerven verliert, dann doch zuerst Sie!«
    Paul rannte den ganzen Weg bis hinunter zum Hafen. Er

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