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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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Na, du wirst dich vielleicht umsehen!«
    Paul schwieg. Dann sagte er sehr leise: »Ich tu's, so oder so ... Heute abend.«
    Franz ließ erschöpft die Arme sinken und stützte sich auf die Theke. »Was kann ich tun, um dich umzustimmen?«
    »Nichts, Franz, danke!«
    »Schön.« Franz richtete sich auf und musterte Paul so lange, bis er den Blick senkte. »Ich werde dir die Sachen beschaffen. Und noch etwas. Ich werde versuchen, dir einen Schiffsplatz offenzuhalten.«
    »Aber ich ...« begann Paul.
    Franz hob die Hand. »Ich habe zwar nicht mehr die alten Verbindungen, aber ich kenne Konrads, den Kapitän der Frederiksborg. Ein alter Kasten, aber er sticht morgen in See, rüber nach Dänemark. Um halb sechs, soviel ich weiß. Konrads wird das für mich schon deichseln. Du mußt es ja nicht tun, aber du brauchst doch einen möglichen Fluchtweg, oder?«
    »Natürlich, Franz. Vielen Dank!«
    »Hol dir die Sachen nach zehn hier ab. Oder schick deine Susie!« Franz wandte sich ab.
    Paul stand auf. »Sie mag das nicht.«
    »Was mag sie nicht?«
    »Wenn man sie Susie nennt.«
    Paul ging mit seinen Paketen zur Tür, ohne gegessen zu haben. Franz lachte hinter ihm her, aber es war ein trauriges Lachen.
    Paul drehte sich nicht noch einmal um.

27
    Als er vor Susanns Tür stand, wartete er, bis er wieder ruhiger atmete. Verflixte Hexe! dachte er und überlegte, was sie heute anhaben würde.
    Sie trug Hosen. Knallrote Jerseyhosen und einen schwarzen Pullover, über dem ihre Haut weiß wie leeres Papier aussah.
    Paul ging wortlos an ihr vorbei in das Zimmer und warf seine Päckchen und Tüten auf die Couch.
    Sie folgte ihm. »Das nennst du Vormittag? Ich dachte schon, du wärst irgendwo am Hafen liegengeblieben!«
    Paul sah auf. Ihr Gesicht war nicht wütend. Erstaunt, das war's. Sie sah ihn so verwundert an, als hätte sie wirklich nicht damit gerechnet, ihn wiederzusehen. Paul dachte nicht weiter darüber nach, sondern grinste nur:
    »Hast du dein Geld schon verlorengegeben?«
    Susann antwortete nicht. Sie lächelte und ging langsam auf ihn zu.
    »Ehrlich«, sagte er heiser, »du hast gedacht, ich versauf es? Oder hast du gefürchtet, ich bring's mit einem Mädchen durch? Mit einem anderen Mädchen?« Er stand vor ihr.
    Susann bückte sich, nahm einen vollen Aschenbecher vom Glastisch und ging in die Küche. Sie sagte leichthin: »Ich habe mir weiter keine Gedanken gemacht. Hast du Hunger?«
    Paul sah ihr nach, dann warf er sich auf den Boden und schaltete den Plattenspieler ein. »Du wirst dich noch wundern!« flüsterte er und hämmerte mit der Faust den Takt auf den Teppich.
    Sie aßen zusammen in der Küche, und Paul berichtete ihr, was er seit gestern erlebt hatte, bis der Peterwagen am Elbufer auftauchte. Sein neues Zimmer und das Mädchen Helga ließ er aus.
    Susann unterbrach ihn kein einziges Mal. Erst als er fertig war, steckte sie sich eine Zigarette an und meinte: »Du kannst ja immer noch aussteigen. Ich rufe Kodell an, und er ...«
    »Hör endlich auf damit!« brüllte Paul. Seine Stimme überschlug sich, und er rannte hinaus. Hinter ihm kippte sein Stuhl gegen die Tür und krachte zu Boden.
    Susann folgte ihm. »Reg dich schon ab!«
    »Halt doch den Mund!« schrie er.
    »Du könntest ja auch zur Polizei gehen«, schlug sie leise vor.
    Paul drehte sich um und fuhr mit erhobenen Händen auf sie los. »Hör doch endlich auf damit! Hört auf! Alle miteinander ... Ich habe genug davon, genug ...« Er schrie, bis er heiser war. Der Schmerz in seinem Magen brannte, und im ersten Moment dachte er, es sei Hunger. Dann fiel ihm ein, daß er schon gegessen hatte, aber er wußte nicht mehr, was. Erschöpft sank er auf die Couch.
    »60 000 sind sehr viel Geld«, murmelte er, »ein richtiger Haufen Geld ...« Er schloß die Augen.
    Ich träume, dachte er, ich träume das alles nur!

28
    Susanns Stimme rief seinen Namen, und davon wachte er auf.
    Es war dunkel im Zimmer, nur in der Küche brannte Licht. Paul streckte sich und lächelte. Dann erinnerte er sich wieder an alles, und die Angst legte sich wie ein lähmendes Band über ihn. Schweiß brach ihm aus allen Poren. Als er sich aufsetzte, flimmerte es vor seinen Augen.
    »Es ist schon halb zehn!« rief Susann aus der Küche.
    Paul sah auf seine neue Uhr. Die Zeiger leuchteten grün, die Zeit stimmte ... Vor genau zwölf Stunden hatte ihn Kulmhof geweckt.
    Paul stand auf und wankte ins Badezimmer, aber auch das kalte Wasser half nichts. Er stützte sich auf das Waschbecken

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