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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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sich und murmelte etwas wie: »Nur so, zum Anziehen eben ...«
    »Ich verstehe«, sagte das Mädchen, und er sah ihr an, daß sie nichts verstand. Die nächsten Handschuhe waren aus hellgrauem Schweinsleder mit abstehenden, gesteppten Nähten, die die einzelnen Finger wie starre Holzklötze aussehen ließen.
    »Ich brauche ganz weiche, schmiegsame Handschuhe!« widersprach Paul.
    »Ja?« Das Mädchen sah ihn ratlos an, faltete die Handschuhe wieder zusammen und sah suchend an den hohen Regalen hinauf, in denen sich die Kästen stapelten. »Abendhandschuhe!« fiel ihr ein.
    Paul nickte, ohne zu wissen, was das sein sollte. »Nein!« schrie er, als er ein Paar blendend weißer Handschuhe vorgelegt bekam, deren Stoff wie Seide schimmerte.
    Die beiden Mädchen sahen sich an, dann blickten sie auf Paul.
    Paul wetzte auf seinem Hocker herum und umklammerte das kleine Ellbogenkissen vor sich. Allmählich wurde es heiß in dem Laden.
    »Brauchen Sie sie vielleicht für eine bestimmte Arbeit?« fragte plötzlich das zweite Mädchen. Paul begann zu frieren.
    »B-bitte?« stammelte er.
    Sie lächelte. »Für manche Arbeiten sind doch Handschuhe nötig. Wenn Sie zum Beispiel Filmcutter sind, dann brauchen Sie Trikothandschuhe.
    »Ach so!« Paul sackte wieder zusammen. »Das läßt sich schwer erklären. Ich brauche Handschuhe aus weichem Kalbsleder, die eng anliegen und mich nicht behindern.«
    Die Mädchen sahen ihn nachdenklich an.
    »Vielleicht die?« fragte die Schwarze die Braune und nickte mit dem Kopf in eine unbestimmte Ecke der Regalwand.
    »Ach, die«, sagte die Braune, »aber das sind doch Damenhandschuhe.«
    »Hm ...« Die Schwarze sah unverwandt zu der Ecke hinauf.
    »Könnte ich die bitte mal sehen?« fragte Paul.
    Die Mädchen nickten zögernd, und die Schwarze holte eine Trittleiter und kletterte hinauf. Paul sah auf ihre Beine und dachte an Susann.
    Das Mädchen kam mit einem Kasten zurück und begann zu suchen. »Ich fürchte nur, diese Größe werden wir nicht ... Oh, doch!« Sie zog einen Beutel heraus und schüttelte zwei Handschuhe vor Paul auf den Tisch. Sie waren aus eierschalenfarbenem Wildleder, seidenweich und sehr schmal.
    Paul nahm einen Handschuh hoch und strich leicht mit dem Zeigefinger über die weiche Oberfläche.
    »Bitte«, sagte die Verkäuferin und hielt ihm den Handschuh offen hin. Diesmal schien sie seine schmutzigen Fingernägel genau zu bemerken.
    Paul zwängte sich in den Handschuh, er klebte, und die Hand schien viel zu breit.
    »Er ist zu klein!« stöhnte er. Das Mädchen schwieg. Sie zupfte vorsichtig ein Stückchen da und zerrte dort und schob den Handschuh Stück für Stück auf Pauls Finger, während er seinen Arm steif gegen das Kissen gestützt hielt.
    Endlich saß der Handschuh fest.
    Paul bewegte die Finger. Er spürte fast nichts. Er faßte mit der anderen Hand nach dem Handschuh, er hatte die gleiche Temperatur wie seine Hand und fühlte sich wie lebendige Haut an. Die Nähte waren so dünn, daß er sie kaum spürte und die Stulpe ging über die Hemdmanschetten hinüber. »Die sind gut!« sagte er zufrieden.
    »Wir müssen den zweiten auch probieren; meistens sind die Hände verschieden groß«, sagte das Mädchen.
    »Nein, nein, es stimmt schon.« Paul begann an dem Handschuh zu ziehen, aber er saß wirklich fest.
    »Vorsicht!« warnte das Mädchen. »Das ist sehr dünnes Leder. Vielleicht ist es ja auch zu empfindlich für Ihre Arbeit?« Sie dehnte die Worte fragend.
    Paul schüttelte stumm den Kopf und mühte sich weiter mit dem Handschuh ab.
    »Nein, oben an den Fingerkuppen ... Kommen Sie!« Das Mädchen riß seine Hand wieder zu sich herüber und nahm vorsichtig die Fingerspitzen hoch.
    »Sie sind auch nicht ganz billig!« mischte sich das andere Mädchen ein.
    Paul schwitzte. Er starrte auf seinen Arm mit dem karierten, nicht mehr ganz sauberen Hemd und den feinen Damenhandschuh, an dem die Verkäuferin immer unwilliger zog. »Was kosten sie denn?«
    »69 Mark.« Endlich hielt die Verkäuferin den Handschuh in der Hand. Er sah jetzt ausgebeult und irgendwie verbogen aus.
    »So viel?«
    Die Mädchen lächelten nicht mehr. Die eine zog den Handschuh wieder zurecht und faltete ihn, die andere reichte ihr die Plastiktüte. Als sie ihn wieder in den Karton legen wollten, streckte Paul den Arm aus.
    »Wieso packen Sie sie weg? Ich kaufe sie!«
    Sie sahen ihn an. Die eine packte die Handschuhe in eine flache Papiertüte mit einer Krone auf der Vorderseite, die andere tippte

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