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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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etwa einer Stunde bei mir, ist dir das recht?«
    »Ja, natürlich. Vielen Dank.«
    Paul ging voraus auf die Straße und wandte sich nach rechts. Als er die andere Seite erreicht hatte, drehte er sich unauffällig um. Aber Kulmhof war bei der Straßenbahnhaltestelle stehengeblieben.

18
    Vor dem Helgoländer blieb Paul kurz stehen und spähte hinein. Er versuchte, über die vollbesetzten Tische hinweg Franz zu entdecken, konnte ihn aber nicht sehen. Ein Junge mit weißer Schürze, den er noch nie gesehen hatte, drängte sich zwischen den Gästen durch und mühte sich mit einem Tablett voller Gläser ab. Paul überlegte, ob er Franz in der Küche suchen sollte, dachte aber, daß er jetzt sowieso keine Zeit haben würde, und ging weiter.
    Nach drei Schritten blieb er stehen. Vor der schwach erleuchteten Schaufensterfront des Supermarkts stand ein schwarzer Volkswagen.
    Langsam wich er zurück, schob sich in den Hauseingang neben der Bar von Franz und hastete den schmalen muffigen Korridor entlang. Auf der linken Seite führte eine steile Holztreppe hinauf in den ersten Stock. Nach rechts gingen zwei Türen ab, zum Lokalraum und zur Küche.
    Paul tastete sich weiter. Es war hier so dunkel, daß er sich ganz auf seine Erinnerung verlassen mußte, aber jeder Zentimeter war ihm noch vertraut. Er fand die Hintertür, die zum Heizungskeller, zur Waschküche und auf den Hinterhof führte, und schob den schweren Eisenriegel zurück. Die Tür öffnete sich leicht und geräuschlos. Er ließ sie hinter sich wieder leise zugleiten und ging über den Innenhof zur gegenüberliegenden Mauer.
    Franz schichtete die leeren Bierkisten immer so auf, daß sie wie eine bequeme Treppe zu gebrauchen waren. Paul dachte kurz an die vergangene Nacht und die Frau, die ihm den anderen Hinterhof gezeigt hatte, keine drei Straßen weiter. Lautlos kletterte er über den Kistenstapel und ließ sich im Hof des Nachbarblocks wieder zu Boden gleiten.
    Er schaute zu den Fenstern hinauf. Es waren die Badezimmer- und Küchenfenster, die nach hinten gingen; die meisten waren dunkel, nur einige leuchteten wie Schießscharten zu ihm herunter.
    Das Haus, in dem sein Zimmer lag, unterbrach die gleichmäßige Silhouette; es war das niedrigste. Paul ging zur Hintertür und probierte – sie war verschlossen, von innen verriegelt. Er lief am Haus entlang und kontrollierte die Kellerfenster. Das fünfte war offen.
    Einen Augenblick lang lauschte er, aber außer dem gedämpften Verkehrslärm von der Straße und dem Plärren eines Radios war es still. Er legte sich auf den Boden und schob die Füße zuerst hinein ... Bis zu den Schultern ging es gut, dann saß er fest.
    Seine Beine baumelten irgendwo im Leeren; seine Arme versuchten, sich gegen den Boden zu stemmen, um seinen Körper hineinzudrücken ... Er kam weder vor noch zurück.
    Paul zwang sich, zu entspannen, stieß die Luft aus und drehte sich etwas. Es klappte; er fiel mitten auf einen Haufen alter Kartoffeln, die auseinanderkollerten und sich im ganzen Raum verteilten. Schimmel- und Modergeruch schlug ihm entgegen.
    Als er aufstand, stolperte er noch ein paarmal über einzelne Kartoffeln, dann erreichte er die Innenwand, suchte nach der Tür und drückte die Klinke herunter ... Er stand in einem Kellergang. Durch eines der Fenster schimmerte schwaches Licht herein und warf die Schatten der Lattenverschläge auf die gekalkten Wände. Hinter den Verschlägen kamen die beiden Türen zum Heizungsraum und zur Treppe. Er öffnete die zweite und wartete.
    Es war nichts zu hören.
    Geräuschlos stieg er die Treppe hinauf. Im Treppenhaus brannte kein Licht, aber die Tür zu Martens' Wohnung war einen Spalt weit offen und beleuchtete den ersten Absatz der Treppe. Paul huschte über den Vorplatz und schlich hinauf. Als er sein Stockwerk erreicht hatte, blieb er stehen.
    Die Tür zu seinem Zimmer war halb offen.
    Ein Lichtstreifen fiel über den ausgetretenen Linoleumboden und auf die gegenüberliegende Wand ... Paul atmete durch den Mund und schob sich geräuschlos näher.
    Eine Schublade wurde knarrend aufgezogen, dann war es wieder still. Paul beugte sich so weit vor, daß er in das Zimmer hineinsehen konnte. Er sah eine Ecke des Schrankes, einen Stuhl und eine Hand, die sich gerade über dem Schrankschlüssel öffnete. Eine kräftige, etwas runzlige Hand ... Paul sprang zur Tür, stieß sie auf und stand im Zimmer. Martens fuhr herum. »Mein Gott; Junge, hast du mich erschreckt!« stammelte er.
    Paul sah über ihn

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