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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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eng.
    Fred hatte seinen Arm losgelassen; der Schmerz bis hinauf in die Schulter lähmte ihn. Den Koffer hielt Harald zwischen den Knien.
    »Du wolltest wohl verreisen?« fragte er. »Na, hoffentlich hast du nichts vergessen!« Er lachte und sah wieder hinaus auf die Straße. Paul schwieg. Ihm fiel auf, daß weder Harald noch Fred Anzüge trugen. Harald hatte sich in schwarze Cordjeans gezwängt und trug dazu ein graues Strickhemd und eine Lederjacke. Fred hatte eine Kombination aus abgewetztem Jeansköper an, die wie eine zweite Haut an ihm klebte, Walter trug dasselbe wie gestern.
    Walter bog jetzt auf die Königsstraße ein und gab Gas. Paul sah aus dem Fenster auf die vorbeifliegenden Autos und Häuser. Jetzt war es also soweit – aus der Traum. Und niemand war da, um ihm zu helfen ... Er drehte sich zu Fred hin und merkte, daß Freds rechte Jackentasche ausgebeult war.
    Fred hatte seinen Blick bemerkt und informierte ihn freundlich: »Es ist fast wieder so wie früher, nicht wahr?« Er klopfte auf die Ausbuchtung. »Was, glaubst du, ist da drin? Ein Schlagring? Falsch geraten! Inzwischen sind ein paar Jahre vergangen ...« Er schob die Hand in die Tasche und zog sie wieder heraus.
    Paul starrte auf eine kleine Pistole, deren Lauf dunkel schimmerte.
    Er nagte an seinen Fingerknöcheln. Die Mündung zeigte genau auf seinen Magen.
    Fred lächelte: »Klein, handlich, sicher!« Er steckte sie wieder weg.
    Walter bremste etwas ab und reihte sich in die dichten Autoschlangen an den Ampeln ein. Rot. Walter trommelte nervös mit den Fingern auf das Lenkrad.
    Paul schaute hinaus auf die vielen Autos; hinter einer Scheibe sah er das Gesicht eines Mädchens und dachte an Susann. Ein Lkw schob sich langsam über die Kreuzung, hinter ihm eine neue Autoschlange.
    Straßenlaternen, Neonreklamen in allen Farben und Formen, hellerleuchtete Schaufenster, rote, grüne und gelbe Ampeln, eine lange Reihe roter Schlußlichter und grellweißer Scheinwerfer. Paul wischte mit dem Handballen über das kleine Seitenfenster. Es war hinten so eng, daß er nur schräg sitzen konnte.
    »Guter Wagen, der VW«, sagte Fred, »nur zweitürig, verhindert dumme Gedanken.«
    Im gleichen Augenblick entdeckte Paul auf der Gegenfahrbahn den alten Lieferwagen von Franz. Er wollte schreien, winken. Die Ampel schaltete auf Grün, Walter fuhr mit durchdrehenden Reifen los. Paul sackte auf seinem Platz zusammen und der Lieferwagen verschwand aus seinem Blickwinkel. Walter überholte geschmeidig die anderen Wagen, schlängelte sich zwischen einem Bus und einem Moped hindurch, rutschte an der nächsten Ampel gerade noch bei Gelb durch und bog in die Elbchaussee ein.
    »Guter Schnitt!« lobte Harald.
    Freds Stimme war kalt. »Mach das nicht noch einmal, Walter!«
    »Was?«
    »Bei Gelb durchfahren ... Ich möchte deinetwegen nicht 'n Peterwagen auf den Hals bekommen!«
    Walter nahm brummig den Fuß vom Gaspedal. Paul sah auf seinen Nacken, auf die langen, fettigen Haare. Er war nicht überrascht, als Walter zum Elbuferweg hinunterfuhr.
    Ins geisterhafte Licht der riesigen, gelb flackernden Gasflammen getaucht, ragten hinter dem schwarzen Wasserband die mächtigen Öltanks, die Gaskessel und die spinnwebartigen, beleuchteten Gerüste der Raffinerien wie die Türme einer gespenstischen Stadt auf. Das metallische Hämmern der Pumpen und das Röhren der Tanker drang bis zu ihnen herüber. Ein Frachter zog schwerfällig wie ein mit Glühwürmchen geschmückter Schatten vorbei.
    Es war immer noch dieselbe Gegend. Noch vor ein paar Jahren hatten sie hier jeden verprügelt, der ihnen in die Quere gekommen war. Jetzt waren sie Männer geworden, und Fred hatte eine Pistole eingesteckt.
    Paul konnte das Wasser nicht mehr sehen; die Straße entfernte sich etwas vom Fluß, Häuser und Gärten schoben sich dazwischen. Ein schweres Motorrad kam ihnen entgegen und fuhr vorbei. Im Licht der Scheinwerfer sah Paul einen Penner auf einer der Bänke liegen. Es wurde wieder dunkel und ruhig.
    Fred lachte leise vor sich hin. Sie waren am Wasser. Walter hielt an derselben Stelle, zu der sie immer gefahren waren, als Walter noch gar nicht mit dabei war.
    Es war ein schmaler Streifen zwischen einer Lagerhalle und einem verwilderten Garten. Der Boden war sandig und führte in einem leichten Bogen hinunter zum Elbufer. Auf der Seite der Lagerhalle war der Boden befestigt und bildete einen kleinen Hafen mit Anlegesteg. Der Garten auf der anderen Seite war durch einen Maschendrahtzaun

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