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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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hinweg in sein Zimmer. Nichts schien verändert. Nur die Zigarettenkippen waren in der Mitte zu einem Häufchen zusammengekehrt.
    »Ich wollte nur ein bißchen Ordnung machen!« sagte Martens eifrig und bückte sich, um die Kippen auf eine Schaufel zu kehren.»... Ordnung machen«, wiederholte er noch einmal murmelnd.
    »Das ist sehr freundlich«, sagte Paul gedehnt.
    In der Waschschüssel war das Wasser fast vertrocknet und hatte einen dunklen Rand hinterlassen. Martens richtete sich auf und ging an Paul vorbei zur Tür.
    »Du weißt doch, ich hab dich immer gern gehabt, Junge.« Als er die Tür erreicht hatte, blieb er noch einmal stehen und flüsterte kaum hörbar: »Es tut mir ja so leid!«
    »Was denn?« erkundigte sich Paul interessiert.
    »Nun ... Nun ...« Martens hob in einer hilflosen Gebärde beide Hände, und die Hälfte der Kippen rutschte wieder von der Schaufel. »Daß du nicht auf meinen Rat gehört hast. Daß du nicht abgehauen bist.«
    Martens schlurfte hastig hinaus auf den Gang. Paul hörte noch das Klicken, als die Flurbeleuchtung eingeschaltet wurde, dann war es still.
    Er schloß die Tür leise und sah sich noch einmal im Zimmer um. Dann holte er seinen Pappkoffer hervor und klappte den Deckel zurück. Er zog nacheinander die Schubladen auf und warf wahllos alles zu den anderen Sachen in den Koffer – Hemden, Wäsche, Taschentücher, das Verbandpäckchen, einen Pyjama und das Waschzeug. Zum Schluß bückte er sich und sah noch einmal automatisch in die leeren Fächer hinein. Fast hätte er es übersehen, denn das helle Leder hatte fast dieselbe Farbe wie das ungebeizte Holz. Ein dolchartiges Jagdmesser mit Horngriff und harter Lederhülle.
    Paul hielt es in der Hand und starrte darauf hinunter. Spielerisch zog er das Messer heraus. Der Stahl war blank und schimmerte bläulich, nur knapp über dem Horngriff war ein dunkler Rand.
    Zuerst wollte er das Messer einfach wieder in die Schublade zurücklegen, aber dann hockte er sich vor den Koffer und vergrub das Messer unter seinen Kleidern. Dann klappte er den Deckel zu und nahm den Koffer in die Hand. Er schien Zentner zu wiegen.
    Paul ließ das Licht im Zimmer brennen und die Tür offenstehen. Dann schaltete er im Treppenhaus das Licht an und schloß seine Zimmertür. Langsam ging er den schmalen Gang an den dicht beieinanderliegenden Türen vorbei bis zur Treppe.
    Auf dem untersten Treppenabsatz wartete er zwei Minuten. Das automatische Flurlicht verlöschte. Alles um ihn herum war ruhig.
    Die Tür von Martens' Wohnung war wieder verschlossen. Durch das Oberlicht der Eingangstür fiel matte Helligkeit von der Straße herein. Paul schob sich am Geländer entlang hinunter und wandte sich sofort wieder nach rechts, der Kellertür zu. Als er die erreicht hatte, nahm ei den Koffer in die andere Hand und griff nach der Klinke.
    »Warum nicht durch den Vorderausgang?« fragte plötzlich eine Stimme dicht neben ihm. Eine Taschenlampe wurde eingeschaltet und auf ihn gerichtet.
    Geblendet wich er zurück und hob den Koffer, aber sie waren auch hinter ihm. Er spürte Hände, die seine Arme umklammerten, jemand riß ihm den Koffer weg, ein anderer erwischte sein Handgelenk und drehte es nach hinten, auf den Rücken.
    »Laßt los, ich habe ihn!« sagte die ruhige Stimme.
    Er erkannte Fred.

19
    Paul bewegte sich, aber der Druck auf seinen verdrehten Arm verstärkte sich sofort, und er beugte sich stöhnend nach vorn.
    »So ist es gut!« lobte Fred. »Wenn du Lust dazu hast, schrei ruhig, wir sind hier unter Freunden.«
    Paul ließ sich durch den dunklen Vorraum zur Tür schieben. Eine Sekunde lang dachte er an Martens, wie er ihn an der Schranktür überrascht hatte, und an das Messer. Aber das alles schien keine Rolle mehr zu spielen.
    Der VW stand jetzt direkt vor der Tür. Fred und Harald hielten sich dicht hinter Paul, während der bärtige Walter vorausging und die Wagentüren öffnete. Er lehnte sich nach rechts hinüber, klappte den Sitz vor und ließ Paul und Fred hinten einsteigen; Harald setzte sich nach vorn, Walter drehte den Zündschlüssel. Der Motor brummte.
    Die Straße und der Bürgersteig wimmelten von Autos und Menschen, aber keiner hatte etwas gesehen, keinem war etwas aufgefallen. In dieser Gegend wurden alle paar Minuten Betrunkene von ihren Freunden weggeschafft – na wenn schon!
    Paul saß still. Er überlegte, weshalb Bertie nicht mit dabei war, aber die Frage beantwortete sich von selbst. Der Wagen war schon für vier Leute sehr

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