Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)
junger Mann!«
»Petersen«, sagte Paul gepreßt. »Paul Petersen.«
»Ihr Name interessiert mich herzlich wenig. Susie hat mir von Ihrer Vergangenheit erzählt. Sie scheinen nicht gerade die Voraussetzungen für ein solches Unternehmen zu haben, aber mir bleibt wohl keine andere Wahl ... Wie haben Sie sich die Durchführung gedacht?«
Paul atmete tief durch und spürte dumpfe Wut in sich aufsteigen. »Was geht Sie das an! Je weniger Sie wissen, desto besser für Ihre weißen Manschetten«, sagte er, aber seine Stimme war zu hoch, um fest zu klingen.
Kodell begann im Raum auf und ab zu gehen. »Irrtum, mein Junge! Es geht mich sehr viel an. Ich habe mich bereits durch das Abpausen der Pläne mitschuldig gemacht, und ich möchte nicht, daß irgend etwas durch Unachtsamkeit übersehen wird. Schließlich geht es ja auch um meinen Kopf ... Nun?«
»Wenn es möglich ist, will ich über die Büros im ersten Stock hineinkommen, die Alarmanlage außer Betrieb setzen, und in den Keller gehen.«
»Sehr schön«, sagte Kodell beißend und blieb vor Paul stehen. »Und die Selenzellen?«
Paul wich zurück, als hätte er eine Ohrfeige bekommen. Dann entspannte er sich. Selenzellen! Das war es! Alles war unmöglich.
Kodell beobachtete ihn.
»Genauso habe ich mir das vorgestellt. Jung, großspurig und nichts dahinter. Sie sind ja ein einziges Nervenbündel. Das macht mir Sorgen. Sie sollten wirklich versuchen, Ihr bißchen Verstand auf einfachere Art zu nützen!«
»Halten Sie doch endlich das Maul!« schrie Paul unbeherrscht. »Was ist mit den Selenzellen? Warum waren sie nicht in den Plänen eingezeichnet?«
»Sie sind eingezeichnet ... Ich bin gespannt, wieviel Sie noch übersehen haben!«
»Geben Sie mir die genaue Lage an!« Paul krallte seine Hände in den Bezugsstoff der Couch, damit Kodell nicht sehen konnte, daß sie zitterten.
Kodell ging wieder auf und ab. »Eine ist an der oberen Tür, rechts, in der Seitenleiste, waagrecht, knapp 35 cm über dem Boden. Die zweite in gleicher Lage und Höhe im Keller an der Tür zum Safe-Raum.«
»Und die Fenster im ersten Stock?« Paul wurde ruhiger.
»Sind nicht gesichert. Aber wie wollen Sie mit dem Werkzeug da hinaufkommen? Und wie wollen Sie den Safe öffnen?«
»Es ist ein Hartung 87?«
»Ja, ein älteres Modell, aber er sieht recht stabil aus.«
»Die Rückwand bekomme ich mit einem Schweißbrenner auf.« Er erklärte Kodell, wie er sich die Verbindung mit Susann durch das Kellerfenster gedacht hatte.
»Es ist eine Frage der Nerven«, sagte Kodell. »Der Plan ist an sich nicht schlecht.«
»Sie können uns ja den Code des Safes geben!« schlug Paul vor.
Kodell lachte hart auf. »So, meinen Sie? Wir sind fünf Leute in der Filiale. Dann noch der Mann von der Zentrale und die Firma, die den Safe geliefert hat ... Das engt den Kreis der Verdächtigen doch sehr ein, oder? Und wenn ich von der Polizei richtig verhört werde, müßte ich wohl auch eure Namen angeben.«
»So sehen Sie aus!« knurrte Paul.
Kodell schaute auf ihn hinunter. »Sorgt dafür, daß es nicht so weit kommt! – Die Polizeistreifen sind unregelmäßig. Der Mann von der Wach- und Schließgesellschaft kommt ab acht Uhr abends alle zwei Stunden ... So, das wär's wohl. Jetzt geben Sie mir die Pläne zurück!«
»Zurück?« fragte Paul verständnislos.
Kodell streckte ungeduldig die Hand aus. »Na, machen Sie schon. Oder wissen Sie immer noch nicht Bescheid? Dann sehen Sie sich alles noch einmal an; ich warte. Aber denken Sie nicht, daß ich etwas so Belastendes hier vergesse! Ich werde morgen nacht ein Alibi haben – und von heute an weder Sie noch Susie kennen.«
Susann starrte Kodell mit aufgerissenen Augen an. Paul erkannte, daß sie Angst hatte, und das half ihm. Er stand auf, schlenderte zu dem Regal hinüber und packte die Blätter wieder in den Schnellhefter.
»Hier, und vergessen Sie nicht, alles zu vernichten!«
Kodell antwortete nicht. Schweigend nahm er Paul die Mappe aus der Hand und ging zur Tür. Eine Sekunde blieb er dort stehen, sah kurz zu Susann zurück und ging dann hinaus.
»Dieser Idiot!« knurrte Paul.
Susann schien ihn nicht gehört zu haben. »So habe ich mir das nicht vorgestellt ... Er war ganz anders«, flüsterte sie. Dann bemerkte sie Paul wieder. »Er hat ganz recht! Du hast einfach nicht die Nerven dafür!« Sie stand auf und räumte das Geschirr auf ein Tablett.
Paul folgte ihr in die Küche. So ruhig wie möglich sagte er: »Ich sage dir das Gleiche wie
Weitere Kostenlose Bücher