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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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den Kassenzettel. Paul bezahlte und ging mit der leichten Tüte hinaus.
    Er merkte, wie die Mädchen ihm nachsahen und zu flüstern begannen, als die Tür hinter ihm zufiel.

25
    Paul sah auf seine Uhr. Er hatte schon viel mehr Zeit verloren, als er sich vorgenommen hatte, und das meiste war noch zu besorgen.
    Die Straße vor ihm war fast leer. Der Kerl in der Motorradkluft wartete wohl noch vor dem Krankenhaus. Paul mußte es riskieren, ein Stück zurückzulaufen, um zum Zeughausmarkt hinüberzukommen. Vor dem Denkmal blieb er stehen und sah sich um.
    Direkt ihm gegenüber stand ein Polizist.
    Paul trat langsam einen Schritt zurück. Die Tüte! dachte er. Die vornehme Handschuhtüte ... Dann schüttelte er sich wie ein Hund, der aus dem Wasser kommt, und marschierte genau auf ihn los. Er ging an dem Polizisten vorbei, und der sah ihm nicht einmal nach.
    Die meterhohen Neonbuchstaben von SAEGER & TROSSMANN brannten auch am Tag und zeigten ihm den Weg zu dem Haus, das er suchte. Zehn riesige Schaufenster waren mit allen Dingen angefüllt, die im Haus gebraucht werden. Paul ging auf die Flügeltüren zu und hob den Arm, um sie aufzudrücken, aber wie von einer unsichtbaren Hand aufgestoßen, schwangen sie nach innen. Paul blieb stehen, trat dann einen Schritt zurück, und die Tür fiel wieder zu.
    Er bückte sich und schob vorsichtig einen Fuß nach vorn. Er erreichte die Tür, ohne daß sie sich bewegt hätte. Die Selenzellen waren so hoch angebracht, daß nicht jeder Hund die Impulse auslösen konnte.
    Paul grinste, zog das Bein zurück und ging aufrecht durch die Tür in die große Halle, in der es kein Tageslicht gab, sondern eine Decke aus Gitterleuchten. Riesengroße Verkaufstische bildeten ein Labyrinth, eine Rolltreppe führte vom Keller in den ersten Stock.
    Paul blieb vor den Hinweisschildern stehen und studierte die einzelnen Wegweiser. Haushaltswaren, Porzellan, Elektrogeräte, Werkzeuge, Bastlerbedarf ...
    Er ging nach links. Der lange Tisch war aus Holz und von Metallbändern mit Zentimetereinteilung umrahmt. Es wimmelte von wartenden Kunden und Verkäufern in stahlblauen Kitteln. Einer von ihnen kam auf Paul zu. Es war ein Lehrling, klein und pummelig, mit einem breitflächigen Clowngesicht und wachen, schwarzen Knopfaugen.
    »Ah, ein Mensch von der Außenwelt!« strahlte er, als er Paul erreicht hatte. »Weißt du, wie der HSV heute gespielt hat?«
    »Nein, das weiß ich nicht, und ich weiß auch nicht, seit wann wir uns duzen!« sagte Paul wütend.
    Der Junge verzog das Gesicht. »Ha, kein Mensch, sondern ein Tschäntelmän. Was darf's sein, Sör?«
    »Einen Werkzeugkasten zum Umhängen, Schraubenzieher, Flach- und Beißzange.«
    Der Junge flitzte weg, um die Sachen zu holen. Paul suchte die richtigen Größen aus. »Und verschiedene Schrauben.«
    »Schraube locker? Stets gern zu Diensten!«
    Der Junge stellte mit einer schwungvollen Bewegung die Kiste vor Paul hin, der auf drei der kleinen Fächer deutete und Zahlen angab. Er sah zu, wie der Junge die Schrauben in ein Tütchen füllte, und nahm seinen Zettel heraus.
    »Noch ein Stemmeisen«, sagte er.
    Der Junge grinste ununterbrochen. »Klar. Kleiner Einbruch gefällig?«
    Paul blinzelte.
    Der Junge war schon wieder verschwunden und brachte drei verschiedene Stemmeisen. »Für eine große oder eine kleine Bank?« erkundigte er sich.
    Paul ballte die Fäuste in den Hosentaschen. Seine Rückenmuskeln verhärteten sich, und er spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. Er nahm ein Stemmeisen in die Hand, aber es rutschte ihm aus und polterte auf den Boden. Er hob es auf und legte es auf den Tisch.
    »Aha, eine mittlere Bank!« Der Junge legte das Eisen zu den anderen Sachen. »Noch etwas.?«
    »Laß gefälligst die blöden Bemerkungen, wenn's geht«, knurrte Paul, als er wieder klar sprechen konnte.
    Der Lehrling sah ihn verblüfft an. Paul erkannte, daß er einen Fehler gemacht hatte; er versuchte, ihn gutzumachen und grinste schwach. »Wir Einbrecher wollen nicht gern erkannt werden.«
    Aber der Junge lachte nicht. Er wandte sich mürrisch ab und schrieb seinen Kassenzettel aus. Paul verlangte noch Kunstharzkleber; er bekam ihn sofort und ohne Kommentar.
    Er ging zur Elektroabteilung, kaufte Leitungsdraht, Isolierband, die Taschenlampen, den Voltmesser und die Kontaktklammern. Seine Sachen gingen zum Packtisch, er bekam einen neuen Zettel und kam damit in die Haushaltswarenabteilung. Stahlblaue Frauen warteten zwischen Töpfen, Pfannen und

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