Tod in Tanger (Thriller) (German Edition)
woran es keinen Zweifel gab.
Ist es nicht im Grunde genommen gleichgültig, wer oder was er ist? fragte sie sich. Mit der Hand fuhr sie sich nervös über das Gesicht.
Durch die offenstehende Tür, die hinaus zur Terrasse führte, trat Aziz ein.
„Ich mache Schluß für heute“, meinte er.
Sie blickte auf und nickte.
„Gut.“
„Auf Wiedersehen, Miss...“
Sie erwartete jetzt eigentlich, daß er sich zum Gehen wenden würde. Aber er tat es nicht. Er blieb in der Tür stehen, mit einem Bein im Wohnzimmer, mit dem anderen auf der Terrasse. Elsa hob die Augenbrauen.
„Ist noch etwas, Aziz?“
„Ja, wegen unseres Gesprächs...“
Elsa stand auf, ließ die Zeitungen liegen und machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Vergessen Sie es, Aziz.“
„Meinetwegen. Aber das ist es nicht.“
Sie runzelte die Stirn und musterte ihn überrascht.
„Was dann?“
„Ich will mich keineswegs in Ihre Angelegenheiten mischen, aber vielleicht sollte ich es doch sagen...“
„Was meinen Sie?“
„Lieben Sie Mr.Jensen, Miss?“
Elsa starrte ihn einen Augenblick lang wie entgeistert an. Dann nickte sie.
„Ja, natürlich.“
„Gibt es Liebe ohne Vertrauen?“
Sie sah ihn an, und das war ihm offenbar unangenehm. Dann zuckte Aziz mit den Schultern. „Vielleicht gibt es das: Liebe ohne Vertrauen!“ meinte er dann. Er schmunzelte und setzte dann hinzu: „Meine Frau vertraut mir ja schließlich auch nicht!“
Sein Blick war nach innen gewandt, als er vor sich hin lächelte. „Sie reimt sich die dollsten Sachen zusammen. Meistens verdächtigt sie mich, irgendwo etwas mit anderen Frauen zu haben... Wie gesagt, sie traut mir nicht über den Weg. Aber wir sind seit 30 Jahren verheiratet! Als wir uns erst ein paar Wochen kannten, so wie Sie und Mr.Jensen...“ Er brach ab und zuckte mit den Schultern.
„Na ja, vielleicht liegt es daran, daß wir unterschiedlichen Kulturen angehören.“
„Nein, das glaube ich nicht.“
„Wenn Sie Mr.Jensen lieben, dann vertrauen Sie ihm doch ein klein bißchen. Er ist ein ehrenwerter Mann.“
„Nun, ich...“
„Ein sehr ehrenwerter Mann. Davon bin ich überzeugt, auch wenn ich nicht viel über ihn weiß!“
„Vielleicht haben Sie recht, Aziz...“
„Bestimmt habe ich das, Miss!“ Am Abend kam endlich ein Anruf von Robert. Seine Stimme klang, als wäre er sehr weit weg. Aber das mochte an den schlechten Leitungen liegen oder ganz einfach Einbildung sein.
Er sagte, daß er von Madrid aus anrufe.
Sie fragte, ob er ihr eine Nummer durchgeben könnte, unter der er zu erreichen wäre.
„Nein“, meinte er. „Ich rufe dich wieder an.“
„Und wann?“
„Ich werde sehen...“
Einen Augenblick lang wollte sie ihn fragen, weshalb er zwei Pässe besaß und warum zum Teufel er ihr nicht offen und ehrlich sagen konnte, womit er sein Geld verdiente! Es war ein einziger, törichter Augenblick, mehr nicht.
Und dann fragte sie sich auf einmal, ob sie eigentlich ihrer eigenen Wahrnehmung noch trauen konnte. Sie versuchte, die Dinge im Kopf zusammenzubringen, die ihr Mißtrauen begründeten.
Aber da schien auf einmal nichts mehr zu sein. Gar nichts.
Sie hörte seine ruhige, sichere Stimme, und die Schatten in ihrem Inneren lösten sich auf.
„Ich liebe dich, Robert!“ sagte sie in das Telefon hinein.
„Ich dich auch, Elsa.“
Die Antwort klang etwas hölzern, aber Elsa hatte das Gefühl, daß sie ehrlich gemeint war. Robert hatte Madrid per Zug verlassen.
Er hatte einen Schlafwagen genommen, und jetzt, am Morgen, fühlte er sich ausgeruht. Das Rattern der Schwellen hatte ihn geweckt. Er zog sich rasch an und schaute auf die Uhr. Es waren noch mehr als zwei Stunden bis zum Gare d'Austerlitz in Paris.
Es blieb ihm also noch mehr als genug Zeit, um zu frühstücken. Er quetschte sich durch die engen Korridore an den Abteilen vorbei. Einige Fahrgäste kamen ihm entgegen. Schließlich hatte er den Speisewagen erreicht.
Er aß ein Croissant mit Milchkaffee und sah dabei nachdenklich aus dem Fenster.
Später, nachdem der Zug im Gare d'Austerlitz eingefahren war und Robert den Zug verlassen hatte, verstaute er sein Gepäck in einem der Schließfächer. Er würde nicht lange in Paris bleiben. Ein paar Stunden, wenn alles glattging.
Und wenn das, was er vorhatte, doch mehr Zeit in Anspruch nehmen würde, als er ursprünglich eingeplant hatte, dann konnte er sich immer noch ein Zimmer in der Nähe des Bahnhofs suchen.
Er nahm
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