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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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wurde, sondern schon tot war, als man ihn dorthin brachte. Der Gerichtsarzt sagte aus, daß der Tat eine Schlägerei vorangegangen sein muß. Die rechte Faust des Toten wies Hautabschürfungen auf, außerdem hatte er Verletzungen an Kopf, Leber und Milz, die von schweren Schlägen und Tritten herrührten. Die Tatwaffe ist bisher noch nicht gefunden worden. Es handelt sich vermutlich um ein kräftiges, dolchartiges Messer, wie sie überall in Sport- und Jagdgeschäften zu haben sind.
    Paul klappte die Zeitung zusammen und schob sie wieder zu Franz hin.
    »Na und? Glaubst du etwa, ich war's?«
    »Du hast nichts damit zu tun?« fragte Franz langgezogen.
    Paul schüttelte den Kopf. »Ich verstehe überhaupt nicht, wie du darauf kommen konntest!«
    »Ich hab gehört, daß man unten am Elbuferweg einen Jungen gesehen hat, dessen Beschreibung verdammt genau auf dich paßt: rot-schwarz kariertes Hemd, Jeans, lang und mager, mit einem Koffer ... Aber natürlich können eine Menge Leute so aussehen, oder?«
    Franz nahm eines der sauberen Biergläser, die umgekehrt auf einem gewürfelten Trockentuch standen, und goß es halb voll Korn. »Mord ist etwas, was mir nicht liegt«, murmelte er.
    Paul beugte sich über die Theke, holte sich auch ein Glas und drückte den Bierzapfhahn hoch. »Ich glaube nicht, daß es Mord war. Totschlag. Bertie hatte bei mir geschwatzt und war sicher so dumm, das zu erzählen. Sie wollten ihm eine Abreibung verpassen, ich kann es mir gut vorstellen, aber Bertie hatte ein Messer, und das war sein Pech. Einer von der Bande muß übergeschnappt sein und hat Bertie umgelegt. Wenn man es so sieht, war es ein Unfall.« Paul lachte hart und freudlos. »Aber sie waren schlau genug, um sich bei dem Spiel gleich eine Rolle für mich auszudenken.«
    Er berichtete Franz, was sich mit Bertie im Kaufhaus und danach mit Fred, Harald und Walter an der Elbe unten abgespielt hatte, und von seiner Flucht nach Altona.
    »Das paßt ja genau!« knurrte Franz erbost. »Sie wollten dich reinhängen. Eine verfluchte Gemeinheit!«
    »So kann man es nennen! Aber ich hatte Glück. Mein Bewährungsfritze war wenigstens einmal zu etwas gut – er hat mir ein Alibi verschafft.«
    Franz spülte sein Glas aus und stellte es wieder auf das Tuch. »Du mußt weg von hier, das habe ich doch die ganze Zeit schon gesagt! Du kommst nicht gegen sie an!«
    »Und du willst mir dabei helfen?«
    »Natürlich, wenn ich es kann! Wieviel brauchst du? 500? 1000?«
    »Einen Satz Dietriche und einen Schweißbrenner.«
    Eine Minute lang war es totenstill; dann hörte man das Quieken des Korkens am Flaschenrand, als Franz sich noch einen Korn nachschenkte. »Sag das noch mal!«
    Paul schwieg.
    Franz schüttelte den Kopf. »Nein, Junge, auf diese Art schaffst du es nicht!«
    »Hör zu, Franz ... Ich werde dir keine Einzelheiten mitteilen, das ist besser, aber eins kann ich dir sagen: Es ist eine sichere Sache, eine wirklich gute Gelegenheit. Ein Zufall, wie man ihn nur alle hundert Jahre trifft. Und ich hab's auf dem Präsentierteller ... Ich wäre ein Vollidiot, wenn ich's nicht machen würde!«
    »Mann, hier suchen sie noch nach dem Mörder von Bertie, und du willst gleich wieder Staub aufwirbeln? Das ist doch die größte Dummheit, die mir je untergekommen ist!«
    »Ja, das ist der Haken ... Viel Zeit habe ich nicht. Aber ich bekomme genug Geld, um dem ganzen Laden endgültig den Rücken zu kehren.«
    »Es ist Wahnsinn!« beharrte Franz.
    »Und ich habe ein Alibi!« sagte Paul dagegen.
    »Welches?«
    »Mein neues Zimmer. Ich muß reinpoltern und dann wieder ungesehen rausschleichen ...«
    »Bist du betrunken?« fuhr Franz dazwischen, »was ist mit dir passiert? Etwas auf eine so stümperhafte und läppische Art anzufangen, grenzt wirklich an Selbstmord! Dieses Weib hat dich ganz schön weichgemacht!«
    »Susann? Die ist mir doch völlig egal.«
    »Also doch!« Franz stellte sein Glas hart auf die Theke. »Ich hab's ja geahnt! Sie ist mir egal! ... Du hättest eben dein Gesicht sehen müssen! Schon, wie du den Namen aussprichst – das sagt alles! Und ihr schlauer Bruder? Was hat der dir beigebracht? Wie man mit dem Schweißbrenner umgeht?«
    »Ja. Und mit Alarmanlagen.«
    »Das ist ja großartig!« spottete Franz. »Alles hat er dir gezeigt, wie? Im Knast? In der Zelle? Haben sie euch dort einen Modellsafe zu Übungszwecken zur Verfügung gestellt? Wie aufmerksam ... Ach so, du kannst alles nur in der Theorie? Und die Praxis sieht immer genauso aus?

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