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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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eingegrenzt und durch eine verkümmerte, ungepflegte Hecke.
    Walter wendete den Wagen gleich wieder und schaltete das Licht aus. Harald stieg aus, klappte seinen Sitz vor, und Fred kletterte hinterher. Er drehte sich zu Paul um. Paul blieb allein im Wagen sitzen.
    Auf dem Schlick glänzte das Mondlicht wie Quecksilber, und weiter draußen, wo die Strömung stärker war, drehten sich die Wellen in einem Wirbel. Wenn ich Pech habe, dachte Paul, dann zieht mich die Ebbe mit hinaus, bevor überhaupt jemand auf die Idee kommt, mich zu suchen. Er roch den fauligen Gestank von vertrockneten Algen, toten Fischen und Öl. Ihm wurde übel, und der stechende Schmerz in seinem Magen überfiel ihn wie ein Faustschlag. Er krümmte sich vornüber. Die andern standen um das Auto herum und warteten.
    »Schläfst du da drin?« Walter schaute herein.
    Paul reagierte nicht. Er war unfähig, sich zu bewegen. Walter packte seinen Arm und zerrte ihn aus dem Wagen. Paul versuchte, sich loszureißen, rutschte aus und fiel direkt vor Haralds Beine. Er stützte sich auf die Handballen und sah hinauf. Sie standen im Halbkreis um ihn herum. Alle drei in engen Hosen, knappen Jacken, breitbeinig, die Hände in die Rücktaschen ihrer Jeans gehakt.
    Paul rollte weg, rappelte sich noch aus der Bewegung hoch und rannte zwischen Mauer und Auto hindurch zur Straße hin.
    Aber Walter war schneller. Er warf sich wie ein Torwart hinter ihm her und packte seine Beine. Paul krachte der Länge nach hin, und bevor er wieder aufstehen konnte, war Fred bei ihm und riß ihn hoch. Noch im Hochkommen krümmte Paul sich zusammen und rammte Fred den Kopf vor die Brust. Fred taumelte zurück, Paul wollte sich wegdrehen, aber Walter war schon da.
    Paul schlug mit aller Kraft zu. Seine Faust traf in das bärtige Gesicht, er sah Walter zurückweichen und stürzen.
    Im nächsten Augenblick war Fred wieder da und schlug ihm die Beine seitlich weg. Paul spürte Haralds Schlag im Rücken, bevor er am Boden lag. Irgend etwas traf ihn an der Seite, dann am Kopf. Er drehte sich auf den Bauch und vergrub den Kopf unter den Armen.
    Aber nichts geschah.
    Schritte entfernten sich; Paul hörte eine Autotür zufallen, den Motor aufheulen.
    Er setzte sich auf.
    Das Heck des VW rollte auf ihn zu.
    Paul wälzte sich auf die Seite und kroch unter die Büsche, aber der Wagen hatte schon abgebremst und fuhr wieder nach vorn, hinaus auf die Straße.
    Er war allein.
    Stille. Das leise Glucksen der Wellen und das ferne Rumoren der Werften waren die einzigen Geräusche.
    Paul stand langsam auf und klopfte den Schmutz von seinen Kleidern. Dann sah er seinen Koffer. Sie hatten ihn dagelassen. Paul schüttelte verwundert den Kopf und bewegte die Finger der rechten Hand. Die Knöchel brannten, und er dachte an Walter, den er getroffen hatte ... Irgend etwas stimmte nicht.
    Paul kletterte vorsichtig zum Wasser hinunter, um sich zu waschen, aber er kam nicht weit.
    Er sah zu der Mauer die die Lagerhalle abgrenzte, und die dann, nach unten hin, den kleinen Hafen bildete. Die dunklen Wellen schlugen gegen die Befestigung und rollten wieder zurück. Es war eine gleichmäßige, schwache Bewegung; das Wasser war an der Stelle seicht.
    Der Schatten, der rechts von der Mauer lag, schien irgendwie fremd zu sein, fast wie ein dicker Ast, der sich langsam mit den Wellen hob und senkte. Aber für einen Ast war er zu breit. Paul ging mit unbeholfenen Schritten näher hin und blieb stehen.
    Es war ein Mann.
    Er lag mit dem Gesicht nach unten im Schlick, die Arme weit ausgebreitet, als wolle er an Land schwimmen, aber seine Hände waren in die feuchte Erde gekrallt, und nur die Beine bewegten sich im Wasser. Die Jacke hatte sich hochgebauscht; Paul sah ein Stück helleres Hemd und eine quadratische Hosentasche, von silbernen Nieten eingerahmt.
    Paul beugte sich etwas weiter vor. Er berührte die Hand des Mannes. Sie war naß und eiskalt ... Er zuckte zurück, schloß die Augen und wartete, daß das Würgen in seinem Magen nachließ. Walter! dachte er. Ich habe ihn getroffen, er ist ausgerutscht und irgendwo aufgeschlagen ...
    Der schrille Sirenenton eines Peterwagens unterbrach seine Gedanken.

20
    Eine Sekunde lang stand er unschlüssig am Wasser. Das Signal der Wasserpolizei mischte sich mit dem näherkommenden Martinshorn.
    Paul packte seinen Koffer und rannte los. Er kletterte hinauf zur Straße und wandte sich nach rechts. Aber sofort blieb er stehen. Der Peterwagen kam von rechts, aus der Innenstadt.
    Paul

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