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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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reichte nicht aus, er wurde zurückgedrängt, so stark er sich auch gegen die Tür stemmte.
    »So helfen Sie mir doch, verdammt noch mal!« zischte er.
    Über ihnen im Treppenhaus ging das Licht an. Die Frau preßte sich gegen die Tür, Paul hörte einen Schlüssel knirschen und sah ihre Hand, die den Riegel vorschob.
    Die Tür war verschlossen.
    Draußen hämmerten sie gegen die Holzfüllung. Von oben kamen Schritte die Treppe herunter. Paul sah sich nach der Frau um.
    Unter der dunklen Schminke musterten ihn harte Augen. »Los!« kommandierte sie und zerrte ihn über den Treppenabsatz zu einer Tür, schob ihn hinein und verschloß die Tür von innen. Im Treppenhaus hörten sie Schritte, lautes Poltern, eine dritte, fremde Stimme und einen erregten Wortwechsel.
    Dann wurde es wieder ruhig.
    Paul wankte in das Zimmer hinein. Aus der offenen Küchentür kam ein schwacher Lichtschimmer; Paul entdeckte die Umrisse eines Ohrensessels und ließ sich hineinfallen. Über ihm leuchteten die acht Birnen einer spinnenförmigen Deckenlampe auf.
    »Willst du hier einschlafen?« fragte die Frau von der Tür her. »Denkst du vielleicht, du könntest dich hier häuslich einnisten?«
    Paul wandte müde den Kopf.
    Sie stand hoch aufgerichtet hinter ihm; er sah, daß sie fertig zum Ausgehen geschminkt und angezogen war. Es war schwer, ihr Alter zu schätzen, aber sie hätte leicht seine Mutter sein können. Sie winkte mit dem Kopf. »Los, steh auf. Denkst du, ich bin die Fürsorge?«
    »So was Ähnliches!« grinste er.
    Das Gesicht der Frau blieb unbeweglich. »Hier ist meine Privatwohnung, hier kann ich mir keinen Stunk leisten. Verschwinde!«
    Paul verkroch sich tiefer in den Sessel. »Sie müssen mir helfen!« stieß er hervor.
    Sie lachte trocken. »Ich muß? Ach! Du hast wohl mal was vom goldenen Hurenherz gehört? Aber ohne mich, Freundchen! Macht ihr eure Schwierigkeiten unter euch ab; ich habe an meinen eigenen grade genug. Und jetzt hau ab – ich muß weg.«
    »Vorhin waren Sie doch ganz freundlich!« versuchte es Paul noch einmal.
    Doch sie blieb unbeeindruckt. »Das ist mein Geschäft.«
    »Wieviel wollen Sie haben?« Paul faßte in seine Hosentasche nach dem zusammengerollten Geldschein von Franz.
    »Behalt dein lächerliches Geld! Ich will nur meine Ruhe. Dort ist die Tür!«
    »Wenn ich jetzt rausgehe, dann werden sie wissen, daß ich bei Ihnen war!« warnte Paul leise.
    Sie lachte. »Wenn sie nicht von der Polizei sind, habe ich keine Angst!«
    »Dann sind Sie zu beneiden.« Pauls Hände zitterten, als er sich aus dem Sessel stemmte. Ohne die Frau noch einmal anzusehen, ging er zur Wohnungstür und öffnete sie.
    Das Treppenhaus war still und dunkel.
    Als er dicht an der Haustür stand, hörte er, wie auf der anderen Seite ein Streichholz angerissen wurde.
    »He!«
    Plötzlich war sie wieder hinter ihm. Er hörte das Knacken des Lichtschalters, es wurde hell.
    »Geh dort hinten runter, die halbe Treppe, dann durch die Hintertür, nach links über den Hof und über die Mauer.«
    Er sah sie an. Ihr Gesicht war ausdruckslos.
    Paul erreichte die Hintertür und drückte sie auf. Der Hof war ein winziges Dreieck, das zwischen den Häusern ausgespart war. Das einzige Licht kam aus den Fenstern. Paul machte ein paar Schritte und zuckte zusammen. Direkt vor ihm hatte sich etwas bewegt. Ein schwarzer Schatten huschte vorbei, etwas rutschte klappernd über den Boden.
    Eine Katze und ein hölzernes Kinderauto.
    Paul ging weiter und erreichte das handtuchbreite Mauerstück, das den Hof mit der Parallelstraße verband. Es stank nach verfaultem Fisch, Asche und Küchenresten. Vorsichtig schob Paul eine der drei Abfalltonnen gegen die Mauer und legte den Deckel zurecht. Dann versuchte er, auf den Seitengriff zu steigen, aber sein Gewicht ließ die Tonne kippen. Paul packte die zweite Tonne und zog sie so dicht neben die erste, daß die Griffe sich berührten. Er versuchte es ein zweites Mal.
    Die Tonne schwankte etwas, aber sie trug ihn. Er richtete sich auf und faßte nach dem oberen Rand der Mauer.
    In einem der Häuser wurde ein Fenster geöffnet.
    Paul drückte sich flach gegen die Steine und wartete. Eine Männerstimme fragte etwas, eine Frau antwortete. Paul spürte, wie sein Schuh langsam von dem Griff abglitt, und krallte sich verzweifelt mit den Händen fest. Ein zweites Fenster wurde geöffnet. Paul stieß sich endgültig ab und hing halb über der Mauer. Unter ihm fiel die Tonne mit blechernem Dröhnen um.
    Paul wartete

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