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Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition)

Titel: Tod in St. Pauli: Krimi Klassiker - Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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zwei, die durch den Park gingen ... War es Einbildung?
    Paul blieb stehen.
    »Was ist?« fragte Susann leise.
    »Nichts«, flüsterte Paul. Rechts von ihnen raschelte etwas, aber es war nichts zu erkennen.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte Susann, »vielleicht nimmt er ein Taxi und ist dann vor uns da.« Sie begann wieder zu laufen.
    Paul rannte erleichtert noch etwas schneller. Sie kamen aus dem Park heraus und blieben kurz stehen, um sich umzusehen.
    Kein Taxi!
    Susann ging über die Straße und auf den Eingang des modernen Hochhauses zu. Die meisten Fenster waren hell erleuchtet. Susann holte einen Schlüssel aus ihrer Handtasche und schloß auf. Paul fühlte sich nackt und ungedeckt im Rücken, als er sich hinter ihr ins Treppenhaus schob, aber nichts geschah.
    Sie fuhren mit dem Lift in den vierten Stock hinauf, gingen einen Korridor entlang, und Susann schloß wieder eine Tür auf. Sie ging vor, knipste innen Licht an, überquerte einen schmalen Flur, und kurz darauf brannte im nächsten Zimmer eine Stehlampe. Paul blieb an der Tür stehen und sah zu den großen Fenstern hinüber.
    Sie nahmen fast eine ganze Wandbreite des rechteckigen Wohnraums ein.
    Der Boden war mit einem roten Spannteppich ausgelegt; darauf standen eine schwarze Couch, schwarz-weiße Fellsessel, ein niedriger Tisch aus Glas, ein kleines Büchergestell, vollgepackt mit Plattenhüllen, ein Fernsehgerät und ein Plattenspieler. Die Vorhänge waren auch rot. Sie waren nicht zugezogen. Paul sah auf die flimmernden Lichter der Schiffe und Docks.
    »Gefällt es dir?« fragte Susann.
    Paul antwortete nicht. Er stand immer noch an der Tür. Sie wandte sich nach ihm um.
    »Ob es dir gefällt, Stockfisch?«
    »Sehr«, sagte Paul zerstreut und ging langsam in den Wohnraum hinein. Er schob sich an der Wand entlang bis zum Fenster und beugte sich vorsichtig vor.
    Unten, im Licht einer Straßenlaterne, parkte der schwarze Volkswagen.

7
    Paul versuchte, die Vorhänge zu schließen, und riß verzweifelt an den roten Stoffbahnen.
    »Was machst du da?« rief Susann ärgerlich.
    Er wich zurück. »Licht aus, Vorhänge zu, schnell!« Seine Stimme klang hoch und hysterisch.
    Aber Susann reagierte sofort. Sie zog die Vorhänge mit zwei Griffen zu und kam zu ihm herüber. »Du bist ja grün wie ein Gespenst! Hast du Angst vor so einem alten Knacker?«
    Paul schluckte und strich sich mit einer Hand die Haare aus der Stirn. Sie beugte sich über den Glastisch und nahm eine Zigarette aus einer aufgerissenen Packung.
    »Los, steh nicht rum wie ein Ölgötze! Was hat Joss dir aufgetragen?«
    Paul fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Er brachte kein Wort heraus. Sie waren ihm gefolgt, na und? Was konnten sie ihm schon anhaben, hier war er sicher. Bei dieser Frau ... Er lächelte sanft und glücklich.
    Susann runzelte die Stirn. »Was grinst du so albern? Sag, was du mir zu sagen hast; ich hab nicht ewig Zeit!« Sie sah sich nach Streichhölzern um und fand eine Schachtel auf einem Sessel.
    »Es ist eine lange Geschichte«, sagte er.
    Sie zuckte mit den Achseln und zog ein Streichholz heraus. Mit einem Satz war er bei ihr, nahm ihr das Hölzchen aus der Hand und riß es ein paarmal hastig an, bis es brannte.
    Sie sog den Rauch tief ein und murmelte: »Danke!« Dann ließ sie sich in einen Sessel fallen und schlug die Beine übereinander.
    Er hustete. »Kann ich bitte etwas zu trinken haben?«
    Sie hob ungeduldig den Kopf. »Hinter dir ist die Küche. Im Kühlschrank ist alles, was ich habe.«
    Er hatte die Tür fast erreicht, als plötzlich ein schrilles Klingeln die Stille zerriß. Er blieb stehen. Susann hatte sich halb aus dem Sessel erhoben. Schweigend warteten sie.
    Es läutete kurz darauf zum zweitenmal. Unendlich lang und aufdringlich.
    Paul war unfähig, sich zu bewegen oder zu sprechen. Er sah zur Wohnungstür hinüber, die hinter der offenen Zimmertür in dem kleinen Flur die einzige Trennwand zwischen ihm und dem anderen bildete, der draußen stand.
    Es läutete wieder, dann war es still.
    Paul gab sich einen Ruck. Lautlos setzte er einen Fuß vor den anderen. Er spürte den weichen Teppich unter den Sohlen. Als er den Flur erreichte, hörte er hinter sich Susanns Atem.
    Er war jetzt an der Tür und lauschte.
    Es klingelte wieder; er fuhr zurück und starrte nach oben auf die Glocke und den vibrierenden Klöppel. »Haben Sie etwas Papier?« flüsterte er.
    Susann ging in das Zimmer und kam mit einer Modezeitschrift zurück. Paul riß die

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