Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)
ausgelöst ...«
»Vom Berühren doch nicht! Wenn der Kontakt getrennt wird, wenn man eine Tür oder ein Fenster öffnet, dann löst sich der Alarm aus, weil der Stromkreis unterbrochen ist. Jedenfalls bei dieser Anlage. Aber das werde ich erst tun, wenn ich den Stromkreis umgeleitet und wieder geschlossen habe. Dann habe ich ein totes Stück.«
Er sah ihr an, daß sie nicht alles verstand, aber daß sie ihm glaubte. Trotzdem konnte er ihr Lächeln nicht ganz deuten, als sie in die Küche zurückging. Aber seine Gedanken waren jetzt zu sehr mit seiner Arbeit beschäftigt. Er setzte sich wieder hin, ordnete die Pläne sorgfältig, holte sich einen Kugelschreiber von Susanns Tisch und riß ein Blatt aus einem Briefblock.
Als sie mit dem Essen fertig war, hatte er eine vollständige Aufstellung aller Sachen, die er für den Einbruch benötigte.
15
Paul gab ihr die Liste nach dem Essen. Sie saßen wieder in der kleinen Küche am Klapptisch; sie rauchte, und er beobachtete ihren Mund, der hinter einer Wolke von Zigarettenrauch die einzelnen Posten leise mitsprach, während sie las.
Drei Schraubenzieher in verschiedenen Größen
Ein Dutzend kleine Schrauben
Flachzange mit Isoliergriffen
Kleine Beißzange
4 x 10 m Kupferdraht
Voltmesser
Isolierband
Rolle Nylonfaden
Kräftiges Stemmeisen
Elektrischer Schweißbrenner
Kontaktklammern
Rolle Klebeband, breit
8 m Verlängerungsschnur
Sortiment Dietriche
Tube Kunstharzkleber
1 qm klare Plastikfolie
Feuerzeug
Streichhölzer
Stablampe (drei Batterien)
Punkttaschenlampe
Schweizer Taschenmesser mit Kleinwerkzeug
Dünne Handschuhe aus Kalbsleder
Turnschuhe
Armbanduhr mit Leuchtziffern
Auto
Susann sah auf. »Das liest sich ja wirklich hübsch. Vor allem der letzte Punkt. Willst du das Auto im Supermarkt kaufen?«
»Ach, das Auto!« Paul machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das Auto ist wirklich kein Problem. Schwierig sind die Dietriche und der Schweißbrenner. Dazu brauche ich Franz. Auch bei den anderen Sachen muß ich unauffällig vorgehen und es vermeiden, Fingerabdrücke auf die Dinge zu bringen, falls ich gezwungen bin, einen Teil davon in der Bank zu lassen.«
Susann hörte ihm spöttisch lächelnd zu. »Und das Auto? Darüber habe ich noch nichts gehört.«
»Ach, das leihen wir uns aus.«
»Dazu braucht man einen Ausweis!«
»Doch nicht so.« Paul lachte. »Wir nehmen uns eins, das auf der Straße rumsteht.«
»Stehlen?« fragte sie entsetzt.
»Stehlen?« äffte er nach. »Und was machen wir mit dem Geld in der Bank? Stehlen wir das nicht? Aber im Gegensatz zu dem Zeug werden wir das Auto tatsächlich wieder zurückbringen.«
Susann lehnte sich zurück und drückte ihre Zigarette aus. Paul hatte eine Sekunde lang den Eindruck, als wäre sie an allem gar nicht wirklich interessiert, aber ihre nächste Frage riß ihn aus seinen Überlegungen.
»Und wie hast du dir die Arbeit mit dem Schweißbrenner vorgestellt, wenn die Hauptsicherung abgeschaltet ist?«
Paul starrte sie wortlos an. Er war wütend, daß er nicht selbst daran gedacht hatte. Ärgerlich schnippte er mit den Fingern. »Dann schalte ich sie eben wieder ein«, sagte er, aber er wußte, daß dadurch alles komplizierter wurde. Er mußte das Kellerfenster öffnen, aber es war an die Anlage angeschlossen, also blieb nur eine Möglichkeit ... Er stützte den Kopf auf beide Hände und brütete vor sich hin.
Susann stand auf und räumte den Tisch ab. » Na? « fragte sie spitz, als sie fertig war.
»Laß mich in Ruhe nachdenken!« fuhr er sie gereizt an. »Ich habe von Anfang an gesagt, daß es zuwenig Zeit zur Vorbereitung ist. Es sind zu viele Dinge zu beachten. Zum Beispiel, wo wir das Geld verstecken, bis der erste Wind vorbei ist, und wo wir die Alibis herbekommen.«
»Alibis?«
»Du bist nicht so wichtig, aber ich muß mich schon darum kümmern, weil ich unter Beobachtung stehe. Aber es darf nichts Konstruiertes sein ... Mir fällt schon noch etwas ein.«
»Ich dachte, du wolltest sofort abhauen?« Susann sah ihn lauernd an.
Paul lachte bitter. »Du kannst es wohl kaum abwarten, was? Ich werde dir den Gefallen schon tun, aber wenn es sich vermeiden läßt, will ich nicht sofort weg. Wenn ich im Ausland bin und mit dem Einbruch in Verbindung gebracht werde, dann suchen sie mich vielleicht über Interpol, aber wenn ich nur meinem Bewährungshelfer auskomme, lassen sie die Sache sicher auf sich beruhen.«
»Wie du meinst«, sagte sie gelangweilt.
»Verdammt noch mal!«
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